mich gerufen; das war ein Notschrei aus meines Junkers Kehle!"
Der Knecht fuhr in seiner Arbeit fort. "Ich h?re nur den roten Wein vom Fasse rinnen", sagte er.
Der Alte aber lie? sich nicht beruhigen; er stieg in das Schlo? hinauf; er ging von T��r zu T��r, erst in dem Erdgescho? und dann droben in dem oberen Stockwerk. Als er die T��r der entlegenen R��stkammer ?ffnete, da leuchtete ihm der Spiegel des Cyprianus entgegen, auf den die Abendsonne schien. "Wessen ruchlose Hand hat denn das herabgerissen?" murrte der Alte; als er aber das Bahrtuch vom Boden hob, sah er darunter den Leichnam des Knaben und sah die dunkeln Locken ��ber den geschlossenen Augenlidern liegen.
Der alte Mann st��rzte in die Kniee und warf sich jammernd ��ber ihn. Er l?ste die Kleider und suchte an dem K?rper seines Lieblings nach der Spur des Todes. Aber er fand nichts als nur ��ber dem Herzen einen dunkelroten Flecken. Lange blieb er noch finster und gr��belnd auf den Knien liegen. Dann h��llte er den Knaben in das Bahrtuch, nahm ihn auf seine Arme und trug ihn in das Erdgescho? hinab nach dem Zimmer der Gr?fin. Als er eintrat, sah er die stolze Frau todbleich und zitternd vor dem Obersten stehen, der, wie es schien, halb mit Gewalt ihre Hand erfa?t hielt.
Da legte der Alte den Leichnam zwischen die beiden auf den Boden, und fest die Augen auf sie heftend, sprach er: "Der Erbherr Graf Kuno ist tot; Euer S?hnlein, Frau Gr?fin, ist jetzt der Erbe dieser Herrschaft."
Es mochte ein Monat nach dem Begr?bnis des jungen Erbherrn sein, da lehnte die Gr?fin eines Nachmittags an dem Gel?nder eines kleinen S?llers, der ��ber der Tiefe schwebend von ihrem Zimmer den Austritt in die freie Luft gestattete. Der kleine Wolf stand neben ihr und betrachtete eine Schar von V?geln, welche in den Wipfeln der von unten heraufragenden F?hren und Eichen mit lautem Geschrei ihr Wesen trieben.
"Sieh nur!" sagte die Gr?fin. "Sie beschreien den Kauz; dort sitzt er neben dem Astloch in der Eiche." Und sie wies mit dem Finger vor sich hin.
Des Knaben Augen folgten mit Begierde. "Ich seh ihn schon, Mutter", sagte er; "das ist der Totenvogel; er schrie vor meinem Fenster, als der arme Kuno starb."
"Hol deine Armbrust und schie? ihn!" sagte die Mutter.
Der Knabe sprang aus dem Zimmer, die Treppen hinab und in den Stall. Dort lag die Armbrust neben seinem kleinen Ro?. Aber die Sehne war zerrissen; er hatte sie lange nicht gebraucht; denn Kuno war nicht mehr da, der ihm die Bolzen schnitzte und den Holzvogel auf die Stange steckte.--Da lief er in das Schlo? zur��ck. Er entsann sich, da? der Bruder seine Armbrust oben in der R��stkammer aufzuh?ngen pflegte. Als er dort in dem entlegenen Teile des Schlosses angekommen war und sich mit M��he durch die schwere Eichent��r gedr?ngt hatte, leuchtete ihm der Spiegel des Cyprianus mit seinem bl?ulichen Schein entgegen. Die Stahlfacetten des Rahmens blitzten im letzten Strahl der Abendsonne. Der Knabe hatte das noch nie gesehen; denn wenn er auch einmal mit dem Bruder hierher gekommen, so war doch das Kunstwerk stets mit dem schweren Bahrtuch verhangen gewesen. Jetzt stand er davor und besah staunend sein eigenes Bild in diesem Glanze; er schien die Armbrust ganz vergessen zu haben.--Es mu?te indessen au?er ihm selbst noch etwas in dem Spiegel sein, das seinen ganzen Sinn gefangen nahm; denn er kniete nieder und legte die Stirn an das Glas, um so nahe als m?glich hineinzuschauen.
Pl?tzlich aber griff er mit beiden H?nden nach dem Herzen. Dann sprang er mit einem Wehschrei in die H?he. "Hilfe!" schrie er, "Hilfe!" und noch einmal mit durchdringendem Zeter: "Hilfe!" Da h?rte es die Mutter unten auf dem S?ller; und in Todesangst irrte sie von Gang zu Gang, von T��r zu T��r. "Wolf! Wo bist du, Wolf?" rief sie; "so gib doch Antwort!" Und endlich kam sie in die rechte T��r. Da lag ihr Kind, sich im Todeskampfe auf dem Boden windend.
Sie warf sich ��ber ihn. "Wolf! Wolf! Was ist geschehen?"
Der Knabe regte die verbla?ten Lippen. "Es hat mir einen Schlag aufs Herz getan", stammelte er.
"Wer, wer tat es?" fl��sterte die Mutter. "Wolf, sprich nur ein einziges Wort noch; wer hat das getan?"
Der Knabe wies mit erhobenem Finger in den Spiegel.--Und das sterbende Kind in ihren Armen haltend, blickte sie vorgebeugt in das Glas des Cyprianus. Aber w?hrend des Schauens trat das Entsetzen in ihr Angesicht, und ihr lichtblaues Auge wurde steinern wie ein Diamant. Denn bei dem Abendschein, der durch die tr��ben Fenster brach, sah sie im tiefsten Grunde wie zusammengeballten Nebel die Gestalt eines Kindes; wie trauernd kauerte es am Boden und schien zu schlafen. Sie warf einen scheuen Blick hinter sich in das Zimmer; aber dort lag nur die D?mmerung in den Winkeln. Wieder, als ob es sie bannte, blickte sie mit gespannten Augen in den Spiegel,
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