Der Todesgruß der Legionen, 3. Band | Page 7

Johann Ferdinand Martin Oskar Meding
vorher genehmigt
habe. Gehe mit dem General, mein Sohn," fuhr er fort, dem Prinzen
freundlich auf die Schulter klopfend, "und beschäftige Dich ein wenig
mit Deinen Studien, ich werde später zu Dir kommen und ein wenig
sehen, was Du treibst."
Der Prinz zögerte einen Augenblick, ein leichter Anflug von Unmuth
erschien auf seinem Gesicht, er küßte die Hand seines Vaters, umarmte
zärtlich die Kaiserin und verließ, vom General Frossard gefolgt, das
Cabinet.
"Ich habe soeben einen Brief von Gramont erhalten," sagte die
Kaiserin--"er sendet uns seine aufrichtigsten Wünsche für den
glücklichen Ausfall des Plebiscits und ist entzückt über die ersten
Nachrichten, welche der Telegraph nach Wien gebracht hat, und
welche bereits erwarten lassen, was sich inzwischen vollzogen hat. Ich
würde Dir den Brief vorlesen," sagte sie mit einem lächelnden
Seitenblick auf Ollivier, "wenn ich nicht fürchten müßte, den Herrn
Großsiegelbewahrer in Verlegenheit zu setzen. Der Herzog ist in der
That einer seiner glühendsten Bewunderer, er preist Frankreich und das
Kaiserreich glücklich, einen solchen Mann zu den ihrigen zu zählen.
Es ist nur zu bedauern," fügte sie mit einem leichten Seufzer hinzu,
"daß der Herzog so fern von hier auf entlegenem Posten in Wien sich
befindet, er wäre ein vortrefflicher Bundesgenosse des Herrn Ollivier,
er würde keinen anderen Ehrgeiz haben, als dessen Leitung zu folgen
und mit seinem Eifer und seiner Energie die Ideen auszuführen, an
denen dieser so reich und so fruchtbar ist," sagte sie, mit einem
reizenden Lächeln sich gegen den Justizminister verbeugend, der einen
schnellen, forschenden Blick auf den Kaiser richtete.
Napoleon hatte den Kopf ein wenig niedergesenkt, sein verschleierter
Blick richtete sich ausdruckslos zu Boden.

"Euer Majestät hatten so eben die Gnade," sagte Ollivier, indem er sich
halb zur Kaisern wendete, "mit mir über die Besetzung des auswärtigen
Ministeriums zu sprechen und den Namen des Herrn Drouyn de L'huys
zu nennen"--ein finsterer Schatten flog einen Augenblick über die Züge
der Kaiserin, aber unmittelbar nahmen dieselben wieder ihren ruhig
lächelnden, fast gleichgültigen Ausdruck an.
"Drouyn de L'huys," sagte sie, "würde reiche Erfahrungen für diesen
Posten mitbringen,--er ist ja auch, so weit ich davon gehört habe, im
Ganzen vollkommen einverstanden mit der gegenwärtigen Richtung
der Regierung. Ich bedaure nur Herrn Ollivier," fügte sie in heiterem
Tone hinzu, "er wird ein wenig Mühe haben, mit Herrn Drouyn de
L'huys fertig zu werden, derselbe hält viel auf seinen eigenen Willen.
Aber," sagte sie, "es wird ja am Ende nicht schwer sein, sich ihm zu
accommodiren, er ist ein Mann von vielem Geist und so viel älter als
Herr Ollivier--"
Sie schwieg abbrechend.
Der Justizminister schien einen Augenblick mit seinen Gedanken
beschäftigt, dann wandte er sich, wie einem schnellen Entschluß
folgend, zum Kaiser und sagte:
"Ich habe Eure Majestät, vorhin die Meinung ausgesprochen, welche
ich über Herrn Drouyn de L'huys hege. Ich kann indeß eine Bemerkung
nicht unterdrücken, welche ein wenig gegen die Übertragung des
auswärtigen Ministeriums an ihn sprechen möchte. Herr Drouyn de
L'huys gilt in Folge der Verhältnisse, unter denen er das Portefeuille im
Jahre 1866 abgegeben, für einen großen Gegner Preußens und für einen
Fürsprecher kriegerischer Unternehmungen."
"Drouyn de L'huys will durchaus den Frieden aufrecht erhalten
wissen," sagte der Kaiser schnell.
Der Blick der Kaiserin flammte auf, sie machte eine leichte Wendung
und führte einen Augenblick ihr Taschentuch an die Lippen.
"Ich glaube, daß Herr Drouyn de L'huys den Frieden will," erwiderte

Ollivier, "indessen die Welt und namentlich das Ausland glaubt einmal
das Gegentheil von ihm, es wäre vielleicht zu befürchten, daß seine
Ernennung von den fremden Mächten, in's Besondere von dem Berliner
Cabinet mit Mißtrauen aufgenommen werden möchte, und in diesem
Augenblick, in welchem wir so sehr mit den inneren Fragen beschäftigt
sind, würde eine Trübung der auswärtigen Beziehungen die Erfüllung
der Aufgaben, welche wir dem Willen Eurer Majestät gemäß uns
gesteckt haben, sehr erschweren. Es wäre vielleicht gut, das auswärtige
Ministerium einem Manne zu übertragen, welcher seit längerer Zeit
dem Mittelpunkt der Politik fern gestanden hat, und aus dessen
Vergangenheit man keine beunruhigenden Schlüsse zu ziehen im
Stande ist. Ihre Majestät die Kaiserin," fuhr er fort, "hatten so eben die
Güte gehabt, mitzutheilen, daß der Herzog von Gramont sehr
freundliche Gesinnungen für meine geringe Person hegt. Ich bin gewiß,
Eure Majestät wissen, daß ich weit davon entfernt bin, mich durch
persönliche Eindrücke leiten zu lassen, um so mehr als ich in diesem
Falle glaube, daß die Sympathie des Herzogs von Gramont vor allen
Dingen den Prinzipien gilt, welche ich in Uebereinstimmung mit Eurer
Majestät auszuführen unternommen habe, und in dieser Beziehung
würde ich allerdings ein Zusammenwirken mit einem Manne, der
vollständig von denselben Grundsätzen durchdrungen ist, nur für sehr
nützlich halten können."
"Würden Sie nicht," fragte die Kaiserin lächelnd,--"Sie, der bürgerliche
Stoiker, Scheu haben, durch den Herzog von Gramont sich dem
Faubourg St. Germain zu sehr zu nähern?"
"Ich achte alle Klassen der Gesellschaft," sagte Ollivier in pathetischem
Ton,
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