wagen; denn nach seiner innigsten ��berzeugung hatte nur der Zufall ihn, wo nicht vom Tode, doch von der Gefahr, wahnsinnig zu werden befreit. Der Konrektor Paulmann war eben durch die Stra?e gegangen, als er ganz von Sinnen vor der Haust��r lag, und ein altes Weib, die ihren Kuchen- und ?pfelkorb bei Seite gesetzt, um ihn besch?ftigt war. Der Konrektor Paulmann hatte sogleich eine Portechaise herbeigerufen und ihn so nach Hause transportiert. ?Man mag von mir denken, was man will?, sagte der Student Anselmus, ?man mag mich f��r einen Narren halten oder nicht -- genug! -- an dem T��rklopfer grinste mir das vermaledeite Gesicht der Hexe vom schwarzen Tore entgegen; was nachher geschah, davon will ich lieber gar nicht reden; aber w?re ich aus meiner Ohnmacht erwacht und h?tte das verw��nschte ?pfelweib vor mir gesehen (denn niemand anders war doch das alte um mich besch?ftigte Weib), mich h?tte augenblicklich der Schlag ger��hrt, oder ich w?re wahnsinnig geworden.? Alles Zureden, alle vern��nftigen Vorstellungen des Konrektors Paulmann und des Registrators Heerbrand fruchteten gar nichts, und selbst die blau?ugige Veronika vermochte nicht, ihn aus einem gewissen tiefsinnigen Zustande zu rei?en, in den er versunken. Man hielt ihn nun in der Tat f��r seelenkrank und sann auf Mittel, ihn zu zerstreuen, worauf der Registrator Heerbrand meinte, da? nichts dazu dienlicher sein k?nne als die Besch?ftigung bei dem Archivarius Lindhorst, n?mlich das Nachmalen der Manuskripte. Es kam nur darauf an, den Studenten Anselmus auf gute Art dem Archivarius Lindhorst bekannt zu machen, und da der Registrator Heerbrand wu?te, da? dieser beinahe jeden Abend ein gewisses bekanntes Kaffeehaus besuchte, so lud er den Studenten Anselmus ein, jeden Abend so lange auf seine, des Registrators Kosten in jenem Kaffeehause ein Glas Bier zu trinken und eine Pfeife zu rauchen, bis er auf diese oder jene Art dem Archivarius bekannt und mit ihm ��ber das Gesch?ft des Abschreibens der Manuskripte einig geworden, welches der Student Anselmus dankbarlichst annahm. ?Sie verdienen Gottes Lohn, werter Registrator, wenn Sie den jungen Menschen zur Raison bringen,? sagte der Konrektor Paulmann. -- ?Gottes Lohn!? wiederholte Veronika, indem sie die Augen fromm zum Himmel erhob und lebhaft daran dachte, wie der Student Anselmus schon jetzt ein recht artiger junger Mann sei, auch ohne Raison! -- Als der Archivarius Lindhorst eben mit Hut und Stock zur T��r hinausschreiten wollte, da ergriff der Registrator Heerbrand den Studenten Anselmus rasch bei der Hand, und mit ihm dem Archivarius den Weg vertretend, sprach er: ?Gesch?tztester Herr geheimer Archivarius, hier ist der Student Anselmus, der, ungemein geschickt im Sch?nschreiben und Zeichnen, Ihre seltenen Manuskripte kopieren will.? -- ?Das ist mir ganz ungemein lieb,? erwiderte der Archivarius Lindhorst rasch, warf den dreieckigen soldatischen Hut auf den Kopf und eilte, den Registrator Heerbrand und den Studenten Anselmus bei Seite schiebend, mit vielem Ger?usch die Treppe hinab, so da? beide ganz verbl��fft dastanden und die Stubent��r anguckten, die er dicht vor ihnen zugeschlagen, da? die Angeln klirrten. ?Das ist ja ein ganz wunderlicher alter Mann,? sagte der Registrator Heerbrand, -- ?Wunderlicher alter Mann,? stotterte der Student Anselmus nach, f��hlend, wie ein Eisstrom ihm durch alle Adern fr?stelte, da? er beinahe zur starren Bilds?ule geworden. Aber alle G?ste lachten und sagten: ?Der Archivarius war heute einmal wieder in seiner besonderen Laune, morgen ist er gewi? sanftm��tig und spricht kein Wort, sondern sieht in die Dampfwirbel seiner Pfeife oder liest Zeitungen; man mu? sich daran gar nicht kehren.? -- ?Das ist auch wahr? dachte der Student Anselmus, ?wer wird sich an so etwas kehren! Hat der Herr Archivarius nicht gesagt, es sei ihm ganz ungemein lieb, da? ich seine Manuskripte kopieren wolle? -- Und warum vertrat ihm auch der Registrator Heerbrand den Weg, als er gerade nach Hause gehen wollte? -- Nein, nein, es ist ein lieber Mann, im Grunde genommen, der Herr geheime Archivarius Lindhorst, und liberal erstaunlich -- nur kurios in absonderlichen Redensarten. -- Allein was schadet das mir? -- Morgen gehe ich hin Punkt zw?lf Uhr, und setzten sich hundert bronzierte ?pfelweiber dagegen.?
VIERTE VIGILIE
Melancholie des Studenten Anselmus. -- Der smaragdene Spiegel. -- Wie Archivarius Lindhorst als Sto?geier davonflog und der Student Anselmus niemandem begegnete.
Wohl darf ich geradezu Dich selbst, g��nstiger Leser, fragen, ob Du in Deinem Leben nicht Stunden, ja Tage und Wochen hattest, in denen Dir all' Dein gew?hnliches Tun und Treiben ein recht qu?lendes Mi?behagen erregte, und in denen Dir, alles was Dir sonst recht wichtig und wert in Sinn und Gedanken zu tragen vorkam, nun l?ppisch und nichtsw��rdig erschien. Du wu?test dann selbst nicht, was Du tun und wohin Du Dich wenden solltest. Ein dunkles Gef��hl, es m��sse irgendwo und zu irgend einer Zeit ein hoher, den Kreis alles irdischen Genusses ��berschreitender Wunsch erf��llt werden, den der Geist, wie ein strenggehaltenes furchtsames Kind gar nicht auszusprechen wage, erhob Deine Brust, und in dieser Sehnsucht nach dem unbekannten Etwas, das
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