und das war ein roter Rock, und nun gab es ein Jagen
um den Baum und dann ein Quieken.
»Ach, Junge,« pustete das Mädchen und ihre Brust ging auf und ab,
»du bringst mich ja rein von Atem! Und schickt sich das wohl?« Aber
dann ließ sie sich doch dahinziehen, wo das Moos ganz eben und
trocken war, und ließ sich küssen und küßte wieder, und zählte, wie oft
der Kuckuck rief, denn so lange sollte sie leben; aber er rief bloß
zweimal und da sagte sie: »So ein fauler Hund!« und lachte dabei.
Vom Hofe rief es. Das Mädchen sprang in die Höhe: »Bis heute abend!
Mutter ruft schon. Komm aber nicht vor dem Vesper, denn bis dahin
habe ich alle Hände voll zu tun.« Sie machte sich los und Harm sah ihr
lachend nach, wie sie so flink dahinging, daß der rote Rock wie eine
Flamme hin und her wehte, und ihr Haar, das leuchtete wie eitel Gold
unter der kleinen Mütze, um die die Bindebänder man so flogen.
Ehe sie über das Stegel stieg, sah sie sich noch einmal um; dann war sie
fort und Harm war zumute, als wenn die Sonne nicht mehr so schön
schien und als ob die Vögel lange nicht mehr so lustig sängen; aber
dann pfiff er das Brummelbeerlied durch die Zähne und lachte wieder
vor sich hin, als er über die Haide ging, und seine Augen waren so blau
wie der Himmel über ihm.
Das blieben sie auch bis zur Hochzeit und auf ihr erst recht. Es war eine
große Hochzeit und lustig ging es dabei her, obzwar kein einziger
Mann betrunken war.
Einige Bauern redeten zwar davon, daß es immer gefährlicher im Reich
aussähe, aber was fragte Harm Wulf danach, als er mit seiner jungen
Frau unter Lachen und Juchen in die Dönze geschoben wurde, und
nach den feurigen Männern am Himmel und dem blutenden Brot und
den Pest- und Sterbevögeln? Er nahm seine Rose in den Arm und sagte:
»Eine Ule habe ich gefangen, aber was für eine glatte Ule auch!« Und
dann lachte er über seinen Witz.
Er blieb am Lachen bis auf den Tag, daß seine Rose zu liegen kam,
aber dann lachte er noch mehr, bloß nicht so laut und mehr mit den
Augen; denn ein Junge lag neben ihr, ein Junge, ein Staat von einem
Jungen ein wahrer Bär von einem Jungen, einer von zehn vollwichtigen
Pfunden und ein hübscher Junge von vornherein.
»Ja,« sagte er am dritten Tage zu seiner Frau, die schon wieder Farbe
auf den Backen hatte, »was ist das nun eigentlich, ein Ulenküken oder
ein Wolfslamm?« Und dann lachte er laut über seinen Schnack.
Er lachte, wenn er zur Arbeit ging, er lachte, wenn er von ihr kam. Er
hatte früher auch ein schönes Leben gehabt, aber so, wie es jetzt war,
mit solcher glatten Frau und so einem gesunden Jungen, das war doch
ganz etwas anders! Er konnte sich vor Freude gar nicht bergen, so
wählig war ihm zumute, und wenn ab und zu Reineke oder Marten oder
einer von den anderen Ödringern sich so anstellte, wie eine Krähe,
wenn der Fuchs ankommt, und erzählte, was er in Celle oder Burgdorf
oder Peine gehört hatte: daß nämlich Krieg in der Welt war und es nicht
mehr lange dauern werde, bis daß es auch in der Haide an zu stinken
anfange, der Wulfsbauer pfiff, wenn er säete oder pflügte, das
Brummelbeerlied, dachte an seine Rose und an seinen lüttjen Hermke
und daran, wie gut er es doch getroffen hatte.
Hermke konnte ihm schon an der Hand seiner Mutter entgegentappeln
und »Vater!« rufen, wenn Harm vom Felde kam, und es war so weit,
daß er bald einen Bruder oder eine Schwester bekommen sollte, da ritt
der Bauer eines Morgens nach der Stadt, um seinen Hofzins beim Amte
zu bezahlen. Es war ein schöner Morgen; die Birken an den Straßen
waren eben aufgebrochen, alle Finken schlugen, die Dullerchen sangen
und das Bruch war von oben bis unten rot, denn der Post war am
Blühen. Harm setzte sich in einen schlanken Trab, daß der Sand hinter
ihm nur so mülmte, denn er dachte: »Je eher du in der Stadt bist, desto
früher bist du wieder auf dem Hofe.«
Er kam aber erst am späten Abend nach Hause und er kam zu Fuße an.
Als er nämlich seine Steuern bezahlt hatte und nach dem Kruge vor der
Stadt ging, wo er seinen Falben eingestellt hatte, um das Torgeld zu
sparen, da war dort ein wildes Leben. Ein Mansfelder Feldhauptmann
mit einem Trupp Kriegsvolk war angekommen und es ging hoch her.
Die Kerle hatten alle rote Köpfe von Bier und Schnaps und nun schrien
sie und bölkten und kriejöhlten und machten sich mit den verlaufenen
Frauensleuten, die sie bei sich hatten, allerlei Kurzweil, daß es eine
Schande war,
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