Der Pilger Kamanita | Page 7

Karl Adolph Gjellerup
mich l?chelnd.
"Ich merke wohl," sagte er, "da? unserem Hause die Ehre widerfahren soll, die Ausgangsst?tte eines Heiligen zu sein. Du fastest ja, wie es nur die strengsten Asketen tun, und enth?ltst dich der ��ppigen Gewohnheit des Lagers. Denn weder auf den Kopf- und Fu?kissen noch auf der Matratze ist der geringste Eindruck deines K?rpers zu sehen, und die wei?e Decke ist faltenlos. Obwohl du durch das Fasten schon recht schm?chtig geworden bist, ist dein K?rper doch wohl noch nicht ganz ohne Gewicht, was sich ��brigens auch hier am Grassitze zeigt, wo du offenbar die Nacht in Gebet und Selbstvertiefung zugebracht hast. Aber ich finde doch, da? f��r einen so heiligen Bewohner dies Zimmer etwas zu weltlich aussieht. Hier auf dem Nachttisch die freilich unber��hrte Salbenb��chse und der Napf mit Sandelstaub, das Gef?? mit wohlriechendem Wasser und die Dose mit Zitronenbaumrinde und Betel. Dort an der Wand die gelben Amaranthkr?nze, die Laute--aber wo ist denn das Malbrett, das doch sonst an jenem Haken h?ngt?"
W?hrend ich in meiner Verlegenheit auf diese Frage keine Antwort zu finden vermochte, entdeckte er nun das vermi?te Brett und zog es unter dem Bett hervor.
"Ei, was ist denn das f��r ein b?ser, abgefeimter Zauberer," rief er, "der hier auf dem Brett, das ich doch selber ganz leer an jenen Haken geh?ngt habe, das reizende Bild eines ballspielenden M?dchens durch magische Kraft hat entstehen lassen--offenbar in der b?sen Absicht, den angehenden Asketen gleich im Anfange mit Versuchungen anzufallen und ihm Sinne und Gedanken zu verwirren! Oder am Ende ist es ein Gott, denn wir wissen ja, da? die G?tter sich vor der Allmacht der gro?en Asketen f��rchten; und bei solch einem Beginnen wie dem deinigen k?nnte schon das Vindhyagebirge vor der Inbrunst deiner Bu?e zu rauchen anfangen, ja durch die Aufh?ufung deines Verdienstes m��?te das Reich der himmlischen G?tter ins Wanken kommen. Und jetzt wei? ich auch, welcher Gott es ist: gewi? ist es der, den sie den unsichtbaren nennen, der Gott mit den Blumenpfeilen, der einen Fisch im Banner tr?gt--Kama, der Liebesgott, von dem du ja auch deinen Namen hast. Und--Himmel, was seh' ich! das ist ja Vasitthi, die Tochter des reichen Goldschmiedes."
Als ich so zum ersten Male den Namen der Geliebten h?rte, fing mein Herz heftig zu pochen an, und mein Gesicht entf?rbte sich vor Erregung.
"Ich sehe, lieber Freund," fuhr der schlimme Spa?macher fort, "da? dieser Gedanke von dem Zauber Kamas dich in gro?en Schrecken versetzt, und in der Tat m��ssen wir etwas tun, um seinem Zorn zu entgehen. Da ist aber ein Weiberrat nicht zu verachten. Ich will dies magische Bild meiner geliebten Medini zeigen, die auch mit beim Tanze war und ��berdies die Milchschwester der sch?nen Vasitthi ist."
Hiermit wollte er sich mit dem Bilde entfernen. Da ich nun wohl merkte, was der Schelm vorhatte, hie? ich ihn warten, weil dem Bilde noch eine Inschrift fehlte. Ich mischte mir die sch?nste feurig-rote Farbe und in gar kurzer Zeit schrieb ich mit den zierlichsten Schriftz��gen einen vierzeiligen Vers, der sehr einfach den Vorgang mit dem goldenen Ball erz?hlte. Wenn man aber die Zeilen r��ckw?rts las, besagte der Vers, da? jener Ball, mit dem sie gespielt hatte, mein Herz sei, das ich selber ihr zur��ckschickte, wenn sie es auch davonjage; man konnte aber auch den Vers quer durch die Zeilen von oben nach unten lesen, und dann enthielt er eine Klage ��ber die Verzweiflung, in die mich die Trennung von ihr gest��rzt hatte; las man aber in umgekehrter Richtung, dann wurde man gewahr, da? ich doch zu hoffen wagte.
Von dem, was ich solcherma?en hineingeheimni?t hatte, lie? ich aber nichts verlauten, und so war denn Somadatta von dieser Probe meiner Dichtkunst, die ihm gar zu einfach schien, auch nicht sonderlich erbaut. Er meinte, ich m��sse durchaus davon sprechen, wie Gott Kama, durch meine Askese in Schreck versetzt, das Zauberbild zu meiner Versuchung hervorgezaubert und mich dadurch ��berwunden h?tte--wie denn jeder immer am meisten von seinem eigenen Witze entz��ckt ist.
Als nun Somadatta das Bild entf��hrt hatte, f��hlte ich mich in einer gehobenen und tatkr?ftigen Stimmung, weil doch nun ein Schritt getan war, der vielleicht in seinen Folgen zum ersehnten Gl��cksziel f��hren mochte. Ich konnte wieder essen und trinken, und nachdem ich mich gest?rkt hatte, nahm ich die Vina von der Wand und lie? ihre Saiten bald melodisch seufzen, bald jubeln, w?hrend ich den himmlischen Namen Vasitthi in immer neuen T?nen wiederholte.
So fand mich denn auch Somadatta, als er mehrere Stunden sp?ter mit dem Bild in der Hand wieder hereintrat.
"Die ballspielkundige Zerst?rerin deiner Ruhe hat auch gedichtet," sagte er, "aber vielen Sinn finde ich eben nicht in ihren Versen aufgespeichert, wenn auch die Schrift f��r ungew?hnlich h��bsch gelten darf."
Wirklich gewahrte ich--mit welchem Entz��cken, vermag ich nicht zu sagen--einen zweiten Vierzeiler, der mit Schriftz��gen wie zarte Bl��tenzweige auf das Brett gleichsam hingehaucht war. Somadatta freilich hatte keinen Sinn darin finden k?nnen,
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