knirschest die Z?hne zusammen, aber mein Epikureismus führt doch wahrhaftig weiter, als Dein tolles Streben nach Luft- und Hirngespinsten. Ich wei?, das M?dchen denkt doch heute den ganzen Abend mit Vergnügen an mich, warum soll ich ihr die Freude nicht g?nnen, da? sie sich mit den Gedanken an mich zu Bette legt.
Willst Du's auch so gut haben, komm zu uns, ich will gern die zweite Rolle spielen, wenn ich Dich nur zum brauchbaren Menschen machen kann. Was fehlte Dir bei uns? Du hattest Dein m??iges Einkommen, das zu Deinen kleinen Ausgaben hinreichte, Du hattest Freunde, die Dich ohne Absichten liebten, ein Glück, das sich K?nige wünschen m?chten, Du hattest M?dchen, die an kleinen Netzen für Dein Herz webten, in denen Du Dich nur so weit verstricktest, als sie Dir behaglich waren, hernach flogst Du wieder davon und sie hatten die Mühe, Dir neue zu weben. Was fehlte Dir bei uns? Liebe und Freundschaft vereinigten sich, Dich glücklich zu machen, Du schrittst über alles das hinaus in das furchtbare Schlaraffenland verwilderter Ideen!
Nichts lieblicher als die Eheknoten, die für mich geschlungen werden und an denen ich mit solcher Artigkeit unten weg zu schleichen wei?. Denk, was für ein Aufwand von Reizungen bei alle den Geschichten um mich her ist, welch eine Menge Charaktere sich mir entwickeln, wie künstliche Rollen um mich angelegt und wie meisterhaft sie gespielt werden. Das erg?tzt meinen innern Sinn unendlich, besonders weil ich zum voraus wei?, da? sich die Leute alle an mir betrügen, um mir hernach doch nicht einmal ein b?ses Wort darum geben dürfen. So gut würde Dir's auch werden, wenn Du mir folgtest; w?re doch besser, unter blühenden und glühenden M?dchen in Scherz und Freude und Liebkosungen sich herumzuw?lzen, als unter deinen glasierten B?umen auf der gefrornen Erde. Was meinst Du, Herz? Lachst Du? Narr, wenn Du lachen kannst, so ist alles gewonnen.
Achter Brief
Antwort Herzens an Rothen
Deine Briefe gefallen mir immer mehr und mehr, obschon ich Deine Ratschl?ge immer mehr und mehr verabscheue, und das blo?, weil der Ton in denselben mit dem meinigen so absticht, da? er das?verdrü?liche Einerlei meines Kummers auf eine pikante Art unterbricht. Fahre fort, mir mehr zu schreiben, es ist mir alles lieb, was von Dir kommt, sollte mir's auch noch so viel Galle machen.
Sei glücklich unter Deinen leichten Gesch?pfen, und la? mir meine Hirngespinste. Ich erlaub es euch sogar, über mich zu lachen, wenn euch das wohltun kann. Ich, lache nicht, aber ich bin glücklicher als ihr, ich weide mich zuweilen an einer Tr?ne, die mir das sü?e Gefühl des Mitleids mit mir selbst auf die Wange bringt. Es ist wahr, da? ich alles hier begrabe, aber eben in dieser Aufopferung findt mein Herz eine Gr??e, die ihm wieder Luft macht, wenn seine Leiden zu schwer werden. Niemanden im Wege--welch eine erhabene Idee! ich will niemanden in Anspruch nehmen, niemand auch nur einen Gedanken kosten, der die Reihe seiner angenehmen Vorstellungen unterbricht. Nur Freiheit will ich haben, zu lieben, was ich will, und so stark und dauerhaft, als es mir gef?llt. Hier ist mein Wahlspruch, den ich in die Rindentüre meiner Hütte eingegraben:
Du nicht glücklich, kümmernd Herz? Was für Recht hast?du zum Schmerz? Ist's nicht Glück genug für dich, Da??sie da ist, da für sich?
Neunter Brief
Rothe an Herz
Wenn wir uns lange so fortschreiben, so geraten wir beide in eine Geschw?tzigkeit, die zu nichts führt. Du willst unterhalten sein und ich kann und mag Dich nicht unterhalten. Alles was ich Dir schrieb, war, um Dich zurückzubringen, willst Du nicht, so la? bleiben, kurz und gut. Alle Deine Klagen und Leiden und Possen helfen Dir bei uns zu nichts, wir Deine wahren Freunde und Freundinnen und alle Vernünftigen--verzeih mir's, was k?nnen wir anders tun--lachen darüber--ja lachen entweder Dich aus der Haut und der Welt?hinaus--oder wieder in unsre bunten Kr?nzchen zurück.
Du t?test also besser, wenn Du mir nicht mehr schriebest. Ich komme nicht zu Dir, das hab ich verschworen. Aber ich erwarte Dich bei mir, wenn Du mich wieder einmal zu sehen Lust hast.
_Rothe_.
Die Antwort auf diesen Brief blieb aus.
Zehnter Brief
Honesta an den Pfarrer Claudius, einen ihrer Verwandten auf dem Lande
Wissen Sie auch wohl, da? wir hier einen neuen Werther haben, noch wohl schlimmer als das, einen Idris, der es in der ganzen Strenge des Worts ist, und zu der Nische, die Herr Wieland seinem Helden am Ende leer gelassen hat, mit aller Gewalt ein lebendes Bild sucht. Kurz, es ist der junge Herz, den Sie bisweilen in unserm Hause müssen gesehen haben, er war sehr einschmeichelnd beim Frauenzimmer, aber immer in seinen Ausdrücken etwas romantisch, welches mir um soviel besser gefiel. Er hat im ganzen Ernst seine Bedienung niedergelegt, und ist in den Odenwald gegangen und Einsiedler geworden. Jedermann redt davon und bedaurt das Unheil, das solche Schriften anrichten. Ich aber behaupte, da? der Grund davon in seinem Herzen liegt, und
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