auf
das zur Andacht bestimmte Graslager am Kopfende des Bettes, und
brachte dort unter inbrünstigen Liebesbetrachtungen und im Gebet an
die lotustragende Lakshmi, ihr himmlisches Urbild, in frommer und
geziemender Weise die Nacht zu; aber die frühe Morgensonne fand
mich wieder mit Pinsel und Farben an der Arbeit.
Mehrere Stunden waren mir dabei im Fluge vergangen, als Somadatta
hereintrat. Ich hatte gerade noch Zeit, die Tafel und die Malwerkzeuge
unters Bett zu schieben, als ich ihn kommen hörte. Dies tat ich ganz
unwillkürlich.
Somadatta nahm einen niedrigen Stuhl, setzte sich neben mich und
betrachtete mich lächelnd.
"Ich merke wohl," sagte er, "daß unserem Hause die Ehre widerfahren
soll, die Ausgangsstätte eines Heiligen zu sein. Du fastest ja, wie es nur
die strengsten Asketen tun, und enthältst dich der üppigen Gewohnheit
des Lagers. Denn weder auf den Kopf- und Fußkissen noch auf der
Matratze ist der geringste Eindruck deines Körpers zu sehen, und die
weiße Decke ist faltenlos. Obwohl du durch das Fasten schon recht
schmächtig geworden bist, ist dein Körper doch wohl noch nicht ganz
ohne Gewicht, was sich übrigens auch hier am Grassitze zeigt, wo du
offenbar die Nacht in Gebet und Selbstvertiefung zugebracht hast. Aber
ich finde doch, daß für einen so heiligen Bewohner dies Zimmer etwas
zu weltlich aussieht. Hier auf dem Nachttisch die freilich unberührte
Salbenbüchse und der Napf mit Sandelstaub, das Gefäß mit
wohlriechendem Wasser und die Dose mit Zitronenbaumrinde und
Betel. Dort an der Wand die gelben Amaranthkränze, die Laute--aber
wo ist denn das Malbrett, das doch sonst an jenem Haken hängt?"
Während ich in meiner Verlegenheit auf diese Frage keine Antwort zu
finden vermochte, entdeckte er nun das vermißte Brett und zog es unter
dem Bett hervor.
"Ei, was ist denn das für ein böser, abgefeimter Zauberer," rief er, "der
hier auf dem Brett, das ich doch selber ganz leer an jenen Haken
gehängt habe, das reizende Bild eines ballspielenden Mädchens durch
magische Kraft hat entstehen lassen--offenbar in der bösen Absicht,
den angehenden Asketen gleich im Anfange mit Versuchungen
anzufallen und ihm Sinne und Gedanken zu verwirren! Oder am Ende
ist es ein Gott, denn wir wissen ja, daß die Götter sich vor der Allmacht
der großen Asketen fürchten; und bei solch einem Beginnen wie dem
deinigen könnte schon das Vindhyagebirge vor der Inbrunst deiner
Buße zu rauchen anfangen, ja durch die Aufhäufung deines Verdienstes
müßte das Reich der himmlischen Götter ins Wanken kommen. Und
jetzt weiß ich auch, welcher Gott es ist: gewiß ist es der, den sie den
unsichtbaren nennen, der Gott mit den Blumenpfeilen, der einen Fisch
im Banner trägt--Kama, der Liebesgott, von dem du ja auch deinen
Namen hast. Und--Himmel, was seh' ich! das ist ja Vasitthi, die Tochter
des reichen Goldschmiedes."
Als ich so zum ersten Male den Namen der Geliebten hörte, fing mein
Herz heftig zu pochen an, und mein Gesicht entfärbte sich vor
Erregung.
"Ich sehe, lieber Freund," fuhr der schlimme Spaßmacher fort, "daß
dieser Gedanke von dem Zauber Kamas dich in großen Schrecken
versetzt, und in der Tat müssen wir etwas tun, um seinem Zorn zu
entgehen. Da ist aber ein Weiberrat nicht zu verachten. Ich will dies
magische Bild meiner geliebten Medini zeigen, die auch mit beim
Tanze war und überdies die Milchschwester der schönen Vasitthi ist."
Hiermit wollte er sich mit dem Bilde entfernen. Da ich nun wohl
merkte, was der Schelm vorhatte, hieß ich ihn warten, weil dem Bilde
noch eine Inschrift fehlte. Ich mischte mir die schönste feurig-rote
Farbe und in gar kurzer Zeit schrieb ich mit den zierlichsten
Schriftzügen einen vierzeiligen Vers, der sehr einfach den Vorgang mit
dem goldenen Ball erzählte. Wenn man aber die Zeilen rückwärts las,
besagte der Vers, daß jener Ball, mit dem sie gespielt hatte, mein Herz
sei, das ich selber ihr zurückschickte, wenn sie es auch davonjage; man
konnte aber auch den Vers quer durch die Zeilen von oben nach unten
lesen, und dann enthielt er eine Klage über die Verzweiflung, in die
mich die Trennung von ihr gestürzt hatte; las man aber in umgekehrter
Richtung, dann wurde man gewahr, daß ich doch zu hoffen wagte.
Von dem, was ich solchermaßen hineingeheimnißt hatte, ließ ich aber
nichts verlauten, und so war denn Somadatta von dieser Probe meiner
Dichtkunst, die ihm gar zu einfach schien, auch nicht sonderlich erbaut.
Er meinte, ich müsse durchaus davon sprechen, wie Gott Kama, durch
meine Askese in Schreck versetzt, das Zauberbild zu meiner
Versuchung hervorgezaubert und mich dadurch überwunden hätte--wie
denn jeder immer am meisten von seinem eigenen Witze entzückt ist.
Als nun Somadatta das Bild entführt hatte, fühlte ich mich in einer
gehobenen und tatkräftigen Stimmung, weil doch nun ein Schritt getan
war, der vielleicht in seinen Folgen zum ersehnten Glücksziel führen
mochte. Ich konnte wieder essen und trinken, und nachdem ich mich
gestärkt hatte, nahm ich die Vina von der
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