Der Zweyte Theil von König Heinrich dem Vierten | Page 4

William Shakespeare
was sagt der Doctor zu meinem Wasser?
Lakay.
Er sagt, Herr, das Wasser an sich selbst sey ein gutes
gesundes Wasser; aber was die Person anlange, von der es komme, die
möchte wohl mehr Krankheiten an sich haben, als sie sich einbilde.
Falstaff.
Alle Arten von Leute bilden sich was drauf ein, auf mich zu
sticheln. Das Hirn dieser närrischen Composition von Erdschollen, die
man Mensch heißt, ist nicht fähig mehr Lächerliches zu erfinden als ich
erfinde, oder wozu ich den Stoff hergebe. Ich bin nicht nur für mich
selbst wizig, sondern auch die Ursach, daß andre Leute wizig sind. Ich
geh hier vor dir her, wie ein Mutterschwein, das alle seine Jungen, bis
auf eins, aufgefressen hat. Wenn der Prinz eine andre Ursach, warum er
dich in meine Dienste gethan, gehabt hat, als mich lächerlich zu
machen, so weiß ich nicht was rechts und links ist. Du H**sohn von
einem Alraun, du taugtest besser daß ich dich an meiner Müze trüge,
als daß du hinter mir drein gehen sollst. Ich habe noch nie kein
Agtstein-Männchen zum Diener gehabt bis izt, aber ich will dich weder
in Gold noch Silber einfassen lassen, darauf verlaß dich; in Bley sollst
du mir gefaßt werden, und so will ich dich deinem Herrn wieder zurük
schiken, damit er dich für ein Kleinod tragen kan. Dieser Juvenal, der
Prinz dein Herr, dessen Kinn noch nicht einmal Gauchfedern hat; es
soll mir eher ein Bart in meiner flachen Hand wachsen, eh er einen im
Gesicht kriegen wird; und doch ist er unverschämt genug, und
behauptet, sein Gesicht sey ein königliches Gesicht. Der Himmel mag
es völlig ausmachen wenn er will, izt ist noch kein Haar daran
auszusezen; er kan es immer als ein königliches Gesicht inne haben,
denn ein Barbier wird sein Lebtag nicht sechs Pfenninge daraus ziehen,
und doch kräht er immer, als ob er schon ein Mann gewesen sey, wie
sein Vater noch ein Junggeselle war. Er mag seine Gnade für sich selbst
sparen, denn die meinige hat er ziemlich verlohren, das kan ich ihn
versichern. Was sagt Herr Dombledon, wegen des Atlas zu meinem
kurzen Mantel und zu meinen Pluder-Hosen?

Lakay.
Er sagt, Herr, ihr müßtet ihm einen bessern Bürgen stellen als
Bardolph; er verlange nicht mit eurer und seiner Handschrift zu thun zu
haben, die Versicherung sey ihm nicht hinlänglich.
Falstaff.
Möcht' er verdammt werden wie der reiche Schlemmer, und
seine Zunge noch heisser seyn! Der H**sohn von einem Ahitophel, der
Schurke, der den Handschlag eines Edelmanns hat, und noch
Versicherung fordert! Die H*ds-f*tische Kahlköpfe tragen heutigs Tags
nichts als hohe Absäze, und ein Gebund Schlüssel an ihrem Gürtel; und
wenn ein Bidermann so höflich ist und bey ihnen borgen will, so

verlangen sie Sicherheit! Es wäre mir eben so lieb gewesen, wenn er
mir das Maul mit Mausgift gestopft hätte, als mit dieser unverschämten
Versicherung, die er verlangt. Ich erwartete, der Flegel würde mir
zween und zwanzig Stab Atlas schiken, so wahr ich ein rechtschaffner
Ritter bin, und er schikt mir Versicherung. Gut, er mag in Sicherheit
schlaffen, denn er hat das Horn des
Ueberflusses.** Seiner Frauen
Galanterie*** scheint daraus hervor, und doch sieht er nichts, ob er
gleich seine Laterne an der Stirne trägt.--Wo ist Bardolph?
{ed. ** Dieser Spaß scheint augenscheinlich von einem
Plautinischen
entlehnt zu seyn: (Quo ambulas tu, qui Vulcanum in cornu conclusum
geris? Amph. Act. L Sc. 1.) Daß Plautus hier eine scherzhafte
Anspielung im Sinne gehabt habe, daran dürfen wir nicht zweifeln, da
die Proverbial-Redensart, Hörner für
Hahnreyschaft zu sagen, sehr alt
ist, wie aus einer Stelle des Artemidorus erhellet, welcher sagt:
Proseipein autv oti h gunh sou porneusei, kai to legomenon, KERATA
AUTW POIHSEI--Oneirocr. L. II. c. 12. Warburton.}
{ed. *** Im Englischen ist hier ein Wortspiel mit
dem Wort
(Lightness), dessen Doppelsinn schon anderswo bemerkt worden. Weil
es sich im Deutschen nicht ausdrüken läßt, so geht der ganze Spaß
verlohren. Auf schweizerisch, wo Licht und leicht beydes liecht
ausgesprochen wird, gieng es vielleicht an.}
Lakay.
Er ist nach Schmidtfield gegangen, Eu. Herrlichkeit ein Pferd
zu kauffen.

Falstaff.
Ich kaufte ihn in Paul's, und er kauft mir izt dafür ein Pferd
in Smithfield. Wenn ich izt nur noch ein Weib aus einem B**l kriegen
könnte, so wär' ich bemannt, begault und beweibt!
Fünfte Scene.
(Der Lord Ober-Richter und seine Bediente zu den
Vorigen.) (Wir müssen diese Scene gänzlich weglassen. Der gröste
Spaß darinn besteht in dem Einfall, den Falstaff hat, sich zu stellen als
ob er nicht wohl höre; und in den unverschämten Antworten die er, auf
das Privilegium der Taubheit hin dem Lord Ober-Richter giebt, der ihn
wegen seiner heillosen Lebensart beschilt.)
Sechste Scene.
(Verwandelt sich in den Palast des Erzbischoffs von
York.)
(Der Erz-Bischoff Hastings, Thomas Mowbray und Lord
Bardolph treten auf.)
York.
Ihr habt nun die Beschaffenheit unsrer Sache vernommen, und
kennet unsre Mittel. Entdeket uns izt, meine edlen Freunde, ich bitte
euch alle, entdeket ungescheut, was ihr
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