wie Domestiken an, Narren! was sind sie denn anders?
Stehn sie nicht in Lohn und Brod bey ihnen wie jene? Aber wer heißt
Euch ihren Stolz nähren? Wer heißt euch Domestiken werden, wenn Ihr
was gelernt habt, und einem starrköpfischen Edelmann zinsbar werden,
der sein Tage von seinen Hausgenossen nichts anders gewohnt war als
sklavische Unterwürfigkeit?
Pastor. Aber Herr Geheimer Rath--Gütiger Gott! es ist in der Welt nicht
anders: man muß eine Warte haben, von der man sich nach einem
öffentlichen Amt umsehen kann, wenn man von Universitäten kommt;
wir müssen den göttlichen Ruf erst abwarten und ein Patron ist sehr oft
das Mittel zu unserer Beförderung: wenigstens ist es mir so gegangen.
Geh. Rath. Schweigen Sie, Herr Pastor, ich bitt Sie, schweigen Sie. Das
gereicht Ihnen nicht zur Ehr. Man weiß ja doch, daß Ihre seelige Frau
Ihr göttlicher Ruf war, sonst säßen Sie noch itzt beym Herrn von
Tiesen und düngten ihm seinen Acker. Jemine! daß Ihr Herrn uns doch
immer einen so ehrwürdigen schwarzen Dunst vor Augen machen wollt.
Noch nie hat ein Edelmann einen Hofmeister angenommen, wo er ihm
nicht hinter eine Allee von acht neun Sklavenjahren ein schön
Gemählde von Beförderung gestellt hat und wenn Ihr acht Jahr
gegangen waret, so macht' ers wie Laban und rückte das Bild um noch
einmal so weit vorwärts. Possen! lernt etwas und seyd brave Leut. Der
Staat wird Euch nicht lang am Markt stehen lassen. Brave Leut sind
allenthalben zu brauchen, aber Schurken, die den Namen vom
Gelehrten nur auf den Zettel tragen und im Kopf ist leer Papier ...
Pastor. Das ist sehr allgemein gesprochen, Herr Rath!--Es müssen doch,
bey Gott! auch Hauslehrer in der Welt seyn; nicht jedermann kann
gleich geheimer Rath werden und wenn er gleich ein Hugo Grotius wär.
Es gehören heutiges Tags andere Sachen dazu als Gelehrsamkeit.--
Geh. Rath. Sie werden warm, Herr Pastor!--Lieber, werther Herr Pastor,
lassen Sie uns den Faden unsers Streits nicht verlieren. Ich behaupte: es
müssen keine Hauslehrer in der Welt seyn! das Geschmeis taucht den
Teufel zu nichts.
Pastor. Ich bin nicht hergekommen mir Grobheiten sagen zu lassen: ich
bin auch Hauslehrer gewesen. Ich habe die Ehre--
Geh. Rath. Warten Sie; bleiben Sie, lieber Herr Pastor! Behüte mich
der Himmel! Ich habe Sie nicht beleidigen wollen und wenn's wider
meinen Willen geschehen ist, so bitt' ich Sie tausendmahl um
Verzeihung. Es ist einmal meine üble Gewohnheit, daß ich gleich in
Feuer gerathe, wenn mir ein Gespräch interessant wird: alles übrige
verschwinde mir denn aus dem Gesicht und ich sehe nur den
Gegenstand, von dem ich spreche.
Pastor. Sie schütten,--Verzeihen Sie mir, ich bin auch ein Cholerikus,
und rede gern von der Lunge ab.--Sie schütten das Kind mit dem Bade
aus. Hauslehrer taugen zu nichts.--Wie können Sie mir das beweisen?
Wer soll Euch jungen Herrn denn Verstand und gute Sitten beibringen
Was wär aus Ihnen geworden, mein werther Herr geheimer Rath, wenn
Sie keinen Hauslehrer gehabt hätten?
Geh. Rath. Ich bin von meinem Vater zur öffentlichen Schul gehalten
worden, und seegne seine Asche dafür, und so hoff' ich, wird mein
Sohn Fritz auch dereinst thun.
Pastor. Ja,--da ist aber noch viel drüber zu sagen Herr! Ich meiner Seits
bin Ihrer Meynung nicht; ja wenn die öffentlichen Schulen das wären,
was sie seyn sollten.-- Aber die nüchternen Subjecta, so oft den Classen
vorstehen; die pedantischen Methoden, die sie brauchen, die unter der
Jugend eingerissenen verderbten Sitten--
Geh. Rath. Wes ist die Schuld? Wer ist schuld dran, als ihr Schurken
von Hauslehrern? Würde der Edelmann nicht von Euch in der Grille
gestärkt, einen kleinen Hof anzulegen, wo er als Monarch oben auf dem
Thron sitzt, und ihm Hofmeister und Mamsell und ein ganzer Wisch
von Tagdieben huldigen, so würd' er seine Jungen in die öffentliche
Schule thun müssen; er würde das Geld, von dem er jetzt seinen Sohn
zum hochadlichen Dummkopf aufzieht, zum Fond der Schule schlagen:
davon könnten denn gescheidte Leute salarirt werden und alles würde
seinen guten Gang gehn; das Studentchen müste was lernen, um bey
einer solchen Anstalt brauchbar zu werden, und das junge Herrchen,
anstatt seine Faullenzerey vor den Augen des Papas und der Tanten, die
alle keine Argusse sind, künstlich und manierlich zu verstecken, würde
seinen Kopf anstrengen müssen, um es den bürgerlichen Jungen
zuvorzuthun, wenn es sich doch von ihnen unterscheiden will.--Was die
Sitten anbetrift, das findt sich wahrhaftig.--Wenn er gleich nicht, wie
seine hochadliche Vettern, die Nase von Kindesbeinen an höher tragen
lernt als andere, und in einem nachläßigen Ton, von oben herab,
Unsinn sagen, und Leuten ins Gesicht sehen, wenn sie den Hut vor ihm
abziehen, um ihnen dadurch anzudeuten, daß sie auf kein
Gegencompliment warten sollen. Die feinen Sitten hol der Teufel! Man
kann dem Jungen Tanzmeister auf der Stube halten, und ihn in artige
Gesellschaften führen, aber er muß durchaus nicht aus der Sphäre
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