Der Pilger Kamanita | Page 5

Karl Adolph Gjellerup
S��nden abzusp��len. Diese waren infolge meiner Jugend ja nur gering; ich f��llte aber eine gro?e Flasche mit dem Gangawasser, um sie meinem Vater mitzubringen. Sie ist jedoch, wie du erfahren wirst, leider nie in seinen Besitz gekommen.
Der edle Panada, ein Greis von ehrw��rdigstem Aussehen, f��hrte mich nun nach den Kaufhallen, und durch seine freundliche Hilfe gelang es mir, im Verlaufe der folgenden Tage meine Waren vorteilhaft zu verkaufen und eine ��berreiche Menge von den bei uns sehr gesch?tzten Produkten der n?rdlichen Ebene einzukaufen.
Dies mein Gesch?ft war gl��cklich zu Ende gebracht, bevor die Gesandtschaft noch daran dachte, sich zur Abreise zu r��sten, was mich keineswegs verdro?; denn ich hatte nun volle Freiheit, mir die Stadt anzusehen und ihre Vergn��gungen zu genie?en, was ich in der Gesellschaft Somadattas, des Sohnes meines Wirtes, in ausgiebigstem Ma?e tat.

IV. DIE BALLSPIELERIN
An einem sch?nen Nachmittage begaben wir uns in einen ?ffentlichen Garten vor der Stadt--eine gar pr?chtige Anlage unmittelbar am hohen Ufer der Ganga mit schattigen Baumgruppen, gro?en Lotusteichen, Marmorh?uschen und Jasminlauben, wo zu dieser Tageszeit immer ein reges Treiben herrschte. Hier lie?en wir uns in einer goldenen Schaukel von der Dienerschaft schaukeln, w?hrend wir den herzerfreuenden T?nen der liebestrunkenen Kokila und dem s��?en Plaudern der gr��nen Papageien lauschten. Da erhob sich pl?tzlich ein gar erheiterndes Klingen von Fu?spangen. Sofort sprang mein Freund aus der Schaukel und rief:
"Sieh da! Gerade kommen die sch?nsten M?dchen von Kosambi, auserlesene Jungfrauen aus den reichsten und vornehmsten H?usern, um die Vindhya-bewohnende G?ttin durch Ballspiel zu verehren. Du kannst von Gl��ck sagen, Gastfreund! denn bei diesem Spiel kann man sie ungehindert sehen! Komm, wir wollen diese Gelegenheit nicht vers?umen."
Ich lie? mir dies nat��rlich nicht zweimal sagen, sondern folgte eiligst meinem Freunde.
Auf einer gro?en, edelsteinbesetzten. B��hne erschienen sofort die M?dchen, zum Spiele bereit. Wenn es nun schon eine seltene Augenweide war, diese Schar von Sch?nheiten in ihrem Glanz von schimmernder Seide, duftigen Musselinschleiern, Perlen, Edelsteinen und Goldspangen zu sehen--was soll man dann erst von dem Spiele selbst sagen, das diesen Schwellgliederigen die mannigfaltigste Gelegenheit gab, ihre ganze Anmut in ��beraus reizenden Stellungen und Bewegungen zu entfalten? Und doch war das nur gleichsam ein Vorspiel. Denn als diese Gazellen?ugigen uns eine geraume Zeit durch die verschiedenartigsten Spiele erg?tzt hatten, traten sie alle zur��ck, und nur eine blieb in der Mitte der edelsteinbesetzten B��hne--und in der Mitte meines Herzens stehen.
Ach, mein Freund, was soll ich sagen! Von ihrer Sch?nheit zu reden w?re Verwegenheit! Denn ich m��?te ein Dichter sein wie Bharata selbst, um auch nur einen schwachen Abglanz davon deiner Phantasie vorzuzaubern. Es sei genug, hervorzuheben, da? diese Mondgesichtige von makelloser Gestalt und an allen Gliedern von frischer Jugend umbl��ht war, da? sie mir als die leibliche Gl��cks- und Sch?nheitsg?ttin erschien, und da? alle meine K?rperh?rchen sich bei diesem Anblick vor Entz��cken str?ubten. Und nun begann sie zu Ehren der G?ttin, deren Verk?rperung sie schien, ein kunstreiches Spiel. L?ssig warf sie den Ball zu Boden, und als er dann langsam emporstieg, gab sie ihm mit ihrer sch??linggleichen Hand, deren Daumen sie etwas kr��mmte und deren zarte Finger sie ausstreckte, einen kr?ftigen Schlag, trieb dann den aufsteigenden Ball mit dem Handr��cken empor und fing ihn beim Herabfallen in der Luft wieder auf. Sie warf ihn in langsamem, in mittlerem und in raschem Tempo, bald ihn anfeuernd, bald ihn bes?nftigend, schlug ihn abwechselnd mit der linken und mit der rechten Hand, trieb ihn in jede Himmelsrichtung und wieder zur��ck. Wenn du--wie's mir aus deinem verst?ndnisvollen Blick scheinen will--mit der Spielballwissenschaft vertraut bist, so brauche ich dir nichts zu sagen, als da? du wohl niemals das Curnapada und das Gitamarga so vollkommen ausgef��hrt gesehen haben wirst.
Dann aber machte sie etwas, was ich nie gesehen und wovon ich auch nie geh?rt habe. Sie nahm n?mlich zwei goldene B?lle, und w?hrend ihre F��?e zum Klange ihrer Schmuckjuwelen sich tanzend bewegten, lie? sie diese B?lle so schnell in blitzartigen Linien springen, da? man gleichsam nur die Goldst?bchen eines K?figs sah, in dem ein Wundervogel niedlich umherh��pfte. Dabei geschah es, da? unsere Blicke sich pl?tzlich begegneten; und noch heute, o Fremder, verstehe ich nicht, wie es zuging, da? ich nicht augenblicklich tot niedersank, um in einem Wonnehimmel wiedergeboren zu werden. Aber es mag wohl sein, da? meine Werke eines vorhergehenden Lebens, deren Fr��chte ich in diesem genie?en mu?, noch nicht ersch?pft waren; denn dieser Rest meines Wandels von einst hat mich ja in der Tat durch mehrere t?dliche Gefahren bis auf den heutigen Tag gebracht und wird wohl noch lange vorhalten.
Gerade jetzt aber entfloh ihr einer der B?lle, die ihr bisher so gehorsam gewesen waren, und sprang in einem m?chtigen Satze von der B��hne herunter. Viele junge Leute eilten ihm nach; ich und ein junger, reich gekleideter Mann erreichten ihn gleichzeitig und wir gerieten aneinander, weil keiner ihn dem anderen g?nnte. Durch mein genaues Vertrautsein mit den Kniffen der Ringerkunst gelang
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