ich hier vor mir sehe? Da liegt ein Aal unter dem Steine. Ein verr��ckter Antiquar, wie sie zwischen den Ruinen herumkriechen, seid Ihr nicht. Also seid Ihr desperat. Aber warum seid Ihr desperat? Was treibt Euch weg? Heraus damit! Eine Figur? He? Ihr err?tet!"
Der sechzigj?hrige Wertm��ller behandelte die weiblichen Wesen als Staffage und pflegte sie schlechtweg mit dem Malerausdrucke "Figuren" zu benennen.
"Wo habt Ihr zuletzt konditioniert?"
"In Mythikon bei Euerm Herrn Vetter w?hrend seiner Gichtanf?lle."
"Bei meinem Vetter? Will sagen bei der Rahel. Nun ist alles klar und deutlich wie mein neuverfa?tes Exerzierreglement. Das M?dchen hat Euch den Kopf verr��ckt und dann, wie recht und billig, einen Korb gegeben?"
Der zartf��hlende Kandidat h?tte sich eher das Herz aus dem Leibe rei?en lassen, als eingestanden, da? die Rahel--wie er daran nicht zweifeln konnte--ihm herzlich wohlwolle. Er antwortete bescheiden:
"Der Herr Wertm��ller, sonst mein G?nner, hat mich verabschiedet, weil ich mit Schie?gewehr nicht umzugehen verstehe und mich auch davor scheue. Vor zwanzig Jahren ist damit in meiner Familie ein Ungl��ck begegnet. Er n?tigte mich, mit ihm in die Scheibe zu schie?en, und ich habe keinen Schu? hineingebracht."
"Ihr h?ttet Euch weigern sollen. Das hat Euch in Rahels Augen heruntergesetzt. Sie trifft immer ins Schwarze. Donnerwetter, da f?llt mir ein, da? ich dem Alten noch etwas schuldig bin. Der geistliche Herr hat mir, w?hrend ich am Rheine bataillierte, meine Meute hier ganz meisterhaft beaufsichtigt. Er ist ein Kenner. Hassan, hol mir gleich das violette Saffianfutteral her, links zuunterst im Glasschranke der Waffenkammer.--La?t Euch nicht st?ren, Kandidat." Der Mohr beeilte sich, und nach wenigen Augenblicken hielt Wertm��ller zwei kleine Pistolen von zierlicher Arbeit in der Hand. Er reinigte mit einem Lederlappen die damaszierten L?ufe und den Silberbeschlag der Kolben, in welchen h��bsche seltsame Arabesken eingegraben waren.
"Fortgefahren, Freund, in Eurer Elegie!" sagte er. "Das M?dchen also gab Euch einen Korb--oder ist es m?glich, liebt sie Euch? Es gibt wunderliche Naturspiele!--und nur der Alte h?tte Euch abblitzen lassen, he? Was gab er Euch f��r Gr��nde?"
Pfannenstiel blieb erst die Antwort schuldig. Ihm war ?ngstlich zumute geworden, denn der General hatte, w?hrend er sprach, den Hahn der einen Pistole gespannt. Jetzt ber��hrte Wertm��ller den Dr��cker mit ganz leisem Finger, und der Hahn schlug nieder. Er spannte die zweite, streckte den Arm aus, schnitt eine Grimasse; nur nach harter Anstrengung gelang es ihm loszudr��cken. Das Spiel der Feder mu?te sich aus irgendeinem Grunde verh?rtet haben, und er sch��ttelte unzufrieden den Kopf.
Der Kandidat, der stark mit den Augen gezwinkert hatte, nahm jetzt den Faden des Gespr?chs wieder auf, um den wahren Grund seiner Hoffnungslosigkeit anzudeuten. "Eine Wertm��llerin und ein Pfannenstiel!" sagte er in einem resignierten Tone, als nenne er Sonne und Mond und finde es ganz nat��rlich, da? dieselben nicht zusammenkommen.
"La? Er mich mit diesen Narreteien zufrieden!" fuhr ihn der General hart an. "Sind wir noch nicht ��ber die Kreuzz��ge hinaus, in welcher geistreichen Epoche die Wappen erfunden wurden? Aber auch damals, wie ��berhaupt jederzeit, galt der Mann mehr als der Name, sonst w?re die Welt l?ngst vermodert wie ein wurmstichiger Apfel. Seh Er, Pfannenstiel, ich gelte hier f��r einen Patricius; als ich aber in kaiserliche Dienste trat, wie blickten die Herren Kollegen von soundso viel Quartieren hochnasig auf das plebejische M��hlrad in meinem Wappen herunter. Dennoch mu?ten sie es eben leiden, da? der M��ller die von ihnen mehr als zur H?lfte ruinierte Kampagne wiederherstellte und gewann! H?r Er, Pfannenstiel, es fehlt Ihm an Selbstgef��hl, und das schadet Ihm bei der Rahel."
Der Kandidat befand sich in einem seltsamen Falle. Er konnte den Standpunkt Wertm��llers nicht teilen, denn er f��hlte dunkel, da? eine so vollst?ndige Vorurteilslosigkeit die ganze alte Ordnung der Dinge durchstie?, und diese war ihm ehrw��rdig, auch da, wo sie zu seinen Ungunsten wirkte.
Aber Wertm��ller verlangte keine Antwort. Er hatte sich erhoben und trat, in jeder Hand eine Pistole, einem hochgewachsenen M?dchen entgegen, das auf dem vom festen Lande her ausm��ndenden Wege einherkam. Der General hatte den Kies unter ihren leichten, raschen Schritten knirschen h?ren.
"Guten Abend, Patchen", begr��?te er sie, und seine grauen Augen leuchteten.
Das sch?ne Fr?ulein aber zog die Brauen zusammen, bis der Alte die beiden Pistolen, die ihr offenbar ein ?rgernis waren, die eine in die rechte, die andere in die linke seiner ger?umigen Rocktaschen steckte. "Ich habe Besuch, Rahel", sagte er. "Erlaube mir, meinen jungen Freund dir vorzustellen, den Herrn Kandidaten Pfannenstiel."
Die Wertm��llerin war n?her getreten, w?hrend sich Pfannenstiel linkisch von seinem Stuhle erhob. Sie bek?mpfte ein Err?ten, das aber sieghaft bis in die feine Stirn und bis unter die Wurzeln ihres vollen braunen Haares aufflammte. Der Kandidat schlug erst die Augen nieder, als h?tte er mit ihnen ein B��ndnis geschlossen, keine Jungfrau anzuschauen, erhob sie dann aber mit einem so innigen und strahlenden Ausdrucke des Gl��ckes und der Liebe, und seine guten Blicke fanden in zwei braunen Augen einen so warmen Empfang, da? selbst der alte Sp?tter seine Freude hatte
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