da? er auch ohne Werther und Idris das geworden w?re, was er ist.
Die Person, die er liebt, ist eine Gr?fin, die in der Tat ein rechtes Muster aller Vollkommenheiten ist, wie man sie mir beschrieben hat. Sie tanzt wie ein Engel, zeichnet, malt nach dem Leben, spricht alle Sprachen, ist mit jedermann freundlich und liebreich, kurz, sie verdient es wohl, da? eine Mannsperson um sie den Kopf verliert. Alle ihre Stunden sollen so eingeteilt sein, da? sie niemalen mü?ig ist, sie unterh?lt allein eine Korrespondenz, wozu mancher?Staatsminister nicht Sekret?rs genug finden würde, und die Briefe schreibt sie alle w?hrend der Zeit, da sie frisiert wird, auf der Hand, damit sie ihr von ihren übrigen Besch?ftigungen nicht Zeit wegnehmen. Es mu? ein liebes Gesch?pf sein, sie soll von dem Unglück des armen Herz geh?rt haben, und darüber untr?stlich sein, denn sie hat ein Gemüt, das nicht gern ein Kind beleidigen m?chte. Er hat einige von ihren Briefen in die H?nde bekommen, die sie w?hrend ihres Aufenthalts auf dem Lande an die Witwe Hohl hier geschrieben hatte. Sie wissen doch die Witwe Hohl in der Laubacherstra?e in dem gro?en roten Hause. Herz soll bei ihr logiert haben. Das seltsamste ist, da? er seinen Abgott noch nicht von Person kennt, obschon er alles angewandt, sie zu sehen zu kriegen. Er hat eine andere für sie angesehen und also eine ganz falsche Vorstellung von ihr in seine Zelle mitgenommen.
Die Fr?ulein Schatouilleuse kennt die Gr?fin auch, weil sie oft in ihr Haus kommt, will aber nicht viel Gutes von ihr sagen. Sie meint, sie affektiere entsetzlich, nun ist das ganz natürlich, weil ihre Art zu denken von jener ihrer himmelweit unterschieden sein mu?.
Man sagt, die Gr?fin wolle an den armen Herz schreiben, um ihn vielleicht wieder zurecht zu bringen. Ich habe nicht Zeit, Ihnen mehr zu sagen, obgleich ich sonst so ungern wei? Papier übriglasse. Unser Haus ist voll Fremde, die zur Ostermesse gekommen sind. Wenn Sie doch auch auf einige Tage herein k?nnten. Der wunderliche Herr Hokum ist auch da.
_Honesta_.
Eilfter Brief
Herz an Rothen
Ich bin untr?stlich, da? meine Einsiedlerei eine Fabel der Stadt wird. Gestern sind eine Menge Leute aus ** hier gewesen, die mich sehen und sprechen wollten, und mir einigemal zwar unter vielen andern den Namen derjenigen genannt haben, die ich den W?nden meiner Hütte und den leblosen B?umen kaum zu nennen das Herz habe. Sollte etwas davon laut geworden sein, und durch Dich, Verr?ter? Du wei?t allein, wer es ist, und wieviel mir daran gelegen, da? ihr Name auf den Lippen der Unheiligen nicht in meiner Gesellschaft ausgesprochen werde.
Auf diesen Brief erfolgte keine Antwort.
Zw?lfter Brief
Ich schreibe Dir dieses, obschon Du's nicht verdienst. Aber ich kann nicht, ich kann die Freude über alle mein Glück nicht bei mir behalten. Und da ich sonst gewohnt war, mein Herz gegen Dich zu ?ffnen--Wisse alles, Rothe, sie kennt mich, sie wei?, da? ich um ihrentwillen hier bin, wer mu? ihr das gesagt haben?
Gestern konnt' ich's fast nicht aushalten in meiner Hütte. Alles war versteinert um mich, und ich habe die K?lte in der h?rtesten Jahrszeit in meinem Vaterlande selbst nicht so unmitleidig gefunden. Ich nahm mir das Eis aus den Haaren, und es war mir nicht m?glich, Feuer anzumachen; ich mu?te also ziemlich sp?t ins Dorf hinabgehen, mich zu w?rmen.
Stelle Dir das Entzücken, die Flamme vom Himmel vor, die meine ausgequ?lte Seele durchfuhr, als ich auf einmal Fackeln vor einem Schlitten auf mich zu kommen und bei deren Schein die Liverei meiner angebeteten Gr?fin sah. Ich hielt sie dafür, ich betrog mich nicht. Sie war es, sie war es selbst, nicht die, die ich auf dem Ball gesehen, aber mein Herz sagte mir's, da? sie es sei, denn als sie mich sah, sie sah scharf heraus, hielt sie den Muff vor das Gesicht, um die Bewegungen ihres Herzens zu verbergen. Und wie gro?, wie sprachlos war meine Freude, als ich hernach im Dorf h?rte, sie habe sich durch ihre Bedienten nach einem gewissen Waldbruder erkundigen lassen, der hier in der N?he wohnte.
Ich, so lebhaft gegenw?rtig in ihrem Andenken--und in dieser K?lte kam sie heraus, mich zu sehen--wenn es auch nur Spazierfahrt war, wie glücklich, da? meine Hütte sie auf diesen Weg locken?mu?te--vielleicht kann ich sie noch einmal sehen und sprechen.--Rothe! Gibt's eine h?here Aussicht für menschliche Wünsche?
Brief
der Gr?fin Stella an Herz
Mein Herr! ich habe ihren Zustand erfahren, er dauert mich. Von ganzem Herzen wünschte ich Unm?glichkeiten m?glich zu machen. Indessen kommen Sie nach der Stadt, und wenn Ihnen damit ein Gefallen geschehen kann, mich zu sehen und zu sprechen, wie Herr Rothe mir versichert hat, so hoffe ich, es soll sich bei Ihrer Freundin, der Witwe Hohl, schon Gelegenheit dazu finden. _Stella_.
Zweiter Teil
Erster Brief
Herz an Rothen, der in Gesch?ften nach Braunsberg gereist war
Da bin ich wieder, mein Wohlt?ter! in allem Rosenschimmer des Glücks und der Freude.
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