Deutschland. Ein Wintermaerchen | Page 4

Heinrich Heine
beginnen?Mit den Heil'gen Drei K?n'gen, die da ruhn?Im Tabernakel da drinnen??
So h?re ich fragen. Doch brauchen wir uns?In unserer Zeit zu genieren??Die Heil'gen Drei K?n'ge aus Morgenland,?Sie k?nnen woanders logieren.
Folgt meinem Rat und steckt sie hinein?In jene drei K?rbe von Eisen,?Die hoch zu M��nster h?ngen am Turm,?Der Sankt Lamberti gehei?en.
Der Schneiderk?nig sa? darin?Mit seinen beiden R?ten,?Wir aber benutzen die K?rbe jetzt?F��r andre Majest?ten.
Zur Rechten soll Herr Balthasar,?Zur Linken Herr Melchior schweben,?In der Mitte Herr Gaspar - Gott wei?, wie einst?Die drei gehaust im Leben!
Die Heil'ge Allianz des Morgenlands,?Die jetzt kanonisieret,?Sie hat vielleicht nicht immer sch?n?Und fromm sich aufgef��hret.
Der Balthasar und der Melchior,?Das waren vielleicht zwei G?uche,?Die in der Not eine Konstitution?Versprochen ihrem Reiche,
Und sp?ter nicht Wort gehalten - Es hat?Herr Gaspar, der K?nig der Mohren,?Vielleicht mit schwarzem Undank sogar?Belohnt sein Volk, die Toren!
CAPUT V
Und als ich an die Rheinbr��ck' kam,?Wohl an die Hafenschanze,?Da sah ich flie?en den Vater Rhein?Im stillen Mondenglanze.
?Sei mir gegr��?t, mein Vater Rhein,?Wie ist es dir ergangen??Ich habe oft an dich gedacht?Mit Sehnsucht und Verlangen.?
So sprach ich, da h?rt ich im Wasser tief?Gar seltsam gr?mliche T?ne,?Wie H��steln eines alten Manns,?Ein Br��mmeln und weiches Gest?hne:
?Willkommen, mein Junge, das ist mir lieb,?Da? du mich nicht vergessen;?Seit dreizehn Jahren sah ich dich nicht,?Mir ging es schlecht unterdessen.
Zu Biberich hab ich Steine verschluckt,?Wahrhaftig, sie schmeckten nicht lecker!?Doch schwerer liegen im Magen mir?Die Verse von Niklas Becker.
Er hat mich besungen, als ob ich noch?Die reinste Jungfer w?re,?Die sich von niemand rauben l??t?Das Kr?nzlein ihrer Ehre.
Wenn ich es h?re, das dumme Lied,?Dann m?cht ich mir zerraufen?Den wei?en Bart, ich m?chte f��rwahr?Mich in mir selbst ersaufen!
Da? ich keine reine Jungfer bin,?Die Franzosen wissen es besser,?Sie haben mit meinem Wasser so oft?Vermischt ihr Siegergew?sser.
Das dumme Lied und der dumme Kerl!?Er hat mich schm?hlich blamieret,?Gewisserma?en hat er mich auch?Politisch kompromittieret.
Denn kehren jetzt die Franzosen zur��ck,?So mu? ich vor ihnen err?ten,?Ich, der um ihre R��ckkehr so oft?Mit Tr?nen zum Himmel gebeten.
Ich habe sie immer so liebgehabt,?Die lieben kleinen Franz?schen -?Singen und springen sie noch wie sonst??Tragen noch wei?e H?schen?
Ich m?chte sie gerne wiedersehn,?Doch f��rcht ich die Persiflage,?Von wegen des verw��nschten Lieds,?Von wegen der Blamage.
Der Alfred de Musset, der Gassenbub',?Der kommt an ihrer Spitze?Vielleicht als Tambour, und trommelt mir vor?All seine schlechten Witze.?
So klagte der arme Vater Rhein,?Konnt sich nicht zufriedengeben.?Ich sprach zu ihm manch tr?stendes Wort,?Um ihm das Herz zu heben:
?O f��rchte nicht, mein Vater Rhein,?Den sp?ttelnden Scherz der Franzosen;?Sie sind die alten Franzosen nicht mehr,?Auch tragen sie andere Hosen.
