Der Goldene Topf | Page 8

E.T.A. Hoffmann
um die Gespielen der Jugend und um den geliebten J��ngling. Der klagte um die verlorne Geliebte, denn auch ihn brachte ja nur die unendliche Liebe zu der sch?nen Lilie in das einsame Tal, und die Granitfelsen neigten ihre H?upter teilnehmend vor dem Jammer des J��nglings. Aber einer ?ffnete seinen Scho? und es kam ein schwarzer gefl��gelter Drache rauschend herausgeflattert und sprach: meine Br��der, die Metalle schlafen da drinnen, aber ich bin stets munter und wach und will dir helfen. Sich auf- und niederschwingend erhaschte endlich der Drache das Wesen, das der Lilie entsprossen, trug es auf den H��gel und umschlo? es mit seinem Fittich; da war es wieder die Lilie, aber der bleibende Gedanke zerri? ihr Innerstes und die Liebe zu dem J��ngling Phosphorus war ein schneidender Jammer, vor dem, von giftigen D��nsten angehaucht, die Bl��mlein, die sonst sich ihres Blickes gefreut, verwelkten und starben. Der J��ngling Phosphorus legte eine gl?nzende R��stung an, die in tausendfarbigen Strahlen spielte, und k?mpfte mit dem Drachen, der mit seinem schwarzen Fittich an den Panzer schlug, da? er hell erklang; und von dem m?chtigen Klange lebten die Bl��mlein wieder auf und umflatterten wie bunte V?gel den Drachen, dessen Kr?fte schwanden und der besiegt sich in der Tiefe der Erde verbarg. Die Lilie war befreit, der J��ngling Phosphorus umschlang sie voll gl��henden Verlangens himmlischer Liebe, und im hochjubelnden Hymnus huldigten ihr die Blumen, die V?gel, ja selbst die hohen Granitfelsen als K?nigin des Tals. -- Erlauben Sie, das ist orientalischer Schwulst, werter Herr Archivarius! sagte der Registrator Heerbrand, und wir baten denn doch, Sie sollten, wie Sie sonst wohl zu tun pflegen, uns etwas aus Ihrem h?chst merkw��rdigen Leben, etwa von Ihren Reiseabenteuern und zwar etwas Wahrhaftiges erz?hlen. -- Nun was denn? erwiderte der Archivarius Lindhorst, das was ich soeben erz?hlt, ist das Wahrhaftigste, was ich Euch auftischen kann, Ihr Leute, und geh?rt in gewisser Art auch zu meinem Leben. Denn ich stamme eben aus jenem Tale her, und die Feuerlilie, die zuletzt als K?nigin herrschte, ist meine Ur-ur-ur-ur-Gro?mutter, weshalb ich denn auch eigentlich ein Prinz bin. -- Alle brachen in ein schallendes Gel?chter aus. -- Ja lacht nur recht herzlich, fuhr der Archivarius Lindhorst fort, Euch mag wohl das, was ich freilich nur in ganz d��rftigen Z��gen erz?hlt habe, unsinnig und toll vorkommen, aber es ist dessen unerachtet nichts weniger als ungereimt oder auch nur allegorisch gemeint, sondern buchst?blich wahr. H?tte ich aber gewu?t, da? Euch die herrliche Liebesgeschichte, der auch ich meine Entstehung zu verdanken habe, so wenig gefallen w��rde, so h?tte ich lieber manches Neue mitgeteilt, das mir mein Bruder beim gestrigen Besuch mitbrachte. -- ?Ei, wie das? Haben Sie denn einen Bruder, Herr Archivarius? -- Wo ist er denn -- wo lebt er denn? Auch in k?niglichen Diensten, oder vielleicht ein privatisierender Gelehrter?? So fragte man von allen Seiten. -- ?Nein!? erwiderte der Archivarius, ganz kalt und gelassen eine Prise nehmend, ?er hat sich auf die schlechte Seite gelegt und ist unter die Drachen gegangen.? -- ?Wie beliebten Sie doch zu sagen, wertester Archivarius,? nahm der Registrator Heerbrand das Wort, ?unter die Drachen?? -- ?Unter die Drachen?? hallte es von allen Seiten wie ein Echo nach. -- ?Ja, unter die Drachen?, fuhr der Archivarius Lindhorst fort, eigentlich war es Desperation. Sie wissen, meine Heren [Herren], da? mein Vater vor ganz kurzer Zeit starb, es sind nur h?chstens dreihundertf��nfundachtzig Jahre her, weshalb ich auch noch Trauer trage; der hatte mir, dem Liebling, einen pr?chtigen Onyx vermacht, den durchaus mein Bruder haben wollte. Wir zankten uns bei der Leiche des Vaters dar��ber auf eine ungeb��hrliche Weise, bis der Selige, der die Geduld verlor, aufsprang und den b?sen Bruder die Treppe hinunterwarf. Das wurmte meinen Bruder, und er ging stehenden Fu?es unter die Drachen. Jetzt h?lt er sich in einem Cypressenwalde dicht bei Tunis auf, dort hat er einen ber��hmten mystischen Karfunkel zu bewachen, dem ein Teufelskerl von Nekromant, der ein Sommerlogis in Lappland bezogen, nachstellt, weshalb er denn nur auf ein Viertelst��ndchen, wenn gerade der Nekromant im Garten seine Salamanderbeete besorgt, abkommen kann, um mir in der Geschwindigkeit zu erz?hlen, was es gutes Neues an den Quellen des Nils gibt.? -- Zum zweiten Male brachen die Anwesenden in ein schallendes Gel?chter aus, aber dem Studenten Anselmus wurde ganz unheimlich zu Mute, und er konnte den Archivarius Lindhorst kaum in die starren, ernsten Augen sehen, ohne innerlich auf eine ihm selbst unbegreifliche Weise zu erbeben. Zumal hatte die rauhe, aber sonderbar metallartig t?nende Stimme des Archivarius Lindhorst f��r ihn etwas geheimnisvoll Eindringendes, da? er Mark und Bein erzittern f��hlte. Der eigentliche Zweck, weshalb ihn der Registrator Heerbrand mit in das Kaffeehaus genommen hatte, schien heute nicht erreichbar zu sein. Nach jenem Vorfalle vor dem Hause des Archivarius Lindhorst war n?mlich der Student Anselmus nicht dahin zu verm?gen gewesen, den Besuch zum zweiten Male zu
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