Deutschland. Ein Wintermaerchen | Page 3

Heinrich Heine
und Mecheln,?Und pack ich einst meine Spitzen aus,?Sie werden euch sticheln und hecheln.
Im Kopfe trage ich Bijouterien,?Der Zukunft Krondiamanten,?Die Tempelkleinodien des neuen Gotts,?Des gro?en Unbekannten.
Und viele B��cher trag ich im Kopf!?Ich darf es euch versichern,?Mein Kopf ist ein zwitscherndes Vogelnest?Von konfiszierlichen B��chern.
Glaubt mir, in Satans Bibliothek?Kann es nicht schlimmere geben;?Sie sind gef?hrlicher noch als die?Von Hoffmann von Fallersleben! -
Ein Passagier, der neben mir stand,?Bemerkte mir, ich h?tte?Jetzt vor mir den preu?ischen Zollverein,?Die gro?e Douanenkette.
?Der Zollverein? - bemerkte er -??Wird unser Volkstum begr��nden,?Er wird das zersplitterte Vaterland?Zu einem Ganzen verbinden.
Er gibt die ?u?ere Einheit uns,?Die sogenannt materielle;?Die geistige Einheit gibt uns die Zensur,?Die wahrhaft ideelle -
Sie gibt die innere Einheit uns,?Die Einheit im Denken und Sinnen;?Ein einiges Deutschland tut uns not,?Einig nach au?en und innen.?
CAPUT III
Zu Aachen, im alten Dome, liegt?Carolus Magnus begraben.?(Man mu? ihn nicht verwechseln mit Karl?Mayer, der lebt in Schwaben.)
Ich m?chte nicht tot und begraben sein?Als Kaiser zu Aachen im Dome;?Weit lieber lebt' ich als kleinster Poet?Zu Stukkert am Neckarstrome.
Zu Aachen langweilen sich auf der Stra?'?Die Hunde, sie flehn untert?nig:??Gib uns einen Fu?tritt, o Fremdling, das wird?Vielleicht uns zerstreuen ein wenig.?
Ich bin in diesem langweil'gen Nest?Ein St��ndchen herumgeschlendert.?Sah wieder preu?isches Milit?r,?Hat sich nicht sehr ver?ndert.
Es sind die grauen M?ntel noch?Mit dem hohen, roten Kragen -?(Das Rot bedeutet Franzosenblut,?Sang K?rner in fr��heren Tagen.)
Noch immer das h?lzern pedantische Volk,?Noch immer ein rechter Winkel?In jeder Bewegung, und im Gesicht?Der eingefrorene D��nkel.
Sie stelzen noch immer so steif herum,?So kerzengerade geschniegelt,?Als h?tten sie verschluckt den Stock,?Womit man sie einst gepr��gelt.
Ja, ganz verschwand die Fuchtel nie,?Sie tragen sie jetzt im Innern;?Das trauliche Du wird immer noch?An das alte Er erinnern.
Der lange Schnurrbart ist eigentlich nur?Des Zopftums neuere Phase:?Der Zopf, der ehmals hinten hing,?Der h?ngt jetzt unter der Nase.
Nicht ��bel gefiel mir das neue Kost��m?Der Reuter, das mu? ich loben,?Besonders die Pickelhaube, den Helm?Mit der st?hlernen Spitze nach oben.
Das ist so rittert��mlich und mahnt?An der Vorzeit holde Romantik,?An die Burgfrau Johanna von Montfaucon,?An den Freiherrn Fouqu��, Uhland, Tieck.
Das mahnt an das Mittelalter so sch?n,?An Edelknechte und Knappen,?Die in dem Herzen getragen die Treu?Und auf dem Hintern ein Wappen.
Das mahnt an Kreuzzug und Turnei,?An Minne und frommes Dienen,?An die ungedruckte Glaubenszeit,?Wo noch keine Zeitung erschienen.
Ja, ja, der Helm gef?llt mir, er zeugt?Vom allerh?chsten Witze!?Ein k?niglicher Einfall war's!?Es fehlt nicht die Pointe, die Spitze!
Nur f��rcht ich, wenn ein Gewitter entsteht,?Zieht leicht so eine Spitze?Herab auf euer romantisches Haupt?Des Himmels modernste Blitze! - -
Zu Aachen, auf dem Posthausschild,?Sah ich den Vogel wieder,?Der mir so tief verha?t! Voll Gift?Schaute er auf mich nieder.
