ganzen Tag ��ber??
Arnold gab, so gut er konnte, Auskunft.
?Sie sind also eine Art Verwalter auf dem Gut Ihrer Frau Mutter?? meinte Specht. ?Und wird Ihnen das nicht langweilig??
?Langweilig? Nein; langweilig ist es nicht!?
?Waren Sie nie in der Stadt??
?Nein.?
?��berhaupt noch nicht? Wie merkw��rdig! Dem ?u?ern nach sind Sie doch ein St?dter. Ihre Sprache, Ihr Gesicht, Ihr Benehmen, alles ist wie bei einem St?dter. Sehr merkw��rdig!?
?Ist denn das so etwas Besonderes, ein St?dter?? erkundigte sich Arnold.
?Na, etwas Besonderes ... das will ich nicht gerade sagen. Aber wenn Sie die Stadt noch nicht kennen, da steht Ihnen ein gro?er Genu? bevor. Haben Sie noch nie Sehnsucht danach gehabt? Nein! Wie merkw��rdig! Ich sage Ihnen, es ist etwas Herrliches um so eine gro?e Stadt. Theater, Konzerte, reiche Leute, sch?ne Damen, Pal?ste, Kirchen, kolossale Stra?en und abends ein Lichtermeer! Das k?nnen Sie sich nicht vorstellen. Es ist wie ein Traum. Hier versumpft man ja, glauben Sie mir.?
Verwundert sch��ttelte Arnold den Kopf. Da es ihm zu hei? wurde, zog er seine Lodenjacke aus, wobei er stehen blieb und den Lehrer durchdringend und verst?ndnislos anschaute.
Sie waren gegen die Nordseite vors Dorf gekommen. An der Stra?e lag eine Art Meierhof: ein schmuckes Wohnhaus, Stall, Scheune, alles sauber und neu umz?unt. Wie eine appetitliche Speise auf dem Teller lag das kleine Gut in der Ebene. Unter dem Haus stand ein junges M?dchen, auf den Lippen ein Kinderl?cheln. Als Specht sich von Arnold verabschiedet hatte, schlug sie den gelben Schal fester um Brust und Schultern und ging dem Lehrer entgegen.
Viertes Kapitel
Es war Nachmittag; Arnold sa? am Flu? und schaute ruhig nach der Angelschnur, die sich in weitem Bogen zum Wasser senkte. Er hatte das Hemd ��ber der Brust ge?ffnet; es war ungew?hnlich schw��l geworden. Nicht das kleinste Fischlein wollte sich verbei?en; den schwarzen Flu? kr?uselte keine Welle. Der Himmel hatte sich umzogen; ��ber den schlesischen W?ldern lag ein Wetter.
Salscha, vom Dorf herkommend, blieb neben Arnold stehen und fragte ihn, was er mit dem Fleischer Uravar gehabt habe, der schimpfe wie ein Teufel auf ihn.
Arnold brummte etwas vor sich hin.
Weshalb er sich da hineinmische, fuhr das M?dchen fort, dem Juden werde er ja doch nicht zu seinem Recht verhelfen k?nnen.
?So? warum denn nicht?? fuhr Arnold auf.
Na, die Juden seien eben keine rechten Menschen, sie behexten das Vieh und zu Ostern schlachten sie Christenkinder.
?Dumme Gans,? murmelte Arnold ver?chtlich. ?Der Jud ist arm, hat neun Kinder zu Haus und wenn er zu Gericht geht, wird er auch sein Recht bekommen.?
?Nat��rlich, als ob das Recht bei den Gerichten so billig w?re!? h?hnte Salscha.
Arnold zuckte die Achseln und schwieg.
Salscha setzte sich auf einen Stein neben Arnold, die Knie unter den R?cken weit voneinander, die Augen nicht von ihm wendend. Weit und breit war kein Mensch zu sehen; eine Viertelstunde der Liebe schien erw��nscht. Aber endlich merkte sie die K?lte Arnolds. Mit b?sem Blick schielte sie nach der Angel, stand auf und ging. Lange noch h?rte Arnold ihr gleichm??iges und erz��rntes Tr?llern ��ber die Wiesen klingen.
Arnold schnellte die Angel aus dem Wasser und machte sich auf den Heimweg, da der Regen nahte. ��ber Podolin wetterleuchtete es. Er schulterte die Rute und schritt fest ��ber den d��rren Ackerboden. Frau Ansorge sa? bleich in der Mitte des Zimmers, als er eintrat, denn sie f��rchtete Gewitter, besonders die des Herbstes.
Aber die Wolken verzogen sich wieder.
Arnold erz?hlte, da? ihn der Lehrer in Podolin angesprochen und ihm mit allerlei wunderlichen Ausdr��cken von dem Leben in der Stadt vorgeschw?rmt habe.
Frau Ansorge runzelte finster die Stirn. ?Der Windbeutel?, sagte sie; ?er soll seine frischgebackene Weisheit f��r sich behalten.?
Sie stellte sich ans Fenster und blickte gegen den Himmel, wo ein Regenbogen stand.
?Komm einmal her, Arnold,? sagte sie.
Arnold trat an ihre Seite.
?Siehst du den Regenbogen? Jetzt steht er sch?n und gro? vor dir. Kommst du zwischen Gassen und H?user, so bleibt nicht mehr viel von ihm ��brig. Und so viel deine Augen davon verlieren, so viel Gl��ck und Ruhe verlierst du selber. Und die Stadt, das ist nichts andres als eine Unmenge von Gassen und H?usern. Sie verwirren dich nur, die Windbeutel, sie sind leer wie gedroschenes Stroh.?
F��nftes Kapitel
Hankas, die neuen Bewohner von Podolin, hatten Besuch. Der Bruder von Agnes Hanka, Alexander, war aus Wien gekommen. Er wollte nur drei Tage bleiben; Erbschaftsangelegenheiten waren zu besprechen. Auch wegen Beate kam er, die seine Schutzbefohlene war. Agnes hatte sie einst auf seinen Wunsch zu sich genommen. Vor Jahren hatte er die arme Waise den H?nden b?swilliger Verwandten entrissen, der Familie seines Gutsinspektors in B?hmen. Alexander Hanka, den alle Welt f��r die Vernunft und Hausbackenheit selber hielt, hatte damals phantastische Pl?ne gefa?t. Ein Ideal schwebte ihm vor: ein von der Gesellschaft losgel?stes Weib, innerlich frei und kr?ftig, unverblendet und nat��rlich, das er f��r sich, f��r ein von der Gesellschaft losgel?stes Leben auferziehen wollte. Seitdem waren acht Jahre verflossen, und er sah auf sein ehemaliges leichtgl?ubiges Ich etwas
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