Die Abtissin von Castro | Page 4

Stendhal
einem kleinen krampfhaften Zucken pre?te sie durch die Z?hne: "Das soll mein Todesurteil sein, und das Ihre."
Diese Drohung wirkte entscheidend auf die zage Seele des Chevaliers, der bis dahin ��ber die unvorhergesehene Krisis nach solcher Hingabe nur erstaunt war. Er begann zu lachen.
Ein pl?tzliches Rot bedeckte die Wangen der F��rstin, die wie Scharlach wurden. 'Der Zorn wird sie ersticken,' dachte der Chevalier, 'sie wird einen Schlaganfall bekommen.' Er n?herte sich, um ihr Kleid aufzuschn��ren, sie stie? ihn mit einer Festigkeit und Kraft zur��ck, die er nicht gewohnt war. S��nec�� erinnerte sich sp?ter, da? er bei diesem Versuch, sie in seine Arme zu schlie?en, sie mit sich selbst hatte sprechen h?ren. Er zog sich ein wenig zur��ck, unn?tig, denn sie schien ihn nicht mehr zu sehen. Mit tiefer Stimme sprach sie, als w?re sie hundert Meilen von ihm entfernt: "Er beleidigt mich, er fordert mich heraus. Bei seiner Jugend und mit der seinem Volke eigent��mlichen Indiskretion wird er sicher der Orsini alle Unw��rdigkeiten, zu denen ich mich erniedrige, erz?hlen. Ich bin meiner nicht sicher, ich kann nicht daf��r einstehen, da? ich diesem Gesicht gegen��ber unempfindlich bleibe." Hier folgte ein neues Schweigen, das dem Chevalier sehr langweilig vorkam. Die F��rstin erhob sich endlich und sagte in einem klagenden Ton: "Man mu? ein Ende machen."
S��nec��, der durch die Wiedervers?hnung den Glauben an den Ernst der Aussprache verloren hatte, sagte einige scherzhafte Worte ��ber ein Abenteuer, von dem in Rom viel gesprochen wurde.
"Verlassen Sie mich, Chevalier," unterbrach ihn die F��rstin, "ich f��hle mich nicht wohl ..."
'Diese Frau langweilt sich,' dachte S��nec��, indem er sich beeilte, ihr zu gehorchen, 'und nichts ist so ansteckend wie die Langweile.' Die F��rstin war ihm bis zum Ende des Saals mit den Blicken gefolgt. 'Und ich war im Begriff, unbesonnen das Geschick meines Lebens zu entscheiden!' sagte sie mit einem L?cheln. 'Zum Gl��ck haben mich seine Scherze ern��chtert! Wie dumm ist doch dieser Mensch! Wie kann ich ein Wesen lieben, das mich so wenig versteht? Er will sich und mich mit einem scherzhaften Wort am��sieren, wenn es sich um mein Leben und um das seine handelt!' Sie erhob sich. 'Wie seine Augen sch?n waren, als er das Wort sagte! Man mu? zugeben, die Absicht des armen Chevaliers war liebensw��rdig; er hat meinen ungl��cklichen Charakter erkannt; wollte mich den tr��ben Schmerz, der mich bewegt, lieber vergessen lassen, statt mich nach seiner Ursache zu fragen. Ach, der liebensw��rdige Franzose! Habe ich denn das Gl��ck gekannt, bevor ich ihn liebte?'
Und sie gab sich mit Entz��cken den Gedanken an die Vorz��ge ihres Geliebten hin. Aber allm?hlich gingen diese ihre Gedanken auf die Reize der Gr?fin Orsini ��ber, und ihre Seele st��rzte ins Dunkel. Qualen der furchtbaren Eifersucht ergriffen sie. Schon seit zwei Monaten beunruhigte sie eine unheilvolle Vorahnung. Ihre einzigen ertr?glichen Augenblicke waren jene, welche sie mit dem Chevalier verbrachte und doch sprach sie, wenn sie nicht in seinen Armen lag, fast immer gereizt mit ihm.
Der Abend wurde schrecklich. Ganz ersch?pft und fast ein wenig durch den Schmerz beruhigt, kam ihr der Einfall, mit dem Chevalier zu sprechen. 'Er hat mich wohl gereizt gesehen, aber er wei? nicht den Grund. Vielleicht liebt er die Gr?fin nicht. Vielleicht geht er nur zu ihr, weil ein Fremder die Gesellschaft des Landes, in dem er sich befindet, sehen mu? und besonders die Familie des Herrschers. Wenn ich mir S��nec�� offiziell vorstellen lasse, und er frei und offen zu mir kommen kann, vielleicht wird er ebensogern ganze Stunden bei mir, wie bei der Orsini verbringen.'
Aber wieder kam der wildeste Zorn ��ber sie. 'Nein, ich w��rde mich erniedrigen, wenn ich ihn spreche; er wird mich nur verachten, und das wird mein ganzer Gewinn sein. Das leichtfertige Wesen der Orsini, das ich N?rrin so verachtet habe, ist ja wirklich angenehmer als mein Charakter, gar in den Augen eines Franzosen! Ich bin bestimmt nur dazu geschaffen, mich mit einem Spanier zu langweilen. Was gibt es auch Sinnloseres als immer nur schwer und ernst zu sein! Als ob, was das Leben mit sich bringt, dies nicht selber schon gen��gend w?re! Gott, was wird aus mir, wenn ich nicht mehr den Chevalier habe, der mir das Leben gibt, und das Feuer mir ins Herz senkt, das mir fehlt!'
Sie hatte Befehl gegeben, niemanden vorzulassen, aber dieser Befehl galt nicht f��r den Monsignore Ferraterra, der ihr zu berichten kam, was man bis ein Uhr morgens bei der Orsini getrieben habe. Dieser Pr?lat hatte bisher aus besten Kr?ften den Abenteuern der F��rstin gedient; aber seit diesem Abend zweifelte er nicht daran, da? S��nec�� der Geliebte der Gr?fin Orsini werden w��rde, wenn er es nicht schon war.
'Die fromme F��rstin wird mir mehr n��tzen', dachte er bei dieser Beobachtung, 'als die galante. Immer wird es sonst einen geben, den sie mir vorzieht, n?mlich ihren Liebhaber; und ist eines Tages dieser Liebhaber ein R?mer, so kann er einen
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 137
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.