Die Hosen sind rot und nicht mehr wei?,?Sie haben auch andere Kn?pfe,?Sie singen nicht mehr, sie springen nicht mehr,?Sie senken nachdenklich die K?pfe.
Sie philosophieren und sprechen jetzt?Von Kant, von Fichte und Hegel,?Sie rauchen Tabak, sie trinken Bier,?Und manche schieben auch Kegel.
Sie werden Philister ganz wie wir,?Und treiben es endlich noch ?rger;?Sie sind keine Voltairianer mehr,?Sie werden Hengstenberger.
Der Alfred de Musset, das ist wahr,?Ist noch ein Gassenjunge;?Doch f��rchte nichts, wir fesseln ihm?Die sch?ndliche Sp?tterzunge.
Und trommelt er dir einen schlechten Witz,?So pfeifen wir ihm einen schlimmern,?Wir pfeifen ihm vor, was ihm passiert?Bei sch?nen Frauenzimmern.
Gib dich zufrieden, Vater Rhein,?Denk nicht an schlechte Lieder,?Ein besseres Lied vernimmst du bald -?Leb wohl, wir sehen uns wieder.?
CAPUT VI
Den Paganini begleitete stets?Ein Spiritus familiaris,?Manchmal als Hund, manchmal in Gestalt?Des seligen Georg Harrys.
Napoleon sah einen roten Mann?Vor jedem wicht'gen Ereignis.?Sokrates hatte seinen D?mon,?Das war kein Hirnerzeugnis.
Ich selbst, wenn ich am Schreibtisch sa??Des Nachts, hab ich gesehen?Zuweilen einen vermummten Gast?Unheimlich hinter mir stehen.
Unter dem Mantel hielt er etwas?Verborgen, das seltsam blinkte,?Wenn es zum Vorschein kam, und ein Beil,?Ein Richtbeil, zu sein mir d��nkte.
Er schien von untersetzter Statur,?Die Augen wie zwei Sterne;?Er st?rte mich im Schreiben nie,?Blieb ruhig stehn in der Ferne.
Seit Jahren hatte ich nicht gesehn?Den sonderbaren Gesellen,?Da fand ich ihn pl?tzlich wieder hier?In der stillen Mondnacht zu K?llen.
Ich schlenderte sinnend die Stra?en entlang,?Da sah ich ihn hinter mir gehen,?Als ob er mein Schatten w?re, und stand?Ich still, so blieb er stehen.
Blieb stehen, als wartete er auf was,?Und f?rderte ich die Schritte,?Dann folgte er wieder. So kamen wir?Bis auf des Domplatz' Mitte.
Es ward mir unleidlich, ich drehte mich um?Und sprach: ?Jetzt steh mir Rede,?Was folgst du mir auf Weg und Steg?Hier in der n?chtlichen ?de?
Ich treffe dich immer in der Stund',?Wo Weltgef��hle sprie?en?In meiner Brust und durch das Hirn?Die Geistesblitze schie?en.
Du siehst mich an so stier und fest -?Steh Rede: Was verh��llst du?Hier unter dem Mantel, das heimlich blinkt??Wer bist du und was willst du??
Doch jener erwiderte trockenen Tons,?Sogar ein bi?chen phlegmatisch:??Ich bitte dich, exorziere mich nicht,?Und werde nur nicht emphatisch!
Ich bin kein Gespenst der Vergangenheit,?Kein grabentstiegener Strohwisch,?Und von Rhetorik bin ich kein Freund,?Bin auch nicht sehr philosophisch.
Ich bin von praktischer Natur,?Und immer schweigsam und ruhig.?Doch wisse: was du ersonnen im Geist,?Das f��hr ich aus, das tu ich.
Und gehn auch Jahre dr��ber hin,?Ich raste nicht, bis ich verwandle?In Wirklichkeit, was du gedacht;?Du denkst, und ich, ich handle.
Du bist der Richter, der B��ttel bin ich,?Und mit dem Gehorsam
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