Der zerbrochene Krug | Page 8

Heinrich von Kleist
mit Wasser aus dem Krug. Das erstemal, als er im Sechzigsten Ein junges Weib sich nahm; drei Jahre drauf, Als sie noch gl��cklich ihn zum Vater machte; Und als sie jetzt noch funfzehn Kinder zeugte, Trank er zum dritten Male, als sie starb.
Adam Gut. Das ist auch nicht ��bel.
Frau Marthe Drauf fiel der Krug An den Zach?us, Schneider in Tirlemont, Der meinem sel'gen Mann, was ich euch jetzt Berichten will, mit eignem Mund erz?hlt. Der warf, als die Franzosen pl��nderten, Den Krug, samt allem Hausrat, aus dem Fenster, Sprang selbst, und brach den Hals, der Ungeschickte, Und dieser irdne Krug, der Krug von Ton, Aufs Bein kam er zu stehen, und blieb ganz.
Adam Zur Sache, wenns beliebt, Frau Marthe Rull! Zur Sache!
Frau Marthe Drauf in der Feuersbrunst von sechsundsechzig, Da hatt ihn schon mein Mann, Gott hab ihn selig--
Adam Zum Teufel! Weib! So seid Ihr noch nicht fertig?
Frau Marthe --Wenn ich nicht reden soll, Herr Richter Adam, So bin ich unn��tz hier, so will ich gehn, Und ein Gericht mir suchen, das mich h?rt.
Walter Ihr sollt hier reden: doch von Dingen nicht, Die Eurer Klage fremd. Wenn Ihr uns sagt, Da? jener Krug Euch wert, so wissen wir So viel, als wir zum Richten hier gebrauchen.
Frau Marthe Wie viel ihr brauchen m?get, hier zu richten, Das wei? ich nicht, und untersuch es nicht; Das aber wei? ich, da? ich, um zu klagen, Mu? vor euch sagen d��rfen, ��ber was.
Walter Gut denn. Zum Schlu? jetzt. Was geschah dem Krug? Was?--Was geschah dem Krug im Feuer Von Anno sechsundsechzig? Wird mans h?ren? Was ist dem Krug geschehn?
Frau Marthe Was ihm geschehen? Nichts ist dem Krug, ich bitt euch sehr, ihr Herren, Nichts Anno sechsundsechzig ihm geschehen. Ganz blieb der Krug, ganz in der Flammen Mitte, Und aus des Hauses Asche zog ich ihn Hervor, glasiert, am andern Morgen, gl?nzend, Als k?m er eben aus dem T?pferofen.
Walter Nun gut. Nun kennen wir den Krug. Nun wissen Wir alles, was dem Krug geschehn, was nicht. Was gibts jetzt weiter?
Frau Marthe Nun, diesen Krug jetzt, seht--den Krug, Zertr��mmert einen Krug noch wert, den Krug F��r eines Fr?uleins Mund, die Lippe selbst Nicht der Frau Erbstatthalterin zu schlecht, Den Krug, ihr hohen Herren Richter beide, Den Krug hat jener Schlingel mir zerbrochen.
Adam Wer?
Frau Marthe Er, der Ruprecht dort.
Ruprecht Das ist gelogen, Herr Richter.
Adam Schweig Er, bis man Ihn fragen wird. Auch heut an Ihn noch wird die Reihe kommen. --Habt Ihrs im Protokoll bemerkt?
Licht O ja.
Adam Erz?hlt den Hergang, w��rdige Frau Marthe.
Frau Marthe Es war Uhr elfe gestern--
Adam Wann, sagt Ihr?
Frau Marthe Uhr elf.
Adam Am Morgen?
Frau Marthe Nein, verzeiht, am Abend-- Und schon die Lamp im Bette wollt ich l?schen, Als laute M?nnerstimmen, ein Tumult, In meiner Tochter abgelegnen Kammer, Als ob der Feind einbr?che, mich erschreckt. Geschwind die Trepp eil ich hinab, ich finde Die Kammert��r gewaltsam eingesprengt, Schimpfreden schallen w��tend mir entgegen, Und da ich mir den Auftritt jetzt beleuchte, Was find ich jetzt, Herr Richter, was jetzt find ich? Den Krug find ich zerscherbt im Zimmer liegen, In jedem Winkel br��chig liegt ein St��ck, Das M?dchen ringt die H?nd, und er, der Flaps dort, Der trotzt, wie toll, Euch in des Zimmers Mitte.
Adam Ei, Wetter!
Frau Marthe Was?
Adam Sieh da, Frau Marthe!
Frau Marthe Ja!-- Drauf ists, als ob, in so gerechtem Zorn, Mir noch zehn Arme w��chsen, jeglichen F��hl ich mir wie ein Geier ausger��stet. Ihn stell ich dort zur Rede, was er hier In sp?ter Nacht zu suchen, mir die Kr��ge Des Hauses tobend einzuschlagen habe; Und er, zur Antwort gibt er mir, jetzt ratet-- Der Unversch?mte! Der Halunke, der! Aufs Rad will ich ihn sehen, oder mich Nicht mehr geduldig auf den R��cken legen; Er spricht, es hab ein anderer den Krug Vom Sims gest��rzt--ein anderer, ich bitt Euch, Der vor ihm aus der Kammer nur entwichen; --Und ��berh?uft mit Schimpf mir da das M?dchen.
Adam O! faule Fische--Hierauf?
Frau Marthe Auf dies Wort Seh ich das M?dchen fragend an; die steht Gleich einer Leiche da, ich sage: Eve! Sie setzt sich.--Ists ein anderer gewesen? Frag ich. Und "Joseph und Marie", ruft sie, "Was denkt Ihr, Mutter, auch?"--So sprich! Wer wars? "Wer sonst", sagt sie,--und wer auch konnt es anders? Und schw?rt mir zu, da? ers gewesen ist.
Eve Was schwor ich Euch? Was hab ich Euch geschworen? Nichts schwor ich, nichts Euch--
Frau Marthe Eve!
Eve Nein! Dies l��gt Ihr--
Ruprecht Da h?rt Ihrs.
Adam Hund, jetzt, verfluchter, schweig, Soll hier die Faust den Rachen dir nicht stopfen! Nachher ist Zeit f��r dich, nicht jetzt.
Frau Marthe Du h?ttest nicht--?
Eve Nein, Mutter! Dies verf?lscht Ihr. Seht, leid tuts in der Tat mir tief zur Seele, Da? ich es ?ffentlich erkl?ren mu?: Doch nichts schwor ich, nichts, nichts hab ich geschworen.
Adam Seid doch vern��nftig, Kinder.
Licht Das ist ja seltsam.
Frau Marthe Du h?ttest mir, o Eve, nicht versichert Nicht Joseph und
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