worin für seine wundersch?ne Beutelstrickerin das heilige Feuer unausl?schlich brannte. Er hütete sich sehr, ihr Bild in seiner Phantasie wieder auszumalen, weil er aus der Erfahrung gemerkt, da? dieses ihn zu allen seinen Arbeiten untüchtig machte, und also von seinem Zweck immer weiter entfernte, aber der dunkle verstohlne Gedanke an sie war ihm sü?er, als alles Zuckerwerk, das die sch?nen Geister aus dem heiligsten Schatz der menschlichen Natur, aus dem Geheimnis ihres Herzens, backen. Auch schrieb er ihr nie, lie? sie auch niemals grü?en. Zu sehr versichert ihrer gleichen Seelenstimmung, war's ihm, als ob sie ihm immer bei jedem seiner Schritte zur Seite stund und alles wissen mu?te, was er tat und vorhatte.
Bei ihr war es anders. Ein Jahr lang, als er nach England ging, hatte weder ihr noch sein Vater die geringste Nachricht von ihm erhalten. Als es darauf wieder hie?, er sei in Deutschland, spürte sie gerade so viel Freude darüber, als es ihr gemacht haben würde, vom Achmet Effendi zu h?ren, er sei wieder in Berlin angekommen.
Das war nun ganz natürlich; und welcher Herzens- und M?dchenkenner, der nicht etwa mit unserm Johannes sich im n?mlichen Falle befindet, wird sie nicht entschuldigen?
Aber Johannes Mannheim nicht also. Als er zu Jungfer Susanna Luzilla Bulac in die Stube trat, und einen feinen jungen Abbé zierlich gekleidet auf ihrem Sofa erblickte, der an ihrem Metier Spitzen kl?pfelte, sie aber, ein saubergebundenes Buch in Taschenformat in der Hand, im mu?linenen Negligé nachl?ssig bei ihm hingegossen, wie sie verwundernd aufstand, ihn gleichgültig über und über, vom Haupt bis zu Fü?en beschaute und seinen ehrerbietigen Bückling mit einem so schnell gezogenen Knicks, als ob er ihr schon leid t?te, eh' er geendigt war, und den kurzen Worten beantwortete: "Was w?r' Ihnen lieb, mein Herr?"-Erschrak er fast sehr darob und seine Mienen sanken zu Boden. "Mademoiselle!" sagte er, oder vielmehr er glaubte es zu sagen, denn in der Tat verging ihm alle Besinnung. Er hatte sich, als er die Zinnen der Stadt wieder zu Gesicht bekam, vorgenommen, eine der entzückendsten Rollen seines Lebens zu spielen. Sie würde ihn nicht erkennen, meinte er, und nun wollt' er, unter der Gestalt eines Fremdlings, jede Saite ihres Herzens mit Nachrichten von ihrem Johannes treffen, und sich das k?nigliche Schauspiel geben, alle Widerw?rtigkeiten und Gef?hrnisse seines Lebens zum andernmal sch?ner empfunden zu sehen, aber ach!-Das Gespenst da, das h??liche Gespenst in dem runden, gepuderten Haar, mit seidenem Mantel an ihrem Metier--wo sein Beutel gekl?pfelt war--Ich mu? meinen Lesern diese Erscheinung erkl?ren. Es war ein junger Stadtpfarrer, der sich in Luzillen verliebt, um sie angehalten, ihr Jawort, ihres Vaters Jawort erhalten hatte--und morgen sollte die Hochzeit sein. Jedermann wünschte ihm Glück zu der Wahl, und ihr. Sie w?ren einander wert, sagte der Hauptmann Weidenbaum, der noch niemals was Unsch?nes gesagt hat. Der Obriste von Wangendorf selber hatte dem jungen Paar seine Gegenvisite gemacht. Er hatte die junge Frau Kapl?nin unter das Kinn gefa?t, und gesagt: wenn er einen Sohn bek?me, sollte er Pfarrer werden. Der Herr Obristleutnant hatte ihr das Leben des Magister Sebaldus Nothanker in englischem Bande zugeschickt und mit eigener Hand auf Franz?sisch vorn in das Buch geschrieben. "Félicitez vous, Mademoiselle", hatte er geschrieben, "d'éviter les désastres contenus dans ce livre, et de faire les délices d'une ville, qui vous estime, au lieu d'errer de campagne à campagne, d'un village à l'autre, victime des préjugés de Votre état et des maux les plus affreux de l'indigence et de la superstition." Die s?mtlichen Herren von der Regierung hatten ihre Visiten mit Billetten, einige auch pers?nlich, erwidert. Nichtsdestoweniger unterstund sich Herr Johannes Mannheim, den sie gleich auf den zweiten Blick erkannte, zu einer solchen Zeit, an einem solchen Ort, seine Visite zu machen. Er mu?te von ihrer vorhabenden Verm?hlung wenigstens doch schon in England geh?rt haben.
Der Herr Hofkaplan blieben ungest?rt am Metier sitzen.
Johannes Mannheim schaute auf, stotterte, err?tete: "Ich komme, um Ihnen viele Grü?e--von einem gewissen Herrn Mannheim zu bringen."
"Mein Herr, Sie sind gewi? unrecht, ich kenne so keinen Namen--"
"So keinen Namen?" wiederholte Mannheim mit einem Ton, in welchen er alles legte, was seiner Imagination jemals von dem Ton der alten Redner in ihren Schranken, oder vor der Armee vorgeklungen sein mochte.
"Mannheim!" rief der Abbé durch die Fistel, "was ist das für ein Name?"
"Es ist--ich wei? nicht--vielleicht meinen Sie den Sohn von dem Pfarrer Mannheim, der ehedessen meines Vaters Nachbar war."
"Ist er's nicht mehr?" fragte Johannes.
"Soviel ich wei?, hat er die Pfarrei verlassen. Doch Sie k?nnen die beste Nachricht davon einziehen bei dem Schulkollegen Hecht, mein ich, da pflegt er ja sonst zu logieren. Nicht wahr, mari! hast du ihn nicht neulich dort angetroffen?"
"Ach der Dorfpfarrer", versetzte der Abbé mitleidig. "Ja, ich erinnere mich. Ist er Ihnen nicht gleichgültig, mein Herr?"
"Ich mü?te der nichtswürdigste Stutzer sein, wenn er mir's w?re", antwortete Johannes au?er allen Sprüngen, "es ist mein leiblicher Vater."
"So?"
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