Des Meeres Und Der Liebe Wellen | Page 6

Franz Grillparzer
beste Platz. Fest auf den Sockel Setz ich den Fu?. La? sehn, wer mich vertreibt. Und sieh mir um nach all der Herrlichkeit! Das Gottesh?uslein dort, das Tor, die S?ulen; So was erblickst du nimmermehr daheim. Schau! einen Altar setzt man in die Mitte, Wohl um zu opfern drauf.--Doch wornach schaust du? Blickt er zu Boden nicht! Nu, bei den G?ttern! Bef?llt er hier dich auch, der alte Trübsinn? Ich aber sage dir--
(Das Volk hat sich nach und nach, der linken Seite entlang, geordnet, bis dahin wo die beiden Freunde stehen.)
Naukleros (umschauend). Nun guter Freund, Ihr dr?ngt gar scharf.
(Zu Leander.)
H?rst du? ich sage dir: Wei?t du nicht heute abend klein und gro? Mir zu erz?hlen was sich hier begab, Und trinkst nicht einen gro?en Becher Wein Lautjubelnd drauf, sind wir geschiedne Leute. Denn all der düstre Sinn--Allein, sieh dort! Die beiden M?dchen. Schau! es sind dieselben Die heute früh wir sahn am Gittertor. Sie blinzeln her. Gef?llt dir eine? Sprich!
(Janthe und eine zweite Dienerin haben einen tragbaren Altar gebracht und stellen ihn, rechts im Vorgrunde, vor der Bilds?ule Amors nieder.)
Janthe (w?hrend des Zurechtstellens ihrer Gef?hrtin zuflüsternd). Dort sind sie. Rechts der Blonde, Gr??ere. Der Braune scheint betrübt. Was fehlt ihm nur?
Naukleros. Absichtlich z?gern sie. Hui, welch ein Blick!
Tempelhüter (nach vorn kommend, zu den M?dchen). Ei ja, und nun auch ihr! Das findet sich.
(Die M?dchen gehen.)
(Zu den Jünglingen.)
Ihr scheint mir rasch zu allem was verwehrt.
Naukleros. Je, wie's nun kommt. Wer zweifelt, der verliert.
(Man hat einen zweiten Altar gebracht, der links vor Hymen?us' Bilds?ule hingestellt wird. Ein dritter stand schon früher an den Stufen in der Mitte.)
Tempelhüter. Ihr gebt nur Raum! Der Altar soll dort hin.
Naukleros. Hab ich erst Raum, so teil ich gerne mit.
Tempelhüter. Und seid nur sittig und verme?t euch nichts.
(Musik von Fl?ten beginnt.)
Der Zug beginnt. Zurück! La?t frei die Mitte!
(Das Volk ordnend, das auf der linken Seite sich in Reihen stellt.)
Naukleros. Sie kommen, schau! Betrachte mir's mit Flei?! Und naht die Priesterin, streif an ihr Kleid, Das soll den Trübsinn heilen, sagt man. H?rst du?
(Unter Musik von Fl?ten kommt der Zug von der rechten Seite her auf die Bühne. Opferknaben mit Gef??en. Die Oberh?upter von Sestos. Tempeldienerinnen, darunter Janthe. Priester. Hero mit Mantel und Kopfbinde an der Seite ihres Oheims. Ihre Eltern folgen.)
Gesang. Mutter der Sterblichen, Himmelsbewohnerin, Neig uns ein günstiges, Schirmendes Aug'!
(Die Begleiter des Zuges stellen sich zur rechten Seite auf, den Reihen des Volkes gegenüber. Der mittlere Teil der Bühne ist leer.)
Die Priester (indem sie sich aufstellen). Den G?ttern Ehrfurcht!
Das Volk (antwortend). Glück mit uns!
Naukleros. Dort kommt die Priesterin. Ein sch?nes Weib. Komm, la? uns knien. Doch nein, vorher noch schau mir Querüber hier dem Fu?gestell nach rückw?rts, Wie sie die Weihen üben, was sie tun.
Hero (im Hintergrunde, bei dem dort stehenden tragbaren Altare stehend. Vor ihr knien zwei Opferknaben, Rauchwerk in reichen Gef??en haltend). Ein neuer Spr??ling deines alten Hauses. Sei ihm geneigt, und mehr als er verdient.
(Sie gie?t Rauchwerk in die Flamme und geht dann nach vorn, der Priester zu ihrer Linken, hinter ihm die Eltern. Der Tempelhüter in einiger Entfernung.)
Die Priester. Den G?ttern Ehrfurcht!
Das Volk. Glück mit uns!
Naukleros. Sie kommen n?her. Nun, Leander, knie!
(Sie knien. Leander hart an der Bilds?ule des Hymen?us, Naukleros etwas zurück. Auch das übrige Volk kniet.)
(Hero ist zu Amors Bilds?ule gekommen und gie?t Rauchwerk in die Flamme des danebenstehenden Altars, der Priester ihr zur Seite.)
Hero. Der du die Liebe gibst, nimm all die meine. Dich grü?end nehm ich Abschied auch von dir.
(Sie entfernt sich.)
Die Priester. Den G?ttern Ehrfurcht!
Das Volk. Glück mit uns!
Hero (an der Bilds?ule des Hymen?us stehend). Dein Bruder sendet mich--
Naukleros (leise zu Leander). Siehst du nicht auf?
Leander (der gerade vor sich hin auf den Boden gesehen hat, hebt jetzt das Haupt empor).
Priester. Was ist? Du stockst.
Hero. Herr, ich verga? die Zange.
Priester. Du h?ltst sie in der Hand.
Hero. Der du die Liebe--
Priester. So hie? der erste Spruch. La? nur! Zum Opfer!
(Hero gie?t Rauchwerk ins Feuer. Eine lebhaftere Flamme zuckt empor)
Zuviel!--Doch gut!--Nun noch zum Tempel! Komm!
(Sie entfernen sich. In die Mitte der Bühne gekommen, sieht Hero, als nach etwas Fehlendem an ihrem Schuh, über die rechte Schulter zurück. Ihr Blick trifft dabei auf die beiden Jünglinge. Die Eltern kommen ihr entgegen. Die Musik ert?nt von neuem.)
(Der Vorhang f?llt.)

Zweiter Aufzug
(Tempelhain zu Sestos. Auf der linken Seite nach rückw?rts eine Ruhebank von Gebüsch umgeben.)
Naukleros (von der linken Seite auftretend). Leander komm! und eile mir doch nur!
Leander (der von derselben Seite sichtbar wird). Hier bin ich, sieh!
Naukleros. So rasch? Ei doch! Man denke! Wie lange noch, sag an! führ ich, zur Strafe Für ein Vergehn, derzeit noch unbekannt Und unbegangen auch, dem Knaben gleich Der seinen blinden Herrn die Stra?e leitet, Ringsum dich durch der Menschen laute St?dte, Von Fest zu Fest, vom Markte zum Altar, Den Ort ausforschend, der dir Frohsinn br?chte? Wie lang sitz ich, von Sprechen müd', dir gegenüber Und
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