Die Abtissin von Castro | Page 3

Stendhal
er seine ersten Waffeng?nge mit den Sch?nheiten am Hof des Regenten unter der Leitung des ber��hmten Canillac, seines Oheims, eines der Rou��s dieses F��rsten gehabt hatte, konnte man eine leichte Verlegenheit in S��nec��s Z��gen bemerken. Das sch?ne blonde Haar der F��rstin war etwas in Unordnung; die gro?en schwarzblauen Augen sahen den Mann starr an; ihr Ausdruck war schwer zu deuten. Dachte sie an t?dliche Rache? War es nur der tiefe Ernst leidenschaftlicher Liebe?
"Also Sie lieben mich nicht mehr?" sagte sie endlich leise. Ein langes Schweigen folgte dieser Kriegserkl?rung.
Es wurde der F��rstin schwer, sich der reizenden Anmut S��nec��s zu entziehen, der ihr, machte sie ihm keine Szene, tausend Torheiten sagen w��rde; aber sie besa? zu gro?en Stolz, um die Auseinandersetzung hinauszuschieben. Eine Kokette ist aus Eigenliebe eifers��chtig, eine galante Frau aus Gewohnheit; aber eine Frau, die wahr und leidenschaftlich liebt, hat das ganze Bewu?tsein ihres Rechtes. Diese Art, der r?mischen Leidenschaft eigen, am��sierte S��nec�� sehr; er sah darin Tiefe und Unbestimmtheit; man glaubte, die unverh��llte Seele zu schauen. Der Orsini fehlte dieser Reiz der Campobasso.
Aber da diesmal das Schweigen so lange anhielt, sah der junge Franzose, der nicht die Kunst verstand, in die verborgenen Gef��hle eines italienischen Herzens einzudringen, darin einen Schein von Ruhe und Vernunft, und das machte ihn arglos. Zudem dr��ckte ihn gerade in diesem Augenblick ein Kummer. Als er das unterirdische Gew?lbe durchschritt, das von einem benachbarten Haus in diesen Saal des Palastes Campobasso f��hrte, hatten sich einiges Spinngewebe auf die ganz frische Stickerei seines entz��ckenden, gestern aus Paris gekommenen Anzugs gelegt. Das verursachte ihm Unbehagen und au?erdem waren ihm Spinnen schrecklich.
Da er im Auge der F��rstin Ruhe zu lesen glaubte, dachte er, ob es nicht besser sei, eine Aussprache zu vermeiden und den Vorwurf sanft abzubiegen, statt ihm zu entgegnen; aber durch die Mi?stimmung, die er f��hlte, mehr zum Ernst geneigt, sagte er sich: 'W?re dies nicht g��nstigste Gelegenheit, die Wahrheit durchblicken zu lassen? Sie selber hat die Frage gestellt, also ist die halbe Peinlichkeit schon erledigt. Ich bin ja sicher nicht f��r die Liebe geschaffen. Ich habe zwar nie etwas so Sch?nes wie diese Frau mit ihren sonderbaren Augen gesehen, aber sie hat schlechte Gewohnheiten. Sie l??t mich durch widerliche, unterirdische Gew?lbe kommen. Immerhin ist sie die Nichte des Herrschers, zu dem mich mein K?nig geschickt hat. Und mehr noch, sie ist blond in einem Land, wo alle Frauen dunkel sind; das ist eine gro?e Seltenheit. T?glich h?re ich ihre Sch?nheit von Leuten in den Himmel heben, deren Zeugnis unverd?chtig ist und die nicht im Entferntesten ahnen, mit dem gl��cklichen Besitzer dieser Reize zu sprechen. Was die Macht betrifft, die ein Mann ��ber seine Geliebte haben soll, brauche ich nicht beunruhigt zu sein. Wollte ich mir die M��he nehmen, ein Wort zu sagen, so verlie?e sie ihr Haus, ihre Goldm?bel, ihren k?niglichen Oheim, und all das w��rde sie tun, um sich in Frankreich in die tiefste Provinz zu vergraben und auf einem meiner G��ter k��mmerlich und kl?glich zu leben ... Morbleu, die Aussicht auf solches Opfer begeistert mich nur zu dem festen Beschlu?, es niemals von ihr zu verlangen. Die Orsini ist ja viel weniger h��bsch; sie liebt mich, wenn sie mich ��berhaupt liebt, grade ein wenig mehr als den Kastraten Butafoco, den ich sie gestern wegschicken hie?; aber sie hat Lebensart, sie versteht zu leben, man kann im Wagen bei ihr vorfahren. Und ich bin sicher, da? sie mir nie eine Szene machen wird; sie liebt mich dazu nicht genug.'
W?hrend des langen Schweigens hatte der starre Blick der F��rstin die h��bsche Stirn des jungen Franzosen nicht verlassen.
'Ich werde ihn nicht mehr sehen', sagte sie sich. Und pl?tzlich warf sie sich in seine Arme und bedeckte mit K��ssen die Stirn und die Augen, die sich nicht mehr mit Gl��ck f��llten, wenn sie von ihnen erblickt wurde. Der Chevalier w��rde es sich nie vergeben haben, h?tte er nicht in diesem Augenblick jeden Plan eines Bruchs fallen gelassen. Aber seine Geliebte war zu tief aufgew��hlt, um ihre Eifersucht zu vergessen. Wenige Augenblicke nachher betrachtete S��nec�� sie mit Verwunderung. Tr?nen des Zornes liefen ihr ��ber die Wangen. 'Wie!' sagte sie sich, 'ich erniedrige mich so tief, da? ich von seiner Ver?nderung spreche; ich werfe sie ihm vor, ich, die ich mir geschworen hatte, es niemals zu bemerken! Und das ist noch nicht genug Niedrigkeit, ich mu? auch noch der Leidenschaft nachgeben, die mir dieses entz��ckende Gesicht einfl??t! Ah, ver?chtlich, ver?chtlich! Es mu? ein Ende nehmen.'
Sie trocknete die Tr?nen und schien wieder beruhigter. "Chevalier, wir m��ssen ein Ende machen", begann sie ruhig; "Sie besuchen h?ufig die Gr?fin ..." Da erbleichte sie. Und nach einer Weile: ... -- "Wenn du sie liebst, geh alle Tage hin, meinetwegen! Aber komm nicht mehr hierher." Sie hielt wie gegen ihren Willen an. Sie erwartete ein Wort des Chevaliers; das Wort wurde nicht gesprochen. Mit
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