streichelnd). Du armes Tier, wie streiten sie um uns!
Priester. Scheint dir das schwer, und zitterst du darob? Was willst du? soll sie heim? Komm hier, und nimm sie! Was braucht die G?ttin dein und deines Kinds? Nicht ehrt man hier die ird'sche Aphrodite, Die Mensch an Menschen knüpft wie Tier an Tier, Die Himmlische, dem Meeresschaum entstiegen, Einend den Sinn, allein die Sinne nicht, Der Eintracht alles Wesens hohe Mutter, Geschlechtlos, weil sie selber das Geschlecht, Und himmlisch, weil sie stammt vom Himmel oben. Was braucht die G?ttin dein und deines Kinds? Geh hin und bette sie in Niedrigkeit, In der du selbst, dir selbst zur Qual, dich abmühst. Sie sei die Magd des Knechtes der sie freit, Statt hier auf lichter Bahn, nach eignem Ziel, Die einz'ge sie des dürftigen Geschlechts, Ein Selbst zu sein, ein Wesen, eine Welt. Allein du willst es, sie ist frei, hier nimm sie! Bist du die Mutter doch! Du, Hero, folge! Die Torheit ruft. Folg ihr als Mensch, als Weib!
Hero (aufstehend, zur Taube). Da gilt es denn zu reden, kleines Ding!
(Das K?rbchen dem Diener gebend.)
Du nimm's und trag es hin, und gib ihm Freiheit, Die Freiheit wie das Tier sie kennt und wünscht.
(Diener ab.)
Du aber Ohm, schilt meine Mutter nicht, Denn fromm ist ihre Meinung und sie liebt mich. Uns andre la? nur schweigen, Stille, Gute! Hat er doch recht und tut nur was ihm Pflicht. Ich soll mit dir? Bleib du bei mir! O Mutter! Wenn dich die Deinen qu?len, komm zu mir. Hier ist kein Krieg, hier schl?gt man keine Wunden, Die G?ttin grollet nicht, und dieser Tempel Sieht immerdar mich an mit gleichem Blick. Kennst du das Glück des stillen Selbstbesitzes? Du hast es nie gekannt; drum sei nicht neidisch! Nein frohen Mutes folge mir zum Fest! Heut stolz im Siegerschritt, und kommt der Morgen, Einf?rmig still, den Wasserkrug zur Hand, Besch?ftigt, wie bisher, an den Alt?ren; Und fort so Tag um Tag. Willst du, so komm! Sieh nur: sonst trag ich dich, denn ich bin stark. Allein sie weicht. Sie l?chelt. Siehst du Ohm?
(Halblaut.)
Gib nur das Zeichen nun. Du aber folge, Die Zeit verrinnt, man rüstet schon das Fest.
(Im Gehen, t?ndelnd.)
Und siehst du erst den Schmuck, die reichen Kleider, Und was man all mir Herrliches bereitet, Du sollst wohl selbst--
(Ein paar Schritte voraus und dann zurückkehrend.)
Und eile mir ein wenig!
(Beide nach der rechten Seite ab.)
Vater. Nun Bruder aber rasch--
Priester. Rasch, und warum? Was lange dauern soll sei lang erwogen. Wü?t' ich sie schwach, noch jetzt entlie?' ich sie.
Vater. Allein bedenk!
Priester. Zugleich bedenk ich wirklich, Da? heilsam feste N?tigung der Abschlu? Von jedem irdisch wankem, wirrem Tun. Du w?hltest ewig unter M?glichkeiten W?r' nicht die Wirklichkeit als Grenzstein hingesetzt. Die freie Wahl ist schwacher Toren Spielzeug. Der Tücht'ge sieht in jedem Soll ein Mu? Und Zwang, als erste Pflicht, ist ihm die Wahrheit.
(Zu den Dienern gewendet.)
Das Fest beginnt.
Naukleros' Stimme (hinter der Szene). Hierher nur, hier!
Priester. Was ist?
Tempelhüter. Zwei Fremdlinge, des langen Harrens müde, Sie bahnen selbst durch Büsche sich den Weg. - Kehrt ihr zurück?--Dieselben sind es, Herr, Die heute morgens schon am Gittertor-- Auch dort von rückw?rts w?chst des Volkes Drang, Das murrend nur ertr?gt die Z?gerung.
Priester. Weis jene dort zurück.
(Der Tempelhüter nach der linken Seite ab.)
Ihr andern ?ffnet
(Zu mehreren Dienern, die nach und nach vom Hintergrunde her eingetreten sind.)
Die ?u?ern Pforten nach dem Weg zur Stadt.
(Zu seinem Bruder.)
G?nn nur indes ein Wort des Danks den G?ttern, Die Nachruhm dir in deinem Kind erweckt.
(Der Alte steht an seinem Stabe gegen den Tempel geneigt.)
La?t ein das Volk und haltet Ordnung, h?rt ihr? Da? Roheit nicht die sch?ne Feier st?re. Auch über euch wacht sorglich, eben heut; Die Lust hat ihren Tag, so wie die Sonne, Doch auch wie jene einen Abend: Reue.
Tempelhüter (hinter der Szene). Nein, sag ich, nein.
Naukleros (ebenso). So h?rt doch, lieber Herr!
Priester. Tut eure Pflicht, du Bruder aber komm!
(Beide nach der rechten Seite ab.)
Der Tempelhüter (auftretend).
Hier steh ich, hier. Und wagst du's, kühner Knabe, Und setzest über mich hin deinen Fu??
Naukleros (der gleichfalls sichtbar geworden ist). Nicht über euch, doch, seht ihr, neben euch. Und also bin ich hier. Leander komm!
(Leander tritt auf.)
Tempelhüter O Jugendübermut! Ward euch nicht kund--?
Naukleros. Nichts ward uns kund; denn Fremde sind wir, Herr, Und kommen von Abydos' naher Küste Nach Sestos her, um euer Fest zu schaun.
Tempelhüter. Doch lehrt man Sittsamkeit nicht auch bei euch?
Naukleros. Wohl lehrt man sie, zugleich mit andern Sprüchen, Als: sei nicht bl?d! sonst kehrst du hungrig heim.
Tempelhüter. Ich aber--
Naukleros. Seht, indes ihr hier euch abmüht Um uns, die zwei, str?mt dort das Volk in Haufen.
Tempelhüter. Zurück da! H?rt ihr wohl?
(Er wendet sich nach dem Hintergrunde und ordnet das Volk, das von der linken Seite, nahe den Stufen des Tempels, hereindringt.)
Naukleros (zu Leander). Was zerrst du mich? Wir sind nun einmal da. Wer wagt gewinnt. Hier ist der
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