kreischte mein Abbé im h?chsten Kammerton, und nickte wieder auf seine Arbeit hin.
"Sie sehen also, mein Herr! da? Sie hier unrecht sind", sagte Luzilla, "gehen Sie zum Schulhalter Hecht--der wird Ihnen n?heren Bescheid geben."
Johannes sah fest auf den Boden und fort.--Er kam zu seinem Vater. --Schon eh' er ausreiste, hatte er so viele Theologie mitgenommen, da? er sich zur Not h?tte k?nnen examinieren lassen. Die vielseitige Bekanntschaft mit der Welt, die er sich nunmehr erworben, verbunden mit seinen andern Kenntnissen, erleichterten ihm die Mühe, ins Predigtamt zu kommen. Sobald er sich das erstemal ?ffentlich hatte h?ren lassen, freute sich jedermann, ein Werkzeug seiner Bef?rderung zu werden. Er bekam eine mittelm??ig gute Stelle. Viele meiner Leser werden stutzen und einen Roman zu lesen glauben, wenn sie finden, da? es ihm, ungeachtet seiner Inorthodoxie, doch mit seiner Bef?rderung geglückt sei. Er lie? es sich aber auch nur nicht einfallen, sich aus dem Eide einen Gewissensskrupel zu machen, mit dem er sich zu den symbolischen Büchern verband. Niemals war es sein Zweck gewesen, den Bauren die Theologie als Wissenschaft vorzutragen; es gingen sie also die Glaubenslehren der Kirche, so wenig als ihre Zweifel an. Das Mystische der einen, so wie das Aufgekl?rte der andern geht weit über ihr Fassungsverm?gen. Sehr wohl konnte er also für seine Person zu gewissen festgesetzten Lehren schw?ren, ohne welche keine ?u?erliche Kirche bestehen kann, und zu denen jeder den Schlüssel in seinem Herzen hat. Denn, im Grunde, was sind Lehren anders, als Vorstellungsarten, und welcher Eid kann diese binden, welcher Eid mich zwingen, Licht zu sehen, wenn ich im dunklen Zimmer stehe, oder umgekehrt? Genug, da? der Eid vorbauende Formel ist, keine Sachen zu lehren, die auf das Leben und die Handlungen der Zuh?rer einen widerw?rtigen Einflu? haben, als den die wahre Religion auf sie haben soll. So sagte er also seinen Zuh?rern kein Wort, weder von der Ewigkeit der H?llenstrafen, noch von der Vereinigung der beiden Naturen, noch von den Geheimnissen des Abendmahls, bis sie selbst drauf kamen, und sich insgeheim bei ihm Rats erholten, da er seinen Unterricht denn jedesmal nach der besondern Beschaffenheit der Person, die ihn fragte, einrichtete. Aber er lehrte sie ihre Pflichten gegen ihre Herrschaft, gegen ihre Kinder, gegen sie selbst. Er wies ihnen, wie sie durch eine ordentliche Haushaltung sich den Druck der Abgaben erleichtern k?nnten, deren Notwendigkeit er ihnen deutlich machte. Er erz?hlte ihnen, wie es in andern L?ndern w?re, und machte ihnen ihren Zustand durch die Vergleichung mit schlimmeren sü?er. Er erz?hlte ihnen einzele Beispiele von Hauswirten, die durch ihren Flei? und Geschicklichkeit sich emporgebracht, bewies ihnen, da? Arbeit und oft Mangel selbst der Samen zu all unserm zeitlichen Glücke sein, und da? Vereinigung ihrer Kr?fte, ihrer Herden, ihrer L?ndereien und Vertr?glichkeit und Freundschaft untereinander die Grundfeste ihrer und der ganzen bürgerlichen Wohlfahrt w?ren, und da? je wohlh?biger sie durch gegenseitige Hülfe würden, desto weniger sie den Druck der Abgaben fühlten, desto weniger selbst Abgaben zu geben brauchten, die oft nur deswegen verwendet werden, den Kredit des Landes von au?en emporzuhalten, weil er von innen zu sinken anf?ngt. Er bewies ihnen aus der ?ltern und neuern Geschichte, doch immer so, da? sie es fassen konnten, da? die Leidenschaften der Fürsten selbst immer mehr Entsehen vor dem wohlh?bigen und flei?igen, als vor dem dürftigen und verzagten Bürger gehabt, weil der Reichtum der Bürger auch ihr eigener w?re. Er warnte sie ebensowohl vor Ausschweifungen und Lüderlichkeiten, als vor den frühen Heiraten und den Zerstückelungen ihrer Grundstücke, welches alles Verwirrung und Armseligkeit in ihre Haushaltungen br?chte. So fehlte es ihm keinen Sonntag an Stoff zum Reden, welchen er von einzelen F?llen hernahm, und konnt' er nur gar nicht dazu kommen, jemals an aristotelischen oder andern theologischen Spitzfindigkeiten h?ngenzubleiben. Die Vesper des Sonntags Nachmittags verwandelte er in eine ?konomische Gesellschaft und zwar auf folgende Art. Er hielt ein kurzes herzliches Gebet in der Kirche, alsdann versammlete er die Vorsteher und die angesehensten Bürger des Dorfs um sich herum und sprach mit ihnen von wirtschaftlichen Angelegenheiten. Sie mu?ten ihm alle ihre Klagen übereinander, alle ihre Bedenklichkeiten über diese und jene neue Einführung, alle Hindernisse ihres Güterbaues vortragen, und er beantwortete sie ihnen, entweder sogleich, oder nahm sie bis auf den folgenden Sonntag in überlegung, mittlerweile er sich in Büchern oder durch Korrespondenzen mit andern Landwirten darüber Rats erholte. Endlich, damit er mit desto mehrerer Zuverl?ssigkeit von allen diesen Sachen mit ihnen reden k?nnte, ging er mit einem der wohlh?bigsten Bürger seines Dorfs einen Vertrag ein, vermittelst dessen jener ihm, gegen soundso viel Stück Vieh und Auslagen der Baukosten, einen verh?ltnism??igen Anteil an seinem Kornacker sowohl als an seinem Wiesenbau zustund; zu diesem gesellte sich noch ein anderer, der einen Weinberg hatte, und siehe da ein kleines Landgut entstehen, das in sich selbst gegenseitige Unterstützung fand, weder Dung noch Holz zu bezahlen brauchte, und in
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