zu erlaben. Unter ihnen war Osmin, Ein verwöhnter
trotz'ger Junge, Der von Öl und Salben duftet, Wie 'nes
Blumenhändlers Laden. Der tat denn gar breit und vornehm, Sprach
von seinen Heldentaten, Seinem Glücke bei den Weibern, Wie des
Königs Tochter selber Bei der Tafel nach ihm schiele, Und was denn
des Zeugs noch mehr. Meinem Herrn dort stieg die Röte Ungeduldig
ins Gesicht, Doch, ob kochend, dennoch schwieg er. Aber als Osmin
nun fortfuhr, Daß der Fürst von Samarkand, Hart bedrängt von
Feindeshand, Seine Tochter und ihr Erbe, Seines weiten Reiches Krone
Gerne gönnte dem zum Lohne, Der ihn rette aus der Not, Und mein
Herr, von Glut ergriffen, Angeregt von dem Gedanken, Solcher Tat und
solchen Lohns, Aufsprang und voll Eifer fragte: Wo der Weg nach
Samarkand? Da schlug Osmin auf ein Lachen, Und vor Rustan hin sich
stellend, Rief er aus: "Ei, welch ein Helfer! Heil dir, Fürst von
Samarkand! Guter Freund, bleibt fein zu Hause, Hinterm Pfluge zeigt
die Kraft!" Da--
Rustan (aufspringend). Bei Gott! ich mag's nicht denken, Daß er lebt,
der das gesagt!
Massud. Sohn, nur ruhig!
Rustan. Ruhig? Ich? Und fürwahr, hat er nicht recht? Was hab ich
getan noch, um mich Solchen Werks zu unterwinden? Er hat recht, hat
heute recht, Morgen nicht mehr, leb ich noch. Oheim, gebt mir Urlaub!
Massud. Wie?
Rustan. Seht, mich duldet's hier nicht länger. Diese Ruhe, diese Stille,
Lastend drückt sie meine Brust. Ich muß fort, ich muß hinaus, Muß die
Flammen, die hier toben, Strömen in den freien Äther, Drücken diesen
heißen Busen An des Feindes heiße Brust, Daß er in gewalt'gem
Anstoß Breche, oder sich entlade; Muß der auf geregten Kraft Einen
würd'gen Gegner suchen, Eh' sie gen sich selber kehrt Und den eignen
Herrn verzehrt. Seht Ihr mich verwundert an? "Nur ein Tor verhehlt
den Brand", Spracht Ihr selber, laßt mich löschen. Gebt mir Urlaub und
entlaßt mich.
Massud. Wie, du wolltest--?
Rustan. Was ich muß.
Massud. Und denkst nicht--?
Rustan. 's ist bedacht.
Massud. So vergiltst du unsre Liebe?
Rustan. Nimmer sie hinfür mißbrauchen, Das ist alles, was ich kann.
Massud. Rauh und dornicht ist der Pfad.
Rustan. Sei es! Führt er nur zum Ziele.
Massud. Und das Ziel, es ist verderblich.
Rustan. Also sagt man. Ich will's kennen. Was man weiß, befriedigt
nur.
Massud. Diese, mich willst du verlassen?
Rustan. Lange nicht, kehr ich zurück In der Teuern liebe Mitte, Teile
wieder eure Hütte, Oder ihr mit mir mein Glück.
Mirza. Rustan!
Rustan. Mirza! Ich verstehe. Doch wir sehen uns ja wieder, Doppelt
glücklich, doppelt froh.
Massud. Magst du ihre Tränen schauen Und dich kalt--
Rustan. Ich kann nicht anders.
Massud. Wisse denn nun auch das Letzte: Diese hier, sie liebt dich.
Rustan. Mirza! Hier auch--doch es ist beschlossen! Niemals, oder
deiner wert!
Mirza. Rustan!
Massud. Halt! So meint' ich's nicht! Kann er deiner, Kind, entraten,
Massuds Tochter bettelt nicht. Zieh denn hin, Verblendeter, Ziehe hin!
und mögest du Nie der jetz'gen Stunde fluchen.
Rustan. Heute noch?
Massud(sich abwendend). Sobald du willst.
Rustan. Zanga, nach den Pferden!
Zanga. Gern!
Massud. Wozu diese hast'ge Eile? Halt! Es ist jetzt dunkle Nacht.
Ungebahnet sind die Pfade Und gefahrvoll jeder Schritt. Davor wahr
ich dich zum mindsten. Schlaf noch einmal hier im Hause, Denk noch
einmal, was du willst, Trifft der Tag dich gleichen Sinnes, Nun, wohlan,
so ziehe hin! Mirza, komm! wir lassen ihn.
Mirza. Vater! nur dies einz'ge Wort. Rustan, jener alte Derwisch, Der
dort wohnt in nahen Bergen Und den du, ich weiß, nicht liebst, Ja,
kaum einmal wolltest sehen, Während er besorgt um dich: Er versprach
mir, heut zu kommen, Und nur erst glaubt' ich zu hören Seines
Saitenspieles Ton, Das er führt auf allen Wegen. Oh, versprich mir, eh'
du scheidest, Ihn zu hören, ihn zu sprechen; Erst, wenn fruchtlos, zieh
mit Gott.
Rustan. Und wozu?
Mirza. Die letzte Bitte!
Rustan. Kommt er morgen früh genug, Mag er wie die andern
sprechen.
Massud. Nun zur Ruh'! Laß ihn sich selbst. Jedem Sprecher fehlt die
Sprache, Fehlt dem Hörenden das Ohr. Gute Nacht denn!
(Er geht mit Mirza.)
Mirza. Rustan!
Rustan. Zanga! Morgen früh die Pferde!
Zanga. Wohl!
(Er folgt den beiden. Alle drei ab.)
Rustan. Sie sind fort!--Es pocht doch ängstlich! Sie ist gar zu lieb und
gut.-- Ob auch!--Fort!--Ich bin erhört, Und was lang als Wunsch
geschlummert, Tritt nun wachend vor mich hin. Seid gegrüßt, ihr
holden Bilder, Seid mit Jubel mir gegrüßt! Ich bin müd, die Stirne
drückt, Mattigkeit beschleicht die Glieder.
(Nach dem Lager blickend.)
Nun, wohlan! Noch einmal ruhn In dem dumpfen Raum der Hütte,
Kräfte sammeln künft'gen Taten, Dann befreit auf immerdar.
(Er sitzt auf dem Ruhebette, Harfenklänge erklingen von außen.)
Horch! Was ist das? Harfentöne? Wohl der alte Klimprer nah?
(In halb liegender Stellung, mit dem Oberleibe aufgerichtet. Er spricht
die Worte des Gesanges nach, die
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