Der Pilger Kamanita | Page 6

Karl Adolph Gjellerup
es mir, ihm ein Bein zu stellen; er aber ergriff, um mich zur��ckzuhalten, meine kristallene Halskette, an der ich ein Amulett trug. Die Kette zerri?, er st��rzte zu Boden und ich erhaschte den Ball. W��tend sprang er auf und schleuderte mir die Kette vor die F��?e. Das Amulett war ein Tigerauge, kein gerade sehr kostbarer Stein, aber dieser war ein unfehlbares Mittel gegen den b?sen Blick--und jetzt, als der seine mich traf, mu?te ich ihn gerade vermissen. Aber was k��mmerte mich das? Hielt ich doch den Ball, den ihre Lotushand soeben ber��hrt hatte, in H?nden, und als sehr geschicktem Ballspieler gelang es mir, einen so genau berechneten Wurf zu tun, da? der Ball gerade vor der einen Ecke der B��hne aufschlug, um dann mit einem m??igen Sprung gleichsam bez?hmt in den Bereich der sch?nen Spielerin zu gelangen, die keinen Augenblick aufgeh?rt hatte, den anderen Ball in Bewegung zu erhalten, und sich nun wieder in ihren Goldk?fig einspann--unter gro?em Jubel der zahlreichen Zuschauer.
Damit war denn nun die Ballspielverehrung der Lakshmi zu Ende, die M?dchen verschwanden von der B��hne, und wir begaben uns auf den Heimweg.
Unterwegs meinte mein Freund, es sei gut, da? ich nichts dort am Hofe erreichen wollte, denn der junge Mann, dem ich den Ball abgejagt h?tte, sei kein geringerer als der Sohn des Ministers, und man habe es ihm angesehen, da? er mir unvers?hnlichen Ha? geschworen habe. Das lie? mich nun v?llig kalt; wie viel lieber h?tte ich erfahren, wer meine G?ttin war. Ich scheute mich aber, danach zu fragen, ja, als Somadatta mich mit der Sch?nen necken wollte, tat ich sehr gleichg��ltig, lobte in Kennerausdr��cken ihre Fertigkeit im Spielen, f��gte jedoch hinzu, da? wir in meiner Heimatstadt wenigstens ebenso geschickte Spielerinnen h?tten--w?hrend ich in meinem Herzen der Unvergleichlichen diese L��ge abbat.
Ich brauche wohl kaum zu sagen, da? diese Nacht kein Schlaf in meine Augen kam, die ich nur schlo?, um immer wieder von der reizenden Erscheinung umschwebt zu werden. Den n?chsten Tag brachte ich in einer von allem Tagesl?rm entfernten Ecke des Hausgartens zu, wo der Sandboden unter einem Mangobaum meinem von Liebesglut gepeinigten K?rper K��hlung bot, die siebensaitige Vina als einzige Gef?hrtin, der ich meine Sehnsucht anvertraute. Sobald aber die abnehmende Tageshitze einen Ausflug erlaubte, ��berredete ich Somadatta, mit mir nach dem Lustgarten zu fahren, obschon er es vorgezogen h?tte, einem Wachtelkampf beizuwohnen. Aber umsonst durchirrte ich den ganzen Park--viele M?dchen waren da, ��berall ihr Spiel treibend, als wollten sie mich mit falscher Hoffnung von einem Ort zum anderen locken; aber jene einzige, Lakshmis Ebenbild, war nicht darunter.
Nun tat ich, als ob ich eine unwiderstehliche Sehnsucht h?tte, das eigent��mliche Leben an der Ganga wieder zu genie?en. Wir besuchten alle Ghats und bestiegen schlie?lich eine Barke, um uns in die fr?hliche Flottille zu mischen, die jeden Abend auf den Wogen des heiligen Stromes schaukelte, bis das Farbenspiel und der Goldglanz erloschen und Lichter von Fackeln und Lampions auf dem Strome tanzten und wirbelten.
Dann mu?te ich endlich meine ebenso stumme wie st��rmische Hoffnung aufgeben und den Bootsf��hrer anweisen, nach dem n?chsten Ghat zu steuern.
Nach einer schlaflosen Nacht blieb ich in meinem Zimmer, und um meinen Geist, der doch nur von ihrem Bild erf��llt war, zu besch?ftigen und zu zerstreuen, bis ich wieder in den Lustgarten eilen konnte, versuchte ich mittelst Pinsel und Farben ihre holde Erscheinung, wie sie tanzenden Schrittes den Ball schlug, auf die Tafel zu bannen. Keinen Bissen vermochte ich zu mir zu nehmen; denn wie der lieblich singende ?akora nur von Mondstrahlen lebt, also lebte ich nur von den Strahlen jener Mondgesichtigen, obgleich sie mich nur durch den Nebel der Erinnerung erreichten; doch hoffte ich zuversichtlich, da? sie an diesem Abend im Lustgarten mit ihrem vollen Glanz mich letzen und beleben w��rden. Aber auch diesmal wurde ich entt?uscht. Nun wollte Somadatta mich in ein Spielhaus mitnehmen, denn er war so versessen auf das W��rfelspiel wie Nala, nachdem der D?mon Kali in ihn gefahren war. Ich sch��tzte indessen M��digkeit vor. Aber anstatt nach Hause zu gehen, begab ich mich wieder nach den Ghats und auf den Flu? hinaus--leider nicht mit besserem Erfolg als am vorhergehenden Abend.

V. DAS MAGISCHE BILDNIS
Da ich wu?te, da? f��r mich doch nicht an Schlaf zu denken war, legte ich mich an diesem Abend gar nicht zu Bett, sondern setzte mich auf das zur Andacht bestimmte Graslager am Kopfende des Bettes, und brachte dort unter inbr��nstigen Liebesbetrachtungen und im Gebet an die lotustragende Lakshmi, ihr himmlisches Urbild, in frommer und geziemender Weise die Nacht zu; aber die fr��he Morgensonne fand mich wieder mit Pinsel und Farben an der Arbeit.
Mehrere Stunden waren mir dabei im Fluge vergangen, als Somadatta hereintrat. Ich hatte gerade noch Zeit, die Tafel und die Malwerkzeuge unters Bett zu schieben, als ich ihn kommen h?rte. Dies tat ich ganz unwillk��rlich.
Somadatta nahm einen niedrigen Stuhl, setzte sich neben mich und betrachtete
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