Deutschland. Ein Wintermaerchen | Page 2

Heinrich Heine
tut, denn die Leute in jenen Landen h?ngen fest an Frankreich wegen der Rechte, die sie durch die franz?sische Staatsumw?lzung gewonnen, wegen jener Gleichheitsgesetze und freien Institutionen, die dem b��rgerlichen Gem��te sehr angenehm sind, aber dem Magen der gro?en Menge dennoch vieles zu w��nschen ��briglassen. Indessen, die Elsasser und Lothringer werden sich wieder an Deutschland anschlie?en, wenn wir das vollenden, was die Franzosen begonnen haben, wenn wir diese ��berfl��geln in der Tat, wie wir es schon getan im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten Folgerungen desselben emporschwingen, wenn wir die Dienstbarkeit bis in ihrem letzten Schlupfwinkel, dem Himmel, zerst?ren, wenn wir den Gott, der auf Erden im Menschen wohnt, aus seiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erl?ser Gottes werden, wenn wir das arme, gl��ckenterbte Volk und den verh?hnten Genius und die gesch?ndete Sch?nheit wieder in ihre W��rde einsetzen, wie unsere gro?en Meister gesagt und gesungen und wie wir es wollen, wir, die J��nger - ja, nicht blo? Elsa? und Lothringen, sondern ganz Frankreich wird uns alsdann zufallen, ganz Europa, die ganze Welt - die ganze Welt wird deutsch werden! Von dieser Sendung und Universalherrschaft Deutschlands tr?ume ich oft, wenn ich unter Eichen wandle. Das ist mein Patriotismus.
Ich werde in einem n?chsten Buche auf dieses Thema zur��ckkommen, mit letzter Entschlossenheit, mit strenger R��cksichtslosigkeit, jedenfalls mit Loyalit?t. Den entschiedensten Widerspruch werde ich zu achten wissen, wenn er aus einer ��berzeugung hervorgeht. Selbst der rohesten Feindseligkeit will ich alsdann geduldig verzeihen; ich will sogar der Dummheit Rede stehen, wenn sie nur ehrlich gemeint ist. Meine ganze schweigende Verachtung widme ich hingegen dem gesinnungslosen Wichte, der aus leidiger Scheelsucht oder unsauberer Privatgiftigkeit meinen guten Leumund in der ?ffentlichen Meinung herabzuw��rdigen sucht und dabei die Maske des Patriotismus, wo nicht gar die der Religion und der Moral, benutzt. Der anarchische Zustand der deutschen politischen und literarischen Zeitungsbl?tterwelt ward in solcher Beziehung zuweilen mit einem Talente ausgebeutet, das ich schier bewundern mu?te. Wahrhaftig, Schufterle ist nicht tot, er lebt noch immer und steht seit Jahren an der Spitze einer wohlorganisierten Bande von literarischen Strauchdieben, die in den b?hmischen W?ldern unserer Tagespresse ihr Wesen treiben, hinter jedem Busch, hinter jedem Blatt, versteckt liegen und dem leisesten Pfiff ihres w��rdigen Hauptmanns gehorchen.
Noch ein Wort. Das ?Winterm?rchen? bildet den Schlu? der ?Neuen Gedichte?, die in diesem Augenblick bei Hoffmann und Campe erscheinen. Um den Einzeldruck veranstalten zu k?nnen, mu?te mein Verleger das Gedicht den ��berwachenden Beh?rden zu besonderer Sorgfalt ��berliefern, und neue Varianten und Ausmerzungen sind das Ergebnis dieser h?heren Kritik.
Hamburg, den 17. September 1844 Heinrich Heine
CAPUT I
Im traurigen Monat November war's,?Die Tage wurden tr��ber,?Der Wind ri? von den B?umen das Laub,?Da reist ich nach Deutschland hin��ber.
Und als ich an die Grenze kam,?Da f��hlt ich ein st?rkeres Klopfen?In meiner Brust, ich glaube sogar?Die Augen begunnen zu tropfen.
Und als ich die deutsche Sprache vernahm,?Da ward mir seltsam zumute;?Ich meinte nicht anders, als ob das Herz?Recht angenehm verblute.
Ein kleines Harfenm?dchen sang.?Sie sang mit wahrem Gef��hle?Und falscher Stimme, doch ward ich sehr?Ger��hret von ihrem Spiele.
Sie sang von Liebe und Liebesgram,?Aufopfrung und Wiederfinden?Dort oben, in jener besseren Welt,?Wo alle Leiden schwinden.
Sie sang vom irdischen Jammertal,?Von Freuden, die bald zerronnen,?Vom Jenseits, wo die Seele schwelgt?Verkl?rt in ew'gen Wonnen.
Sie sang das alte Entsagungslied,?Das Eiapopeia vom Himmel,?Womit man einlullt, wenn es greint,?Das Volk, den gro?en L��mmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,?Ich kenn auch die Herren Verfasser;?Ich wei?, sie tranken heimlich Wein?Und predigten ?ffentlich Wasser.
Ein neues Lied, ein besseres Lied,?O Freunde, will ich euch dichten!?Wir wollen hier auf Erden schon?Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden gl��cklich sein,?Und wollen nicht mehr darben;?Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,?Was flei?ige H?nde erwarben.
Es w?chst hienieden Brot genug?F��r alle Menschenkinder,?Auch Rosen und Myrten, Sch?nheit und Lust,?Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen f��r jedermann,?Sobald die Schoten platzen!?Den Himmel ��berlassen wir?Den Engeln und den Spatzen.
Und wachsen uns Fl��gel nach dem Tod,?So wollen wir euch besuchen?Dort oben, und wir, wir essen mit euch?Die seligsten Torten und Kuchen.
Ein neues Lied, ein besseres Lied!?Es klingt wie Fl?ten und Geigen!?Das Miserere ist vorbei,?Die Sterbeglocken schweigen.
Die Jungfer Europa ist verlobt?Mit dem sch?nen Geniusse?Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,?Sie schwelgen im ersten Kusse.
Und fehlt der Pfaffensegen dabei,?Die Ehe wird g��ltig nicht minder -?Es lebe Br?utigam und Braut,?Und ihre zuk��nftigen Kinder!
Ein Hochzeitkarmen ist mein Lied,?Das bessere, das neue!?In meiner Seele gehen auf?Die Sterne der h?chsten Weihe -
Begeisterte Sterne, sie lodern wild,?Zerflie?en in Flammenb?chen -?Ich f��hle mich wunderbar erstarkt,?Ich k?nnte Eichen zerbrechen!
Seit ich auf deutsche Erde trat,?Durchstr?men mich Zaubers?fte -?Der Riese hat wieder die Mutter ber��hrt,?Und es wuchsen ihm neu die Kr?fte.
CAPUT II
W?hrend die Kleine von Himmelslust?Getrillert und musizieret,?Ward von den preu?ischen Douaniers?Mein Koffer visitieret.
Beschn��ffelten alles, kramten herum?In Hemden, Hosen, Schnupft��chern;?Sie suchten nach Spitzen, nach Bijouterien,?Auch nach verbotenen B��chern.
Ihr Toren, die ihr im Koffer sucht!?Hier werdet ihr nichts entdecken!?Die Konterbande, die mit mir reist,?Die hab ich im Kopfe stecken.
Hier hab ich Spitzen, die feiner sind?Als die von Br��ssel
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