nicht, wenn noch so spät.
(Die Dienerinnen stellen das übrige zurecht.)
Janthe. Ei seht, sie tadelt uns, weil wir die Kanne, Das wenige Gerät
nicht weggeschafft.
Hero. Viel oder wenig, du hast's nicht getan.
Janthe. Wir waren früh am Werk und sprengten, fegten. Da kam die
Lust, im Grünen uns zu jagen.
Hero. Drauf gingt ihr hin und--Nun, beim hohen Himmel! Als du den
leichten Fuß erhobst und senktest, Kam dir der Vorhof deiner Göttin
nicht, Dein unvollendet Werk dir nicht vors Auge? Genug, ich faß euch
nicht, wir wollen schweigen.
Janthe. Weil du so grämlich bist und einsam schmollst, Beneidest du
dem Frohen jede Lust.
Hero. Ich bin nicht grämlich, froher leicht als ihr, Und oft hab ich zur
Abendzeit beklagt, Wo Spiel vergönnt, daß ihr des Spielens müde,
Doch nehm ich nicht dem Ernste seine Lust, Indem ich mit des
Scherzes Lust sie menge.
Janthe. Verzeih, wir sind gemeines, niedres Volk. Du freilich, aus der
Priester Stamm entsprossen--
Hero. Du sagst es.
Janthe. Und zu Höherem bestimmt.
Hero. Mit Stolz entgegn' ich: ja.
Janthe. Ganz andre Freuden, Erhabnere Genüsse sind für dich.
Hero. Du weißt, ich kann nicht spotten; spotte nur!
Janthe. Und doch, gingst du mit uns, und sahst die beiden, Die fremden
Jünglinge am Gittertor--
Hero. Nun schweig!
Janthe. Was gilt's? du blinzeltest wohl selber Ein wenig durch die
Stäbe.
Hero. Schweige, sag ich. Ich habe deiner Torheit Raum gegeben,
Leichtfertigem verschließt sich dieses Ohr. Sprich nicht und reg dich
nicht! denn bei den Göttern! Dem Priester, meinem Oheim sag ich's an,
Und er bestraft dich, wie du's wohl verdienst. Ich bin mir gram, daß
mich der Zorn bemeistert, Und doch kann ich nicht anders, hör ich dies.
Du sollst nicht reden, sag ich, nicht ein Wort!
(Der Priester, von dem Tempelhüter begleitet, ist von der rechten Seite
her aufgetreten.)
Hero (ihm entgegen). O wohl mir, daß du kömmst, mein edler Ohm.
Dein Kind war im Begriff zu zürnen, heut, Am Morgen dieses
feierlichen Tags, Der sie auf immer--O verzeih, mein Ohm!
Priester. Was aber war der heißen Regung Grund?
Hero. Die argen Worte dieser Leichtgesinnten; Der frevle Hohn, der
was er selbst nicht achtet, So gern als unwert aller Achtung malte. O
daß die Weisheit halb so eifrig wäre Nach Schülern und Bekehrten, als
der Spott!
Priester. Und welche war's, die vor den andern kühn, Die Sitte unsers
Hauses so verletzt?
Hero (nach einer Pause). Genau besehn, will ich sie dir nicht nennen,
Ob ihr die Rüge gleich gar wohl verdient. Schilt sie nur alle, Herr, und
heiß sie gehn, Die Schuld'ge nimmt sich selbst wohl ihren Teil.
(Zum Tempelhüter.)
Du aber sieh zum äußern Gittertor, Damit nicht Fremde--
Priester. Hätte denn--?
Hero. Ich bitte!
Priester. So geh!--Und ihr! und meidet zu begegnen Dem Zorne, der
sein Recht und seine Mittel kennt.
(Der Tempelhüter nach der linken, die Mädchen nach der rechten Seite
ab.)
Hero. Nun ist mir leicht! Ich könnte sie bedauern, Wenn ihre Torheit an
sich selber zehrte, Nicht um Genossen würb' und Billigung.
Priester. Sosehr mich freut, daß du den Schwarm vermeidest, Und aus
der Menge nicht die Freundin wählst, So sehr befremdet mich, ja ich
beklag es, Daß dich zu keiner unter deinesgleichen Des Herzens Zug,
ein still Bedürfnis führte. Ein einsam Leben harrt der Priesterin, Zu
zweien trägt und wirkt sich's noch so leicht.
Hero. Ich kann nicht finden, daß Gesellschaft fördert; Was einem
obliegt muß man selber tun. Dann, nennst du einsam einer Priestrin
Leben? Wann war es einsam hier im Tempel je? Vom frühen Morgen
drängt die laute Menge, Aus Ost und Westen strömt herbei das Volk.
Von Weihgeschenken und von Opfergaben, Von Festeszügen, fremden
Beterscharen War nimmer dieses Hauses Schwelle leer. Dann fehlt's ja
nicht an mancherlei zu tun: Der Wasserkrug, der Opferherd, die Kränze,
Und Säul' und Sockel, Estrich und Altar Zu reinigen, zu schmücken, zu
bewahren. Wo bliebe da zum Schwätzen wohl die Zeit, Zum Kosen mit
der Freundin, wie du meinst.
Priester. Du hast mich nicht gefaßt.
Hero. Wohl denn, es sei! Was man nicht faßt, erregt auch kein
Verlangen. Laß mich so wie ich bin, ich bin es gern.
Priester. Doch kommt die Zeit und ändert Wunsch und Neigung.
Hero. Man klagt ja täglich, daß der Unverständ'ge Beharrt und bleibt,
man tadl' ihn wie man will; Weshalb nun den Verständ'gen
unverständ'ger Und unbeständ'ger glauben als den Tor? Ich weiß ja was
ich will und was wir wählten, Wenn wählen heißen kann, wo keine
Wahl. Vielmehr ein glücklich Ungefähr hat mich Nur halb bewußt an
diesen Ort gebracht, Wo--wie der Mensch, der müd' am Sommerabend
Vom Ufer steigt ins weiche Wellenbad, Und, von dem lauen Strome
rings umfangen, In gleiche Wärme seine Glieder breitet, So daß er,
prüfend, kaum vermag zu sagen: Hier fühl ich mich und hier fühl ich
ein Fremdes-- Mein Wesen sich hindangibt
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