Kerl, der das getan hat, ist aber
auch verschwunden; es wird gesagt, die Knechte haben ihn um die
Ecke gebracht. In Wathlingen sind auch zwei von den Brüdern
fortgekommen. Meinen Segen haben sie!«
»Das ist das eine,« sagte ein Bauer aus Eicklingen, »das ist das eine.
Seines Lebens ist man nicht mehr sicher, und dazu kommen noch die
Steuern. Der Landtag hat die dreifache Schatzung ausgeschrieben und
es heißt, daß das nicht das letztemal sein soll, denn das Land braucht
jetzt Geld für Soldaten. Ja, das ist wohl so, und das wäre auch noch
auszuhalten, aber dann kommen die fremden Völker und legen uns
auch noch allerlei Lasten auf, das heißt, wenn sie nicht überhaupt
nehmen, was sie kriegen können. Pohlmanns Ludjen haben sie eine
milchende Kuh von der Weide genommen, und als er wenigstens Geld
wollte, haben sie ihn ausgelacht, und als Hein Reimers vom Felde kam,
ist er zwei gute Pferde auf die Art losgeworden. Wenn das so weiter
geht, gibt es kein Recht und kein Gesetz mehr!«
Nun erzählten die Ödringer, weswegen sie nach Celle gekommen
waren; aber alle meinten, sie sollten den Falben ruhig in den Rauchfang
schreiben, denn wenn die Obrigkeit hinter alle solche Sachen
hinterfassen sollte, dann hätte sie viel zu tun. Ul aber meinte, versuchen
wollte er es doch und ging los.
Nach zwei Stunden kam er wieder und ließ den Kopf hängen, wie ein
krankes Huhn. Ganz begossen sah er aus. »Ja, Junge,« sagte er, »ist das
ein Betrieb! Angeschnauzt haben sie mich; ich sollte sie mit solchen
Dummheiten in Ruhe lassen, denn sie hätten Notwendigeres zu tun, als
hinter deinem Pferde herzulaufen. Na, so unrecht haben sie ja nicht,
denn wie mir der zweite Koch erzählte, geht es ja jetzt in der Welt her,
wie in einem Ameisenhaufen, bei dem der Specht zugange ist. Die
Kaiserlichen kommen von der einen, der Braunschweiger und der
Durlacher von der anderen Seite, und was unser regierender Herzog ist,
der muß zusehen, daß er sich nicht dabei die Finger klemmt. Na,
Mertens meinte, Herzog Georg, den sie doch zum Kreisoberst gemacht
haben und der an die zwanzigtausend Mann unter sich hat, der wird
schon dafür sorgen, daß sie uns nicht lebendig schinden. Aber den
Falben bist du darum doch quitt. Tors Pferd soll den Kerl schlagen!«
Er schlug sich Feuer für seine Pfeife, spuckte vor sich hin und sah
seinen Eidam an: »Ich weiß nicht, ich glaube, es geht nicht anders: wir
müssen daran denken, was dein Großvater immer sagte: Helf dir selber,
dann helft dir auch unser Herregott! Denn warum? Die Obrigkeit, die
wird alle Hände voll zu tun haben, daß sie im allgemeinen für Ordnung
sorgt, soweit das angeht; der einzelne Mann muß sich selber wahren.
Ich weiß man nicht, wie wir das anstellen sollen; denn was sollen wir
zum Beispiel machen, wenn solche Galgenvögel, wie sie vor dem Tore
liegen, hundert Stück und mehr, nach Ödringen verschlagen werden?«
»Komm,« meinte er dann, »wollen weg! Hier haben wir ja doch nichts
mehr zu holen.« Er rief den Wirt und bezahlte. »Nanu,« schrie er auf
einmal, »Harm, Junge, was ist denn das?« Und schnell lief er aus der
Türe. Als Harm ihm in den Hof nachging, sah er, daß einer der drei
Reiter, die ihnen am Morgen begegnet waren, das Sattelpferd aus dem
Stalle zog.
»Hoho!« rief er und machte das Messer locker, »was soll denn das
heißen?« Der fremde Mann sah ihn an und lachte: »Na, ich kann mir ja
doch wohl das Pferd mal ansehen! Ich habe dem Knecht das ja gesagt
und ihn gefragt, wem es gehörte. Ich bin nämlich Pferdehändler und
dein Pferd hat mir gleich in die Augen gestochen, denn es paßt ganz zu
einem, auf das ich handele, und das würde ein feines herrschaftliches
Gespann geben. Was soll es gelten?«
Der Wulfsbauer schüttelte den Kopf: »Es ist mir nicht feil,« sagte er
und führte es vor den Wagen. »Na, denn nicht; was nicht ist, kann noch
werden. Vielleicht besinnst du dich.« Damit ging der Händler ab.
Die Ödringer sahen ihm mit schiefen Augen nach, und der Wirt
schnippte mit den Fingern. »Tja der,« knurrte er, »der und
Pferdehändler! Wer so billig einkauft, kann es zu was bringen in der
Welt. Er kehrt öfter bei mir ein und verzehren tut er gut, aber ich sehe
ihn lieber gehen als kommen, zum ersten, weil mir seine Augen nicht
gefallen können, und dann weil ich ihn mit Völkern von der Masch
zusammengesehen habe, denen jeder Kerl, der was auf sich hält, aus
dem Wege geht. Hanebut heißt er, Jasper Hanebut, und aus Bothfeld
bei Hannover soll er sein, und die er meist bei sich hat, Hänschen von
Roden und Kaspar Reusche, den Brüdern traue ich auch nicht über den
Weg.«
Gerade als sie losfahren wollten, gab es von der Stechbahn her ein
großes
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