zu lassen. Die Erfahrenen nannten ihn Adeptus ineptus und prophezeiten ihm Unheil, welche Prophezeiung sich auch bald erfüllte. Die Stadtgespr?che drangen in die k?niglichen Vorzimmer und bis zu K?nig Friedrich I. selbst. Der K?nig lie? nachfragen und fand es geboten, sich des jungen Adepten zu versichern. Schon war Befehl erteilt, ihn zu verhaften, als ein Bekannter ihn warnte. In der Nacht verlie? er Berlin zu Fu? und eilte, Wittenberg zu erreichen. W?hrend er über die Elbe gesetzt ward, sah er hinter sich ein preu?isches Kommando, das man ihm nachgeschickt hatte. In Wittenberg wohnte seiner Mutter Bruder, der Professor Kirchmaier, der auch als alchimistischer Schriftsteller von sich reden gemacht hatte. Bei ihm w?re B?ttiger geborgen gewesen, allein der preu?ische Hof reklamierte ihn in Dresden als preu?ischen Untertan. Der Grund hierzu blieb bei dem erregten Aufsehen kein Geheimnis; der s?chsische Hof ward aufmerksam. Man verweigerte die Auslieferung, weil sich ergab, da? er in Sachsen geboren sei. K?nig August II. lie? ihn nach Dresden bringen und freute sich, da? ihm ein so seltener Vogel zugeflogen war, denn die Nachrichten aus Berlin lie?en ihn nicht daran zweifeln, da? B?ttiger wirklich ein Adept sei.
B?ttiger zeigte dem Statthalter Fürstenberg die Tinktur und ihre Wirkung. Er überlie? ihm eine Probe seines Arkanums, auch ein Gl?schen voll Merkur, und damit reiste Fürstenberg zum K?nig nach Warschau. Fürstenberg mu?te einen Eid leisten, da? er mit dem K?nig nicht früher eine Probe machen würde, als bis er auf Ehre und Gewissen versprochen habe, Zeugen nicht zuzulassen, auch weder jetzt noch künftig jemandem das Geheimnis zu entdecken. Ferner hatte B?ttiger es ihm eingesch?rft, nicht ohne Gottesfurcht und Fr?mmigkeit ans Werk zu gehen, weil darauf unendlich viel ankomme.
Kaum war Fürstenberg beim K?nig angelangt, als im Zimmer des K?nigs ein Hund die Schachtel umwarf, in der sich das Glas mit Merkur befand, so da? dieses zerbrach. B?ttiger hatte versichert, der Merkur sei von ganz besonderer Beschaffenheit, er war also in Warschau nicht zu ersetzen. Nichtsdestoweniger nahmen am zweiten Weihnachtsfeiertag, in tiefer Nacht, in einem der innersten Zimmer des Schlosses und bei verriegelten Türen der K?nig und Fürstenberg die Probe vor. Die beiden Tiegel, die B?ttiger mitgegeben hatte, wurden mit Kreide bestrichen, in den gr??eren Tiegel die Tinktur mit Merkur, wie er in Warschau zu kaufen war, und Borax getan, der zweite Tiegel darauf gestürzt und die Masse anderthalb Stunden lang ins Glühfeuer gestellt. Das Resultat des Prozesses war nicht Gold, sondern ein so fester K?rper, da? man die Tiegel zerschlagen mu?te, um ihn zu gewinnen. Fürstenberg schrieb an B?ttiger, da? der K?nig selbst über zwei Stunden beim Feuer gesessen sei; an der geh?rigen Fr?mmigkeit habe es bestimmt nicht gefehlt, da der K?nig zwei Tage vorher das heilige Abendmahl genossen und er, der Fürst, seine Gedanken ebenfalls einzig auf Gott gerichtet habe; trotzdem sei das Experiment, dessen Gelingen B?ttiger dem K?nig so sicher vorgespiegelt habe, g?nzlich mi?lungen.
Im Januar 1702 kehrte Fürstenberg wieder nach Sachsen zurück. Er traf B?ttiger, der in seinem Hause wie ein Gefangener behandelt wurde, h?chst unzufrieden; der lebenslustige junge Mensch drohte sich zu ermorden, wenn man ihm nicht die Freiheit gebe. Fürstenberg lie? ihn deshalb auf die Festung K?nigstein bringen, doch hier wurde B?ttiger noch viel wilder. Nach einem Bericht des Kommandanten sch?umte er wie ein Pferd, brüllte wie ein Ochse, knirschte mit den Z?hnen, rannte mit dem Kopf gegen die Mauer, arbeitete mit H?nden und Fü?en, kroch an den W?nden entlang und zitterte am ganzen Leibe. Zwei starke Soldaten konnten seiner nicht Herr werden; er hielt den Kommandanten für den Engel Gabriel, verzweifelte wegen der Sünde an dem heiligen Geist an seiner ewigen Seligkeit und trank dabei oft zw?lf Kannen Bier t?glich, ohne betrunken zu werden. Man konnte nicht klar sehen, ob alles dies auf Verstellung beruhte.
Nun kam aber der Befehl vom Statthalter, ihn nach Dresden zu schaffen, und Fürstenberg nahm ihn wieder in sein Haus. Hier war es, wo er mit dem berühmten Tschirnhausen bekannt wurde. Ehrenfried Walter von Tschirnhausen geh?rte zu Fürstenbergs vertrautesten Freunden. Sooft er von seinem alten Stammgut Kieslingswalde nach Dresden kam, wohnte er beim Statthalter und arbeitete beim Fürsten in dessen Laboratorium. Er war einer der ausgezeichnetsten Naturverst?ndigen seiner Zeit, durch ihn sind in Sachsen die Glashütten eingeführt worden. Er hatte zw?lf Jahre lang ganz Europa bereist und war Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften. Wie Kunkel in Berlin, so nahm sich Tschirnhausen in Dresden B?ttigers an, und dies verlieh B?ttiger auf einmal wieder gro?e Wichtigkeit, so da? man jahrelang Geduld mit ihm hatte und immer hoffte, er werde das gro?e Werk leisten. Er selbst hoffte es.
[Illustration: Joh. Friedr. B?ttiger, nach einem Medaillon im Museum zu Gotha.]
B?ttiger erhielt nun seine Einrichtung im k?niglichen Schlo?. Er bewohnte zwei Zimmer mit der Aussicht auf den Hofgarten, den sogenannten Probiersaal und einige Gew?lbe zum Laborieren, die gro?e Opernstube als Billardzimmer und das Kirchstübchen des G?rtners zu seiner Andacht.
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