wenn ich offen gestehe, da? ich Ihnen aus reiner Neugier nachgegangen bin. W?ren Sie mir entschl��pft, ich h?tte wirklich nicht gewu?t, was tun. Ich h?tte Sie bestimmt noch heute Nacht in Ihrer Wohnung aufgesucht, und diese Zudringlichkeit w?re Ihnen wahrscheinlich sehr unangenehm gewesen.?
?Sie waren also dort, dort oben bei meinen Freunden?? stammelte M?rner; ?ich habe mich also nicht geirrt ...??
Der Unbekannte nickte. ?Gewi?, ich war dort,? erwiderte er etwas besch?mt; ?es hat mich unwiderstehlich hingezogen. Ich wu?te von Ihnen. Ich hatte irgendwelche Botschaft. Aus tausend Stimmen dringt eine hervor, vernehmlicher als die andern. Ein Blatt Papier, ein aufgefangenes Wort, was kann das nicht alles bedeuten. Und zuf?llig sa? ich Ihnen neulich im Eisenbahncoup�� gegen��ber, entsinnen Sie sich nicht? Da erfa?te mich sofort die Neugier, trotzdem ich ��ber das Wichtigste gleich im Klaren war, und ich blieb unabl?ssig auf Ihren Spuren.?
In der Tat glaubte sich M?rner zu entsinnen, den Unbekannten w?hrend einer vielst��ndigen Fahrt im halbdunkeln Abteil gesehen zu haben. Er wunderte sich, da? ihm das erst jetzt einfiel, denn Gestalt und Gehaben des Menschen waren ihm ungew?hnlich erschienen, das vollkommen unbewegliche Sitzen, der intensive Blick, eine gewisse Naivit?t und Bescheidenheit in den Mienen, verbunden mit einer schwer definierbaren l?chelnden Undurchdringlichkeit, alle diese Einzelheiten sah er lebhaft vor sich. Seine Spannung und Unruhe wurde dadurch nicht vermindert. ?Wieso waren Sie sich ��ber das Wichtigste im Klaren?? fragte er und suchte seine Erregung hinter einem gereizten und m��rrischen Ton zu verbergen. ?Bin ich denn so auf den ersten Blick zu ergr��nden? Nichts f��r ungut, aber gegen das Hellsehn hab ich meinen Argwohn; es ist durch einige Leute von meinem Metier diskreditiert und l?uft gew?hnlich auf Charlatanerie und Mystifikation hinaus.?
?Ich habe ja auch Ihre Worte geh?rt,? antwortete der Fremde einfach. ?Da? Sie mi?trauisch sind, begreife ich. Sie kennen mich ja nicht. Ich habe mir noch kein Recht auf Ihr Zutrauen erworben. Ich bin ein Namenloser, wie gesagt, ein Niemand; es steht bei Ihnen, mich f��r einen Charlatan zu halten. Nur bitte ich Sie, Ihr endg��ltiges Urteil noch zu verschieben.?
Er wich einem Hund aus, der ��ber die Stra?e lief und fuhr mit derselben unerheblichen Stimme fort: ?Nein, Hellseher bin ich nicht, und da? ich Sie auf den ersten Blick ergr��ndet habe, behaupte ich auch nicht. Was mich zu Ihnen getrieben hat, ist neben der Neugier, die mir angeboren ist, die sonderbare Leidenschaftlichkeit in Ihnen, die sich auf alles in Ihrem Umkreis unmittelbar ��bertr?gt. Sie ist sehr selten, diese Art von Leidenschaft, diese entselbstete; der Ausdruck stammt ja von Ihnen. Es hat mich magnetisch angezogen; ich meine das nicht bildlich. Ob ich wollte oder nicht, ich mu?te dorthin, wo Sie waren. Auf dem Meer, mitten in einer Windstille, bei blauem Himmel, hat man manchmal die deutliche Empfindung, da? ein furchtbarer Sturm irgendwo hinter dem Horizont w��tet, der das Schiff f?rmlich in seinen Trichter saugt. So war Ihre Wirkung auf mich. Die meisten Menschen wissen nichts von ihrer eigenen Wirkung. Das Leben stumpft sie ab dagegen. Viel notwendiger ist es, die eigene Kraft kennen zu lernen, als die der andern. M?chtige Seelen liegen oft faul da und ahnen nichts von dem Magnetismus, der in ihnen aufgesammelt ist. Ich unterscheide die Menschen danach. Es ist eine Stufenleiter; von denen, die oben stehen, strahlt die gr??te Kraft aus, die Schicksalskraft, die Verantwortlichkeitskraft. Das ist der Kitt, der bindet. So war wenigstens meine Erfahrung. Das ist auch der Grund, warum mich Ihre Leidenschaftlichkeit so besch?ftigt hat. Worauf sie eigentlich gerichtet ist, kann ich nicht genau ermessen; ich habe nur zum Teil verstanden, was Sie dort in dem Haus sagten; ich bin kein sehr gebildeter Mensch und habe wenig gelesen. Ich hatte die Zeit nicht. Ich habe mir nur einige F?higkeiten angeeignet, durch die es mir m?glich geworden ist, - aber lassen wir das, davon erz?hl ich Ihnen sp?ter, falls es sich ergibt. Folgende ��berlegung war es, die mich ber��hrt hat wie seit langem nichts. Ich sagte mir: wenn man mit einer solchen Flamme in der Brust vor der Menschenwelt steht, wie kann es sein, was mu? da geschehen sein, da? die Flamme nicht leuchtet, da? nicht alles in blendender Helligkeit vor ihr liegt, da? der, der sie besitzt, sich ��ber Finsternis beklagt und eben dadurch in Gefahr kommt, tats?chlich in Finsternis zu versinken? Wie geht das zu? Ich sagte mir weiter: Vielleicht kannst du da Nutzen stiften, es ist dir ja schon manchmal gelungen; da liegt so eine Seele, sagte ich mir, eine m?chtige Seele und windet sich in Zuckungen; vielleicht kannst du das tr��be Medium von der Netzhaut dieses Menschen l?sen, mehr ist vielleicht nicht zu tun; das Ganze ist eine Erkrankung des Auges; freilich nicht des physischen Auges; was darf nicht alles Auge hei?en bei den Edleren: das Herz ist selber Auge.?
Die h?ufig stockende, wie aus Bescheidenheit unsichere und z?gernde Rede des Fremden drang mit jeder Silbe
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