herrschte, da bei der Unbestimmtheit des ganzen Unternehmens die
Gefahr sehr nahe war, in die verschiedensten Dinge zersplittert und in
die kleinsten Kleinlichkeiten verschlagen zu werden. In Bezug auf die
Fächer, die ich eben angefangen hatte, besuchte ich auch Anstalten in
unserer Stadt, die ihnen förderlich werden konnten:
Büchersammlungen, Sammlungen von Werkzeugen und namentlich
Orte, wo Versuche gemacht wurden, die ich wegen meiner Unreifheit
und wegen Mangels an Gelegenheit und Werkzeugen nie hätte
ausführen können. Was ich an Büchern und überhaupt an Lehrmitteln
brauchte, schaffte der Vater bereitwillig an.
Ich war sehr eifrig und gab mich manchem einmal ergriffenen
Gegenstande mit all der entzündeten Lust hin, die der Jugend bei
Lieblingsdingen eigen zu sein pflegt. Obwohl ich bei meinen Besuchen
der öffentlichen Anstalten zu körperlicher oder geistiger Entwicklung,
ferner bei den Besuchen, welche Leute bei uns oder welche wir bei
ihnen machten, sehr viele junge Leute kennen gelernt hatte, so war ich
doch nie dahin gekommen, so ausschließlich auf bloße Vergnügungen
und noch dazu oft unbedeutende erpicht zu sein, wie ich es bei der
größten Zahl der jungen Leute gesehen hatte. Die Vergnügungen, die in
unserem Hause vorkamen, wenn wir Leute zum Besuche bei uns hatten,
waren auch immer ernsterer Art.
Ich lernte auch viele ältere Menschen kennen; aber ich achtete damals
weniger darauf, weil es bei der Jugend Sitte ist, sich mit lebhafter
Beteiligung mehr an die anzuschließen, die ihnen an Jahren näher
stehen, und das, was an älteren Leuten befindlich ist, zu übersehen.
Als ich achtzehn Jahre alt war, gab mir der Vater einen Teil meines
Eigentums aus der Erbschaft vom Großoheime zur Verwaltung. Ich
hatte bis dahin kein Geld zu regelmäßiger Gebarung gehabt, sondern
wenn ich irgend etwas brauchte, kaufte es der Vater, und zu Dingen
von minderem Belange gab mir der Vater das Geld, damit ich sie selber
kaufe. Auch zu Vergnügungen bekam ich gelegentlich kleine Beträge.
Von nun an aber, sagte der Vater, werde er mir am ersten Tage eines
jeden Monats eine bestimmte Summe auszahlen, ich solle darüber ein
Buch führen, er werde diese Auszahlungen bei der Verwaltung meines
Gesammtvermögens, welche Verwaltung ihm noch immer zustehe, in
Abrechnung bringen, und sein Buch und das meinige müßten stimmen.
Er gab mir einen Zettel, auf welchem der Kreis dessen aufgezeichnet
war, was ich von nun an mit meinen monatlichen Einkünften zu
bestreiten hätte. Er werde mir nie mehr von seinem Gelde einen
Gegenstand kaufen, der in den verzeichneten Kreis gehöre. Ich müsse
pünktlich verfahren und haushälterisch sein; denn er werde mir auch
nie und nicht einmal unter den dringendsten Bedingungen einen
Vorschuß geben. Wenn ich zu seiner Zufriedenheit eine Zeit hindurch
gewirtschaftet hätte, dann werde er meinen Kreis wieder erweitern, und
er werde nach billigstem Ermessen sehen, in welcher Zeit er mir auch
vor der erreichten gesetzlichen Mündigkeit meine Angelegenheiten
ganz in die Hände werde geben können.
Der Wanderer
Ich verfuhr mit der Rente, welche mir der Vater ausgesetzt hatte, gut.
Daher wurde nach einiger Zeit mein Kreis erweitert, wie es der Vater
versprochen hatte. Ich sollte von nun an nicht bloß nur einen Teil
meiner Bedürfnisse von dem zugewiesenen Einkommen decken,
sondern alle. Deshalb wurde meine Rente vergrößert. Der Vater zahlte
sie mir von nun an auch nicht mehr monatlich, sondern vierteljährlich
aus, um mich an größere Zeitabschnitte zu gewöhnen. Sie mir
halbjährlich oder gar nach ganzen Jahren einzuhändigen wollte er nicht
wagen, damit ich doch nicht etwa in Unordnungen geriete. Er gab mir
nicht die ganzen Zinsen von der Erbschaft des Großoheims, sondern
nur einen Teil, den andern Teil legte er zu der Hauptsumme, so daß
mein Eigentum wuchs, wenn ich auch von meiner Rente nichts
erübrigte. Als Beschränkung blieb die Einrichtung, daß ich in dem
Hause meiner Eltern wohnen und an ihrem Tische speisen mußte. Es
ward dafür ein Preis festgesetzt, den ich alle Vierteljahre zu entrichten
hatte. Jedes andere Bedürfnis, Kleider, Bücher, Geräte oder was es
immer war, durfte ich nach meinem Ermessen und nach meiner
Einsicht befriedigen.
Die Schwester erhielt auch Befugnisse in Hinsicht ihres Teiles der
Erbschaft des Großoheims, in so weit sie sich für ein Mädchen
schickten.
Wir waren über diese Einrichtung sehr erfreut und beschlossen, nach
dem Wunsche und dem Willen der Eltern zu verfahren, um ihnen
Freude zu machen.
Ich ging, nachdem ich in den verschiedenen Zweigen der Kenntnisse,
die ich zuletzt mit meinen Lehrern betrieben hatte und welche als
allgemein notwendige Kenntnisse für einen gebildeten Menschen
gelten, nach mehreren Richtungen gearbeitet hatte, auf die Mathematik
über. Man hatte mir immer gesagt, sie sei die schwerste und herrlichste
Wissenschaft, sie sei die Grundlage zu allen übrigen, in ihr sei alles
wahr, und was man aus ihr habe, sei ein bleibendes Besitztum für das
ganze Leben. Ich kaufte mir die Bücher, die man mir riet, um von den
Vorkenntnissen, die ich bereits hatte, ausgehen und zu dem Höheren
immer

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