Die Biene Maja | Page 6

Waldemar Bonsels
Wenn die Rose welkt und f?llt, mu? auch ich dahin.
Und drau?en zog langsam der strahlende Fr��hlingstag ��ber die bl��hende Erde herauf.

Drittes Kapitel
+Der Waldsee und seine Leute+
Ach, dachte die kleine Maja im Dahinfliegen, nun habe ich vergessen, Peppi nach den Menschen zu fragen. Ein so erfahrener Mann, wie er, h?tte mir sicherlich die beste Auskunft geben k?nnen. Aber vielleicht w��rde sie heute noch selbst einem Menschen begegnen. Voll Unternehmungslust und Frohsinn lie? sie ihre blanken Augen ��ber das weite bunte Land schweifen, das sich unter ihr in seiner sommerlichen Pracht ausbreitete.
Sie kam an einem gro?en Garten vor��ber, in dem es von tausend Farben leuchtete. Es begegneten ihr vielerlei Insekten, die ihr Wandergr��?e zuriefen und frohe Fahrt und gute Ernte w��nschten. Jedesmal wenn sie einer Biene begegnete, schlug anf?nglich ihr Herz ein wenig, denn sie f��hlte sich in ihrer Unt?tigkeit doch etwas schuldig und f��rchtete sich, Bekannte zu treffen. Aber sie merkte bald, da? die Bienen sich weiter nicht um sie k��mmerten.
Da sah sie pl?tzlich den blauen Himmel in unendlicher Tiefe unter sich leuchten. Sie dachte zuerst in gro?em Schrecken, sie w?re vielleicht viel zu hoch geflogen und h?tte sich im Himmel verirrt, aber da sah sie, da? sich am Rande dieses unterirdischen Himmels die B?ume spiegelten, und sie erkannte zu ihrem Entz��cken, da? es ein gro?es, stilles Wasserbecken war, das blau und klar im ruhigen Morgen dalag. Sie lie? sich voll Freude bis dicht auf die Oberfl?che nieder und konnte nun sich selbst im Spiegelbild im Wasser fliegen sehen, sie sah ihre hellen Fl��gel wie reines flimmerndes Glas blinken, gewahrte, da? ihre Beinchen richtig am K?rper lagen, wie Kassandra es sie gelehrt hatte, und sah die sch?ne Goldfarbe ihres K?rpers im Wasser scheinen.
Es ist wirklich eine Wonne, so ��ber eine Wasserfl?che dahinzufliegen, jubelte sie. Sie erblickte gro?e und kleine Fische, die in der hellen Flut dahinschwammen, oder ganz ruhig darin zu schweben schienen. Maja h��tete sich wohl, ihnen zu nahe zu kommen, denn sie wu?te, da? ihr vom Geschlecht der Fische Gefahr drohte.
Als sie am andern Ufer des Sees anlangte, lockte das warme Schilf sie und die riesengro?en Bl?tter der Seerosen, die wie gr��ne Teller auf dem Wasser lagen. Sie w?hlte eines der verborgensten Bl?tter, ��ber dem die hohen blanken Schilfhalme sich in der Sonne wiegten, und das selbst beinahe ganz im Schatten lag. Nur ein paar runde Sonnenflecke lagen darauf, wie Goldm��nzen.
?Herrlich,? sagte die kleine Biene, ?also wirklich ganz herrlich.? Sie begann sich ein wenig zu s?ubern, indem sie mit beiden Armen hinter ihren Kopf griff und ihn etwas nach vorn zog, als ob sie ihn abrei?en wollte. Aber sie h��tete sich, zu fest zu ziehn, es handelte sich nur darum, den Staub zu entfernen. Dann strich sie mit den Hinterbeinchen ��ber die Fl��geldecken, so da? sie sich nach unten bogen und wundervoll blank wieder in ihre alte Lage zur��ckschnellten.
Da kam ein kleiner stahlblauer Brummer zu ihr, lie? sich neben ihr auf dem Blatt nieder und schaute sie erstaunt an.
?Was wollen Sie hier auf meinem Blatt?? fragte er.
Maja erschrak.
?Man wird sich doch wohl einen Augenblick ausruhen d��rfen?, sagte sie. Sie erinnerte sich, da? Kassandra ihr mitgeteilt hatte, da? das Volk der Bienen ��berall in der Insektenwelt in gro?em Ansehen stehe. Nun wollte sie einmal eine Probe machen, ob es ihr gel?nge, sich in Respekt zu setzen. Aber ihr Herz klopfte doch etwas, weil sie sehr laut und entschieden geantwortet hatte.
Der Brummer erschrak in der Tat sichtlich, als er merkte, da? Maja nicht willens war, sich etwas vorschreiben zu lassen. Mit verdrossenem Summen schwang er sich auf einen Schilfhalm, der sich ��ber das Blatt neigte, auf dem Maja sa?, und sagte um vieles h?flicher von oben herunter aus dem Sonnenschein:
?Sie sollten lieber einiges arbeiten, wie es sich f��r Sie geh?rt, aber wenn Sie der Ruhe bed��rfen ... immerhin. Ich werde hier warten.?
?Es sind doch wirklich Bl?tter genug da?, meinte Maja.
?Alles vermietet?, sagte er. ?Man ist heutzutage froh, wenn man ein kleines Grundst��ck sein eigen nennt. W?re mein Vorg?nger nicht vor zwei Tagen vom Frosch gefangen worden, so h?tte ich heute noch keine rechte Unterkunft. Immer bald hier, bald dort zu ��bernachten, hat viel gegen sich. Es hat halt nicht jeder ein so geordnetes Staatswesen, wie Sie es pflegen. ��brigens mein Name ist Hans Christoph, mit Verlaub mich Ihnen vorzustellen.?
Maja schwieg und dachte mit Schrecken dar��ber nach, wie furchtbar es sein m��sse, in die Gewalt des Frosches zu geraten.
?Gibt es in diesem Gew?sser viele Fr?sche?? fragte sie den Brummer und setzte sich genau in die Mitte des Blattes, damit man sie vom Wasser aus nicht erblickte.
Der Brummer lachte.
?Geben Sie sich keine M��he,? spottete er, ?der Frosch kann Sie von unten sehn, wenn die Sonne leuchtet, weil das Blatt dann durchscheint. Er sieht ganz genau, wie Sie auf meinem Blatt sitzen.?
Maja, die von der b?sen Vorstellung befallen wurde, dicht unter ihrem Blatt s??e
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 49
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.