Des Meeres Und Der Liebe Wellen | Page 9

Franz Grillparzer
ein ?u?erstes zu tun. Doch macht mich's toll, den Menschen anzusehn, Der wünscht und hofft, und dem nicht Muts genug, Die Hand zu strecken nach des Sieges Krone. Doch ist es besser so. Glück auf, mein Freund! Dein zaghaft Herz, es führte diesmal sichrer, Als Nestors Klugheit und Achillens Mut. Nun aber komm und la? uns heim. Doch niemals Vermi? dich mehr--
Leander. Sie kehrt zurück.
Naukleros. Ei doch! Folg du!
Leander. Ich nicht.
Naukleros. Was sonst?
Leander. Ihr nahen. Sprechen. Oh!
(Sie treten wieder zurück.)
Hero (kommt zurück, einen Krug auf dem Kopfe tragend, den zweiten am Henkel in der herabh?ngenden rechten Hand).
(Sie singt.)
Sie aber streichelt Den weichen Flaum.
(Stehenbleibend und sprechend.)
Mein Oheim meint ich soll das Lied nicht singen Von Leda und dem Schwan.
(Weitergehend.)
Was schadet's nur?
(Wie sie in die Mitte der Bühne gekommen, stürzt Leander pl?tzlich hervor, sich, gesenkten Hauptes, vor ihren Fü?en niederwerfend.)
Hero. Ihr G?tter, was ist das? Bin ich erschrocken! Die Kniee beben, kaum halt ich den Krug.
(Sie setzt die Krüge ab.)
Ein Mann. Ein zweiter. Fremdlinge was wollt ihr Von mir, der Priestrin, in der G?ttin Hain? Nicht unbewacht bin ich und unbeschützt. Erheb ich meine Stimme, nahen W?chter Und lassen euch den übermut bereun. So geht weil es noch Zeit, und nehmt als Strafe Bewu?tsein mit, und da? es euch mi?lang.
Naukleros. O Jungfrau, nicht zu sch?d'gen kamen wir, Vielmehr um Heilung tiefverborgnen Schadens, Der mir den Freund ergriff, ihn, den du siehst. Der Mann ist krank.
Hero. Was sagst du mir's? Geht zu den Priestern in Apollens Tempel, Die heilen Kranke.
Naukleros. Solche Krankheit nicht. Denn wie sie ihn befiel, beim Fest, in eurem Tempel, Verl??t sie ihn auch nur am selben Ort.
Hero. Beim heut'gen Fest?
Naukleros. Beim Fest. Aus deinen Augen.
Hero. Meint ihr es also, und erkühnt euch des? Doch wu?t' ich's ja: frech ist der Menge Sinn, Und ehrfurchtslos, und ohne Scheu und Sitte. Ich geh, und dienstbar nahe M?nner send ich Nach meinen Krügen dort, die, weilt ihr noch, Euch sagen werden, da? ihr euch vergingt.
Naukleros. Nicht also geh! Betracht ihn erst den Jüngling, Den du so schwer mit harten Worten schiltst.
Leander (zu ihr emporblickend). O bleib!
Hero. Du bist derselbe, seh ich wohl, Der heut beim Fest an Hymens Altar kniete. Doch schienst du damals sittig mir und fromm, Mir tut es leid, da? ich dich anders finde.
Leander (der aufgestanden ist, mit abhaltender Geb?rde). O anders nicht! O bleib!
Hero (zu Naukleros). Was will er denn?
Naukleros. Ich sagt' es ja: er h?ngt an deinem Blick, Und Tod und Leben sind ihm deine Worte.
Hero. Du hast dich schlimm beraten, guter Jüngling, Und nicht die richt'gen Pfade ging dein Herz. Denn deut ich deine Meinung noch so mild, So scheint es, da? du mein mit Neigung denkst. Ich aber bin der G?ttin Priesterin, Und ehelos zu sein hei?t mein Gelübd'. Auch nicht gefahrlos ist's um mich zu frein, Dem drohet Tod, der des sich unterwunden. Drum la?t mir meinen Krug und geht nur fort; Mich sollt' es reun, wenn übles ihr erführt.
(Sie greift nach den Krügen.)
Leander. Nun denn, so senkt in Meersgrund mich hinab!
Hero. Du armer Mann, du dauerst mich, wie sehr.
Naukleros. Bei Mitleid nicht, o Priestrin, bleibe stehn! Sei hilfreich ihm, dem Jüngling, der dich liebt.
Hero. Was kann ich tun? Du wei?t ja alles nun.
Naukleros. So gib ein Wort ihm mindstens, das ihn heilt. Komm hier! Die Büsche halten ab des Sp?hers Auge. Ich setze dir in Schatten deinen Krug; Und so komm her und g?nn uns nur ein Wort. Willst du nicht sitzen hier?
Hero. Es ziemt sich nicht.
Naukleros. Tu's aus Erbarmen mit des Jünglings Leiden!
Hero (zu Leander). So setz dich auch!
Naukleros. Ja hier. Und du zur Seite.
(Leander sitzt in der Mitte, den Leib an einen Baumstamm zurückgelehnt, die H?nde im Scho?, gerade vor sich niedersehend. Hero und Naukleros zu beiden Seiten, etwas vorgerückt, so da? sie sich wechselseitig im Auge haben.)
Hero (zu Naukleros). Ich sagt' es schon und wiederhol es nun: Niemand der lebt begehr' um mich zu werben, Denn gattenlos zu sein hei?t mich mein Dienst. Noch gestern, wenn ihr kamt, da war ich frei, Doch heut versprach ich's, und ich halt es auch.
(Zu Leander.)
Birg nicht das Aug' in deine Hand, o Jüngling! Nein, frischen Mutes geh aus diesem Hain. G?nn einem andern Weibe deinen Blick, Und freu dich dessen, was uns hier versagt.
Leander (aufspringend). So m?ge denn die Erde mich verschlingen, Sich mir verschlie?en all was sch?n und gut, Wenn je ein andres Weib und ihre Liebe--
Hero (zu Naukleros). Sag ihm, er soll es nicht. Was nützt es ihm? Was nützt es mir? Wer mag sich selber qu?len? Er ist so sch?n, so jugendlich, so gut, Ich g?nn ihm jede Freude, jedes Glück. Er kehre heim--
Leander. Ich heim? Hier will ich wurzeln, Mit diesen B?umen stehen Tag und Nacht Und immer schaun nach jenes Tempels Zinnen.
Hero. Des Ortes W?chter fangen, sch?d'gen ihn. Sag ihm's!--
(Zu Leander.)
Und, guter Jüngling, kehrst du heim, So la?
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