dreimal erhalten. Unterdessen hatte er sich bei einem k?niglichen Amtmann eingemietet, mit dem er von Zeit zu Zeit, so oft es seine Stunden erlaubten, Ausschweifungen aufs Land machte und die Ausübung dessen studierte, wovon ihm die Theorie der ?konomisten doch nur sehr dunkle Vorstellungen gab. Dieser Amtmann hatte ein Haus in der Stadt, wo seine Familie wohnte, derweilen er seinen gew?hnlichen Aufenthalt auf dem Lande nahm und nur im Winter, wenn die meisten landwirtlichen Arbeiten vorbei waren, sich in dem Scho? seiner Gattin und Kinder von den Mühseligkeiten des Lebens erholte. Mit diesen lebte unser Johannes, derweil die Ungewitter des ?ffentlichen Rufs unbemerkt hoch über Ihm wegstürmten, in goldener Zufriedenheit. Auch hatte er Gelegenheit, bei ihnen alles zu sehen und anzunehmen, was überflu?, Bequemlichkeit und Geschmack den Sitten, den Manieren und der ganzen Summe unserer Gefühle Feines und Gef?lliges mitzuteilen pflegen.
Er war einigemal mit ihnen auf B?llen gewesen und durch sie auf diesen in Verbindungen geraten, wo er die gro?e Welt kennen lernen konnte, nicht um in ihr nach etwas zu streben, sondern um sich den falschen Firnis zu benehmen, den die Imagination der geringern St?nde gemeinhin sich um die h?heren lügt und der dem Gefühl ihres eigenen Glücks so gef?hrlich ist. Er lernte Personen von Verdienst unter diesen kennen, die sich in jeder Maske, in der die Vorsehung sie auf die gro?e Schaubühne der Welt gestellt hat, immer gleichsehen, und sie nahmen ihm das Vorurteil, das sich zu den überspannten Vorstellungen, die wir vorhin angemerkt haben, so gern hinzuzugesellen pflegt, da? jedermann, der dem Range nach über uns steht, eben dadurch alle pers?nliche Hochachtung verlieren müsse. Er fühlte das gro?e Prinzipium der Gleichheit alles dessen, was gleich denkt, das durch alle St?nde und Verh?ltnisse geht, und nur dem Neide und der Unwissenheit durch ?u?ere Dekorationen entzogen wird.
Unterdessen erschollen zu Hause die allerunangenehmsten und kr?nkendsten Nachrichten für einen Geistlichen. Johannes, der viel mit Offizieren lebte, sei unter die Soldaten gegangen; andere versicherten, er gehe mit niemand als dem Adel um und sei willens, sich adeln zu lassen. Sein Vater, ohne auch nur die Unm?glichkeit von alledem zu ahnden, erschrak über alle diese Gerüchte, als ob sich an ihnen gar nicht mehr zweifeln lie?e. Endlich wurden alle seine Befahrungen, wie durch einen Donnerschlag, durch einen Brief bekr?ftigt, den er von Johannes aus Genf erhielt, wohin er einen Jungen von Adel auf seinen Reisen begleitet hatte.
Des Propstes Tochter hatte anf?nglich eine heimliche Freude darüber. Luzilla, dieses war ihr Name, war bis in ihr zw?lftes Jahr die Bewunderung und der Neid--blo? ihrer eigenen Gedanken und des Spiegels gewesen, das hei?t, sie war auf dem Lande erzogen und kannte die Stadt nur aus den Romanen. Man hatte ihr nichtsdestoweniger Singmeister und Sprachmeister gehalten, die sich ihr Vater mit gro?en Unkosten aus der Stadt verschrieb. Alles, was sie bisher von Johannes aus der Fremde geh?rt, hatte ihr, des Wehklagens seines, und des teilnehmenden Bedaurens ihres Vaters ungeachtet, sehr wohl gefallen. Zu wissen stehet, da? ihr Vater ein alter Mann war, der sich, wegen Z?hnemangels und aus Liebe zur Ruhe, unaufh?rlich mit dem Gedanken trug, sich einen Gehülfen an seiner Pfarre zu nehmen. Es war ihm also gar nicht recht, da? unser Johannes, für dessen Glück er die Gew?hrung auf sich genommen, so lang in der Fremde blieb.
Luzilla, in diesem Stück ihres Vaters wahre Tochter, hatte doch, in Ansehung der Art dieses Glückes und der Entwürfe zu demselbigen, von ihrem Vater sehr abgehende Meinungen. Ein junger Offizier w?re ihr in aller Absicht viel lieber gewesen, als ein junger Pfarrer.--Dieses w?hrte, bis sie in die Stadt kam, da sie dann sehr geschwind das Subjekt mit dem Pr?dikat verwechseln lernte. Ich brauche diese Worte hier deswegen, weil ihr Vater, der ein vollkommenes Frauenzimmer aus ihr bilden wollte, sich alle Mühe gab, ihr die Wolfische Logik beizubringen, von der er zur Metaphysik und von dieser zur Moral übergehen wollte. Aber ach! ein unvorgesehener Zufall durchschnitt diesen sch?nen Plan. Eine Kusine von ihr in Holland fing eine Korrespondenz mit ihr an; es war ein Elend, da? weder Vater, noch Tochter, noch irgend ein andrer Gelehrter aus der ganzen Gegend ihr den Brief dechiffrieren konnte. Nun war kein Rat dafür, das arme Kind mu?te Franz?sisch lernen.
Sie ward in die Stadt zu einer Franz?sin getan, die Kostg?ngerinnen hielt, und, weil sie vermutlich ehedessen die Haush?lterin eines mestre de camp gewesen war, sich sehr bescheiden Me. de Liancourt schlechtweg nennen lie?. Auch hatte alles, was von beau monde in der Stadt war, freien Zutritt zu ihr, worunter verschiedene Offiziere waren, die unsern herumschweifenden Johannes mit seinem roten Geldbeutel bald aus ihrer Imagination verwischten.
Unterdessen flogen T?ler, Seen und Gebirge bei ihm vorbei; er nutzte überall, so viel er konnte, seinen Aufenthalt, obgleich aber seine Sinnen und Verstand unaufh?rlich durch neue Gegenst?nde und Kenntnisse gefesselt wurden, so blieb doch das Innre seines Herzens ein Heiligtum,
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