Du h??licher Vogel, wirst du einst?Mir in die H?nde fallen,?So rupfe ich dir die Federn aus?Und hacke dir ab die Krallen.
Du sollst mir dann, in luft'ger H?h',?Auf einer Stange sitzen,?Und ich rufe zum lustigen Schie?en herbei?Die rheinischen Vogelsch��tzen.
Wer mir den Vogel herunterschie?t,?Mit Zepter und Krone belehn ich?Den wackern Mann! Wir blasen Tusch?Und rufen: ?Es lebe der K?nig!?
CAPUT IV
Zu K?llen kam ich sp?tabends an,?Da h?rte ich rauschen den Rheinflu?,?Da f?chelte mich schon deutsche Luft,?Da f��hlt ich ihren Einflu? -
Auf meinen Appetit. Ich a??Dort Eierkuchen mit Schinken,?Und da er sehr gesalzen war,?Mu?t ich auch Rheinwein trinken.
Der Rheinwein gl?nzt noch immer wie Gold?Im gr��nen R?merglase,?Und trinkst du etwelche Schoppen zuviel,?So steigt er dir in die Nase.
In die Nase steigt ein Prickeln so s��?,?Man kann sich vor Wonne nicht lassen!?Es trieb mich hinaus in die d?mmernde Nacht,?In die widerhallenden Gassen.
Die steinernen H?user schauten mich an,?Als wollten sie mir berichten?Legenden aus altverschollener Zeit,?Der heil'gen Stadt K?llen Geschichten.
Ja, hier hat einst die Klerisei?Ihr frommes Wesen getrieben,?Hier haben die Dunkelm?nner geherrscht,?Die Ulrich von Hutten beschrieben.
Der Cancan des Mittelalters ward hier?Getanzt von Nonnen und M?nchen;?Hier schrieb Hochstraaten, der Menzel von K?ln,?Die gift'gen Denunziati?nchen.
Die Flamme des Scheiterhaufens hat hier?B��cher und Menschen verschlungen;?Die Glocken wurden gel?utet dabei?Und Kyrie eleison gesungen.
Dummheit und Bosheit buhlten hier?Gleich Hunden auf freier Gasse;?Die Enkelbrut erkennt man noch heut?An ihrem Glaubenshasse. -
Doch siehe! dort im Mondenschein?Den kolossalen Gesellen!?Er ragt verteufelt schwarz empor,?Das ist der Dom von K?llen.
Er sollte des Geistes Bastille sein,?Und die listigen R?mlinge dachten:?In diesem Riesenkerker wird?Die deutsche Vernunft verschmachten!
Da kam der Luther, und er hat?Sein gro?es ?Halt!? gesprochen -?Seit jenem Tage blieb der Bau?Des Domes unterbrochen.
Er ward nicht vollendet - und das ist gut.?Denn eben die Nichtvollendung?Macht ihn zum Denkmal von Deutschlands Kraft?Und protestantischer Sendung.
Ihr armen Schelme vom Domverein,?Ihr wollt mit schwachen H?nden?Fortsetzen das unterbrochene Werk,?Und die alte Zwingburg vollenden!
O t?richter Wahn! Vergebens wird?Gesch��ttelt der Klingelbeutel,?Gebettelt bei Ketzern und Juden sogar;?Ist alles fruchtlos und eitel.
Vergebens wird der gro?e Franz Liszt?Zum Besten des Doms musizieren,?Und ein talentvoller K?nig wird?Vergebens deklamieren!
Er wird nicht vollendet, der K?lner Dom,?Obgleich die Narren in Schwaben?Zu seinem Fortbau ein ganzes Schiff?Voll Steine gesendet haben.
Er wird nicht vollendet, trotz allem Geschrei?Der Raben und der Eulen,?Die, altert��mlich gesinnt, so gern?In hohen Kircht��rmen weilen.
Ja, kommen wird die Zeit sogar,?Wo man, statt ihn zu vollenden,?Die inneren R?ume zu einem Stall?F��r Pferde wird verwenden.
?Und wird der Dom ein Pferdestall,?Was sollen wir dann
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