einigen Jahren meinen Pfarrer und seine Mitinteressenten reich machte. Itzt beeiferte sich jeder, einen gleichen Vertrag mit ihm einzugehen, und, da dieses nicht wohl sein konnte, schlossen sie sich aneinander und ahmten seinem Beispiel nach. So ward in kurzer Zeit das Dorf eines der wohlh?bigsten in der ganzen Gegend.
Der Pfarrer hatte den Vorzug, da? er die Vorteile des Handels auf seinen Reisen kennen gelernet. Er war unersch?pflich an neuen Vorschl?gen, ihren Ertrag zu Gelde zu machen. Er wu?te, was jede Stadt in der N?he für haupts?chliche Bedürfnisse hatte, und wenn sie alle zusammenstunden, wie denn in kurzer Zeit ihr Zutrauen zu ihm unbegrenzt war, so machte das für diesen und jenen Handlungszweig was Betr?chtliches. Er schlo? sich bald mit benachbarten Edelleuten und ihren D?rfern an, und sein Genie, das nie rastete, teilte sich nach einigem Widerstande allen mit. Ein K?nig h?tte nicht inniger geehrt werden k?nnen, als er es von seinen Bauten ward.
Sobald sein Verm?gen ansehnlicher ward, richtete er alles in seinem Hause mit einem Geschmack ein, der die Nacheiferung des Adels selber erweckte. Nun war es Zeit, auf die h?chste Zierde desselben zu denken, auf die K?nigin, die aller dieser Vorteile froh mit ihm werden sollte. \XDCber seiner rastlosen T?tigkeit hatte er den letzten Eindruck der Treulosen vergessen, die ihn, die Wahrheit zu sagen, durch eine Art Verzweiflung gespornt hatte, sich über ihre kr?nkende Geringsch?tzung hinauszusetzen. Er reiste also die Hauptstadt vorbei, und der erste Gedanke, der ihm einfiel, war der ehrwürdige Amtmann, dem er seine ersten Kenntnisse der Wirtschaft zu danken hatte. Dieser war ein Vater von mehreren T?chtern, von denen die beiden ?ltesten schon verheiratet, die beiden jüngsten und ein Sohn noch in seinem Hause waren. Er wu?te, da? dieser Mann ihnen nichts mitgeben konnte, als eine vollkommen feine und geschmackvolle Erziehung, verbunden mit allen m?glichen h?uslichen Geschicklichkeiten, wovon er Augenzeuge gewesen war. Dieses, nebst seinem Wohlstande und seinem Ruf, gab ihm einige Hoffnung, so unglücklich seine erste Liebe gewesen war, in seinem zweiten Antrage mit besserem Erfolg etwas wagen zu dürfen. Er tat es. Er kam, ward noch immer wie der alte empfangen; die Augen der jüngsten der T?chter seines Freundes nahmen ihm in der ersten Stunde die Freiheit. Seine Unruhe war unaussprechlich, denn hier einen Korb zu bekommen, schien ihm unter allen Schicksalen, die er erstanden, das unertr?glichste. Wie waren seitdem alle Vorzüge der jungen Sch?nen aus der Knospe gegangen! Aber die Entfernung, der Antrag selbst, das wenige, was er anzubieten hatte, gegen die Ergetzlichkeiten einer gro?en Stadt, wo sie bei keiner ?ffentlichen Lustbarkeit unbemerkt blieb, sein Alter endlich selber, seine Person, die ihm niemals so h??lich vorgekommen war, sein Gesicht, auf dem jeder gehabte Unfall eine Spur nachgelassen hatte, die Unaufmerksamkeit auf die feinern Gegenst?nde der Unterhaltung, die ihm seine bisherigen h?uslichen Sorgen und Gesch?fte zugezogen, alles das machte ihn, wenn er sich ihr gegenüber befand und reden wollte, so kleinmütig--soll eine solche Blume dazu geboren sein, an meinem Busen zu verwelken? sagte er sich unaufh?rlich, und eine Tr?ne trat ihm ins niedergeschlagene Auge.
Er bemerkte eine besondere Eigenschaft an ihr, die ihm wieder Mut gab, das war ein merkbarer Hang zur Einsamkeit. Ob, weil alle ?u?ere Gegenst?nde, die die Stadt ihr aufweisen konnte, ihr Herz nicht befriedigten, ob, weil sie glaubte, da? es ihr besser lie?e, lasse ich unentschieden, genug, es liefen bisweilen Monate hin, da? sie von dem Landgut, wohin sie ihren Vater allein zu begleiten pflegte, auch nicht nach der Stadt einmal h?ren mochte. Alsdann aber ergab sie sich auch im Gegenteil bei ihrer Wiederkunft den Ergetzlichkeiten der Stadt mit einer ordentlichen Art von Zügellosigkeit, und überhaupt hatte sie die bei Frauenzimmern so seltene Eigenschaft, nichts nur halb zu tun oder zu wollen.
"Albertine!" sagte er einsmals zu ihr, als sie eben von dem Landgut ihres Vaters nach der Stadt zurück fuhren--Es war ein sch?ner heitrer Wintertag gewesen und die untergehende Sonne schien eben aus verkl?rten Wolken mit ihrer letzten Kraft auf den entgegenglühenden Schnee; er stand hinter ihrem Schlitten und führte ihn, derweile sie in ihrem Pelz eingewickelt den Himmel und den Schnee an R?te besch?mte--"Albertine", sagte er, indem er sich zu ihr herüberbog, "da? ich ein K?nig w?re!" "Was fehlt Ihnen?" rief sie hinter ihrem Schlupfer, mit einer Stimme, deren Zauberklang er nicht l?nger widerstehen konnte. "Ach! ich habe Ihnen weiter nichts als eine Pfarre anzubieten", schrie er, indem er sich pl?tzlich vom Schlitten losri? und sich mitten in dem Schnee vor ihr niederwarf. Eine solche Erkl?rung auf der ?ffentlichen Landstra?e, auf der freilich wenig Menschen zu vermuten waren, würde alles m?gliche Beleidigende für sie gehabt haben, wenn nicht der Ausdruck seiner Stimme und die Tr?nen, die sie begleiteten, ihr Herz ebenso ungew?hnlich angegriffen h?tten, als der Antrag selbst ungew?hnlich und unerwartet war. Sie konnten eine Weile alle beide nicht zu sich selber kommen. "Stehen Sie doch auf", sagte sie endlich
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.