denn das Ganze bezog sich eben auf das, was er nicht bemerkt hatte, und zeigte mir, da? die Holde meine Strophe in allen Richtungen--r��ckw?rts, nach unten und aufw?rts--richtig gelesen hatte, was mir einen hohen Begriff von ihrer Bildung und ihren Kenntnissen gab, wie denn auch ihr feiner Geist sich in der anmutig scherzenden Wendung zeigte, mit welcher sie meine feurige Erkl?rung als eine h?fliche Galanterie hinnahm, der man nicht allzu gro?e Bedeutung beimessen d��rfe.
Nun versuchte ich freilich auch dieselben Lesemethoden auf ihre Strophe anzuwenden, in der Hoffnung, vielleicht doch ein verbl��mtes Gest?ndnis oder irgend eine geheime Botschaft, wohl gar die Einladung zu einem Stelldichein darin zu finden; jedoch vergeblich. Ich sagte mir denn auch sogleich, da? dies gerade ein Beweis der h?chsten und feinsten weiblichen Gesittung sei: die Liebliche zeigte mir, da? sie wohl imstande sei, die Subtilit?t und die verwegenen Pfade des m?nnlichen Geistes zu verstehen, da? sie sich aber nicht verleiten lasse, seinen Spuren zu folgen.
��ber meine entt?uschte Erwartung wurde ich nun auch sofort durch die Worte Somadattas getr?stet.
"Aber diese Sch?nbrauige, wenn sie auch keine gro?e Dichterin ist, hat doch wahrlich ein gutes Herz. Sie wei?, da? ich schon seit langer Zeit meine geliebte Medini, ihre Milchschwester, nicht gesehen habe, au?er in gro?er Gesellschaft, wo nur die Augen sprechen k?nnen, und auch die nur verstohlen. Und so gibt sie uns Gelegenheit, uns in der folgenden Nacht auf der Terrasse des v?terlichen Palastes zu treffen. Diese Nacht ist es leider nicht m?glich, weil ihr Vater ein Gastmahl gibt; so lange m��ssen wir uns also gedulden. Vielleicht hast du Lust, mich bei diesem Abenteuer zu begleiten?"
Dabei lachte er ganz verschmitzt, und ich lachte ebenso und sicherte ihm meine Begleitung zu. In der vortrefflichsten Laune nahmen wir das Brettspiel, das an die Wand gelehnt war, und wollten uns durch diese den Geist anregende Besch?ftigung die Zeit verk��rzen, als ein Diener hereintrat und sagte, ein Fremder w��nsche mich zu sprechen.
Ich ging in die Vorhalle und traf da den Bedienten des Gesandten, der mir sagte, ich m��sse mich zur Abreise fertig machen und mich schon in dieser Nacht mit meinen Wagen im Hofe des Palastes einfinden, damit man beim ersten Morgengrauen aufbrechen k?nne.
Meine Verzweiflung kannte keine Grenzen. Ich w?hnte, ich m��sse unversehens irgend eine Gottheit beleidigt haben. Sobald ich meine Gedanken einigerma?en sammeln konnte, st��rzte ich zum Gesandten und log ihm eine Menge vor von einem Gesch?ft, das noch nicht ganz abgewickelt w?re und unm?glich in so kurzer Frist zum gedeihlichen Abschlu? gebracht werden k?nnte. Mit hei?en Tr?nen beschwor ich ihn, die Reise nur noch um einen Tag zu verschieben.
"Du sagtest mir doch schon vor acht Tagen, da? du fertig w?rest," entgegnete er.
Ich aber versicherte ihm, da? sich nachher unverhofft noch eine Aussicht auf einen bedeutenden Gewinn er?ffnet h?tte. Und das war auch keine Unwahrheit, denn welcher Gewinn hatte f��r mich mehr zu bedeuten, als die Eroberung dieses unvergleichlichen M?dchens?--Und so gelang es mir denn endlich, ihm diesen einen Tag abzulisten.
Die Stunden des folgenden Tages vergingen schnell mit den n?tigen Reisevorbereitungen, so da? mir die Zeit, trotz meiner Sehnsucht, nicht allzu lang wurde. Als der Abend hereinbrach, standen die Karren beladen im Hof. Alles war zum Vorspannen bereit, um, sobald ich--noch vor Morgengrauen--erschien, aufbrechen zu k?nnen.
VI. AUF DER TERRASSE DER SORGENLOSEN
Als es nun v?llig Nacht geworden war, begaben wir, Somadatta und ich, uns in dunkelfarbiger Kleidung, hoch aufgesch��rzt, fest geg��rtet und das Schwert in der Hand, nach der Westseite des palastartigen Hauses des reichen Goldschmiedes, wo sich die Terrasse ��ber der steilen Felswand einer Schlucht befand. Mit Hilfe einer mitgebrachten Bambusstange erkletterten wir nun, die wenigen Vorspr��nge geschickt benutzend, die in tiefen Schatten geh��llte Felsenwand, ��berstiegen dann mit Leichtigkeit die Mauer und befanden uns nun auf einer gro?en, mit Palmen, Asokab?umen und pr?chtigen Blumenpflanzen aller Art geschm��ckten Terrasse, die, in Mondlicht gebadet, sich vor uns ausbreitete.
Nicht weit von mir entfernt sah ich die der Lakshmi ?hnliche Gro??ugige, die mit meinem Herzen Ball spielte, neben einem jungen M?dchen auf einer Ruhebank sitzen, und bei diesem Anblick fing ich an so heftig an allen Gliedern zu zittern, da? ich mich an die Br��stung lehnen mu?te, deren marmorne K?lte meine in Feuersglut schon entschwindenden Sinne erfrischte und st?rkte. Indessen war Somadatta auf seine Geliebte zugeeilt, die mit einem leisen Ruf aufgesprungen war.
Nun fa?te ich mich denn auch so weit, da? ich mich der Unvergleichlichen n?hern konnte, die, anscheinend ��berrascht durch die Ankunft eines Fremden, sich erhoben hatte und unschl��ssig schien, ob sie bleiben oder gehen sollte, w?hrend sich ihr Auge, wie das der erschreckten jungen Antilope, wiederholt mit Seitenblicken aus dem ?u?ersten Augenwinkel auf mich richtete, wobei sie wie eine vom leisen Winde geschaukelte Ranke bebte. Ich aber stand da in best?ndig wachsender Verwirrung, mit gestr?ubten Wangenhaaren und weit aufgebl��hten Augen und konnte nur m��hsam einige Worte von dem unverhofften Gl��ck, sie hier zu treffen, hervorstammeln.
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