Der Roman eines geborenen Verbrechers | Page 6

Antonino M.
da? die gef?hrlichen Narren, die nicht für strafbar erkannt werden, wieder frei herumlaufen, oder wenn sie ins Irrenhaus gebracht werden, mit Hilfe ihrer Advokaten bald wieder herauskommen. Und das Gesetz begünstigt ihre Entlassung. Wenn M... zu zehn Jahren verurteilt wird, so ist es so gut wie sicher, da? er w?hrend dieser Zeit die Gesellschaft nicht bel?stigen kann.
?Bedenken Sie: der Bruder hofft, da? er weder begnadigt wird, noch vor der Zeit wegen guter Führung entlassen wird. Alles kann daraus folgen!?
Ehe die Verhandlung geschlossen wurde, hielt M... eine Verteidigungsrede, die zwei Stunden dauerte. Er sprach mit unerh?rter Emphase, er lie? sich in seinem Gedankengang und in der Erregung so sehr hinrei?en, da? er in einen f?rmlichen Zustand der Raserei geriet, so da? man ihn beruhigen und die Sitzung unterbrechen mu?te. Das Publikum war der Ueberzeugung, da? er für unzurechnungsf?hig erkl?rt werden würde; der Bruder, der ihn von drau?en h?rte, flehte Gott, die Sachverst?ndigen, die Geschworenen an, da? er verurteilt werden m?chte. Wehe ihm, wenn er freigesprochen wurde. Er traute dem Panacee der Strafirrenanstalt nicht.
W?hrend der ganzen Verhandlung gegen M... war seine Familie, ein Engel von Weib, und seine hübschen Kinder zugegen, und erschütterten durch ihr unaufh?rliches Weinen das Publikum. Er wurde unter der üblichen Annahme mildernder Umst?nde zu sechzehneinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.
VI.
Das ist der Mann, dessen Biographie ich ver?ffentliche; das ist sein Leben inmitten der Hilfsmittelchen, mit denen die Gesellschaft sich einbildet, sich selbst verteidigen und verbrecherische Neigungen unterdrücken und sogar bessern zu k?nnen.
Aber anstatt Betrachtungen anzustellen, will ich eine andere Seite seiner Individualit?t aufschlagen, ich meine die physische und psychische Darstellung seiner Person. Und dazu gebe ich einem Manne das Wort, der dazu besser berufen ist als ich, dem Professor Silvio Venturi, welcher mit wissenschaftlicher Genauigkeit die besonderen Charakteristika des M... darlegen wird.
Physische Untersuchung.
Wenige Tage nach der Einlieferung des M... in die Irrenanstalt zu Girifalco schritt ich zu einer eingehenden Untersuchung, die folgendes Resultat ergab.
=Allgemeiner Befund=: Kr?ftiger Knochenbau, starkes Fettpolster, Dolicocephale, Haar etwas sp?rlich, dunkelbraun, ab und zu mit wei?en F?den durchzogen; ziemlich hohe Stirn mit L?ngs- und Querfurchen. Die Ohren gut gewachsen, aber leicht henkelf?rmig, Gegenleisten kaum vorhanden, mit Spuren des Darwin'schen H?ckers. Die Augen in gleicher H?he, im linken Auge eine Nickhaut, Conjunktiva normal. Augenbrauen normal, rechts st?rker geschwungen als links. Das Wangenjochbein tritt wenig hervor, weil mit Fettpolster bedeckt, der Gesichtsausdruck ist schlaff und welk. Die Z?hne sind unterbrochen. Am Daumen der linken Hand eine Narbe, die von einem schneidenden Werkzeug herrührt, ebenso eine in der Leistendrüsengegend. Mehrfache T?towierungen, auf dem rechten Arm: ors fuduli, auf der Brust: a morte l'infame (Tod der Schmach), auf dem linken Arm V und K, auf dem Rücken der rechten Hand O und F.
=Craniometrie=:
Diameter ant. post. maximus mm 191 Diameter transversalis " 153 Kopfindex " 80 Horizontaler Umfang " 550 Vorderer (halber) Umfang " 275 Hinterer (halber) Umfang " 275 Curva longitudinalis " 300 Curva transversalis " 220 Diameter bifrontalis minimus " 95 Stirnh?he " 60
=Prosopometrie=:
Gesichtsh?he mm 127 Diameter bizigomaticus " 115 Gesichtsindex " 30
=Anthropometrie=:
Gr??e m 1,56 Weite der ausgestreckten Arme " 1,58 Brustumfang cm 85 Linea jugulo-xifoidea " 16 Linea xifo-umbilicalis " 25 Linea umbilico-pubica " 15,05 Linea biiliaca " 29 L?nge des Oberschenkels " 68,05 L?nge des Unterschenkels " 30 K?rpergewicht kg 75,00
Kurzer dicker Hals -- die fossae ober- und unterhalb des Schlüsselbeins mit Fettpolster bedeckt -- breite Brust, die interkostalen Zwischenr?ume wenig sichtbar. -- Ausatmung auf beiden Seiten der Brust gleichm??ig -- Anzahl der Atmungen siebzehn in der Minute. Bei Perkussion und Auskultation der Brust ist weder vor noch nach der Atmung etwas Abnormales zu bemerken.
=Blutumlauf=: Herzd?mpfung von normaler Gr??e -- Herzt?ne rein -- regelm??iger und kr?ftiger Pulsschlag -- normale Funktion der Arterien.
=Verdauungsapparat=: Zunge rein und feucht. -- Ab und zu leidet er an Schmerzen in den Eingeweiden. -- Stuhlgang regelm??ig. -- Bauch weich und unempfindlich gegen Druck.
=Geschlechtsapparat=: Geschlechtsorgane normal -- gro?e Hoden. Die Untersuchung des Urins ergiebt folgendes Resultat: strohgelbe Farbe -- saure Reaktion -- Eiwei? und Zucker nicht vorhanden -- kohlensaure Salze in geringer Menge -- alkalische und erdige Phosphate in normaler Menge -- Chloride ziemlich selten. -- Bei mikroskopischer Untersuchung erscheinen keine organischen Gebilde.
=Leberd?mpfung= von normalem Umfang, indolent.
=Milzd?mpfung= normal.
=Vasomotorische Erscheinungen=: Die hyperh?mischen Linien des Trousseau'schen Ph?nomens zeigen sich rasch und dauernd auf der Brust wie auf dem Unterleib.
=W?rmeerzeugung= normal.
=Sensibilit?t=:
=Tastgefühl=: Er fühlte die beiden Punkte des Aethesiometers als zwei
auf der Stirn rechts in der Entfernung von 42 mm " " " links " " " " 37 " " " Schulter rechts " " " " 86 " " " " links " " " " 72 " " " Brust rechts " " " " 89 " " " " links " " " " 82 " " dem Unterleib rechts " " " " 77 " " " " links " " " " 63 " " " Schenkel rechts " " " " 73
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