Des Meeres Und Der Liebe Wellen | Page 8

Franz Grillparzer
hin. Und doch war er's, nach dem sie alle blickten. Die Priestrin selbst. Ein herrlich prangend Weib! Die besser tat, am heutigen frohen Tag Der Liebe Treu' zu schw?ren ewiglich, Als ihr sich zu entziehn, so arm als karg. Der Anmut holder Z?gling und der Hoheit. Des Adlers Aug', der Taube sü?es Girren, Die Stirn so ernst, der Mund ein holdes L?cheln, Fast anzuschauen wie ein fürstlich Kind, Dem man die Krone aufgesetzt, noch in der Wiege. Und dann; was Sch?nheit sei, das frag du mich. Was wei?t du von des Nackens stolzem Bau, Der breit sich anschlie?t reichgewundnen Flechten; Den Schultern, die besch?mt nach rückw?rts sinkend, Platz r?umen den begabtern, reichen Schwestern, Den feinen Kn?cheln und dem leichten Fu?, Und all den Sch?tzen so beglückten Leibes? Was wei?t du? sag ich, und du sahst es nicht. Doch sie sah dich. Ich hab es wohl bemerkt. Wie wir da knieten, rückw?rts ich, du vorn, Am Standbild Hymens, des gewalt'gen Gottes, Und sie nun kam, des Opferrauchs zu streun. Da stockte sie, die Hand hing in der Luft; Nach dir hinschauend stand sie z?gernd da, Ein, zwei, drei kurze, ew'ge Augenblicke. Zuletzt vollbrachte sie ihr heilig Werk. Allein noch scheidend sprach ein tiefer Blick, Im herben Widerspruch des frost'gen Tages, Der sie auf ewiglich verschlie?t der Liebe: "Es ist doch schad'" und: "Den da m?cht' ich wohl!" Gelt, l?chelst doch? und schmeichelt dir, du Schlucker. Verbirgst du dein Gesicht? Fort mit den Fingern! Und heuchle nicht, und sag nur: ja.
(Er hat ihm die Hand von den Augen weggezogen.)
Doch, G?tter! Das sind ja Tr?nen. Wie? Leander! Weinst?
Leander (der aufgestanden ist). La? mich und qu?l mich nicht! Und sprich nicht ohne Achtung Von ihrem Hals und Wuchs.--O ich bin dreifach elend!
Naukleros. Leander! elend? Glücklich! Bist verliebt.
Leander. Was sprachst du? Ich bin krank. Es schmerzt die Brust. Nicht etwa innerlich. Von au?en. Hier! Hart an den Knochen. Ich bin krank, zum Tod.
Naukleros. Ein Tor bist du, doch ein beglückter Tor! Nun, G?tter, Dank, da? ihr ihn heimgesucht! Nun schont ihn nicht mit euern hei?en Pfeilen, Bis er mir ruft: Halt ein! es ist genug; Ich will erdulden was die Menschen leiden! Nun Freund, gib mir die Hand! Nun erst mein Freund; Zu sp?t bekehrt durch allzu sü?e Wonnen. Du Neugeborner, Glücklicher!--Doch halt! Ein garstiger Fleck auf unsers Jubels Kleide.-- Komm mit zurück zur Stadt! dort sind die M?dchen, Die wir beim Fest gesehn, noch all versammelt. Dort sieh dich um, verlieb dich wie du magst. Denn Freund, die Jungfrau, die dich jetzt erfüllt, Ist Priesterin und hat an diesem Tag Gelobt dem Manne sich auf ewig zu entziehn. Und streng ist was ihr droht, wenn sie's verga?, Und was dem Manne, der's mit ihr vergessen.
Leander. Ich wu?t' es ja. Komm Nacht! Und so ist's aus.
Naukleros. Aus? Wieder aus? Und eh' es noch begann? Warum und wie? Friedfertiger Gesell, Wagst du so wenig an die h?chste Wonne? Und sagst mir das mit zuckend fahlen Wangen Und schlotterndem Gebein, und meinst ich glaub's? Nun sollst du bleiben. Hier! Und sollst sie sprechen. Wer wei? ist ihr Gelübd' so eng und fest Und l??t sich l?sen, folgt alsbald die Reue; Wer wei? ist deine Liebe selbst so hei?, Als jetzt sie scheint. Doch was es immer sei: Du sollst nicht zagen, wo zu handeln not. Zum mindsten kenne dein Geschick, und trag's, Und lerne scheiden von den Knabenjahren. Wir sind hier fremd. Komm mit! Wer darf uns tadeln, Wenn wir des Wegs verfehlen, fragen, gehn? Zuletzt gelangen wir ins Haus, zum Tempel, Und stehn vor ihr, und h?ren was sie spricht. Dort kommt ein M?dchen mit dem Wasserkrug In ein und andrer Hand. Die la? uns fragen. Sie wei? wohl-- Doch! Leander! Sohn des Glücks! Was zerrst du mich? Bleib hier! Sie selber ist's, Die Jungfrau, sie, die neue Priesterin. Nach Wasser geht sie aus der heiligen Quelle, Das liegt ihr ob. Ergreif den Augenblick Und sprich! Nicht allzukühn, nicht furchtsam. H?rst du? Ich will indes rings forschen durch die Büsche, Ob alles ruhig, und kein Lauscher nah. Komm hier! Und sag ich: jetzt! so tritt hervor Und sprich.--Doch nun vor allem still.--Komm hier!
(Sie ziehen sich zurück.)
Hero (ohne Mantel, ungef?hr wie zu Anfang des ersten Aufzuges gekleidet, kommt mit zwei leeren Wasserkrügen von der linken Seite des Vorgrundes. Sie geht quer aber die Bühne und singt). Da sprach der Gott: Komm her zu mir, In meine Wolken, Neben mir.
(Leander ist, von Naukleros leicht angesto?en, einige Schritte vorgetreten. Dort bleibt er, gesenkten Hauptes, stehen.)
(Hero geht auf der rechten Seite des Vorgrundes ab.)
Naukleros (nach vorn kommend). Nun denn, es sei! Du hast es selbst gewollt. Kannst du das Glück nicht fassen und erringen, So lern entbehren es. Und besser ist's. Hei?t sie nicht gottgeweiht? und ihr zu nahn Droht Untergang. Auch war's halb Scherz nur, Da? ich dir riet
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