Er war sehr verzagt und wollte nach Italien zur��ck, denn unter Deutschen, sagte er, w��rde er doch nicht aus dem Gef?ngnis herauskommen, weil er fortw?hrend Dinge mit ansehen m��?te, wobei ihm das Blut zu Kopfe stiege. Ich sagte, das w��rde in Italien nicht anders sein, und redete ihm zu, er sollte die Menschen sich untereinander zerrei?en lassen, sie w?ren einander wert, und es w?re um keinen schade. Er solle heiraten und nur noch f��r Frau und Kinder arbeiten und sorgen, und au?erdem gab ich ihm den Rat, einen Handel mit italienischen Weinen und anderen Lebensmitteln anzufangen, und scho? ihm ein kleines Kapital dazu vor. Das hat er mir l?ngst zur��ckgestellt, denn durch Flei? und Intelligenz brachte er sich schnell in die H?he, aber er widmet mir immer noch eine Dankbarkeit, als ob ich ihm t?glich neu das Leben schenkte.
Dieser Verzielli also kam Mitte November am sp?ten Abend in voller Aufregung zu mir gelaufen und erz?hlte mir, der italienische Konsul, Cavaliere Faramengo, ein guter alter Herr, aber etwas schwachsinnig, sei bei ihm gewesen -- Verzielli hat n?mlich jetzt ein sehr feines Restaurant -- und habe sich unter der Hand nach mir erkundigt und als tiefstes Geheimnis verraten, da? ich als M?rder meiner geschiedenen Frau verhaftet werden sollte. Der gute Mensch war au?er sich und bot mir sein ganzes Verm?gen an, wenn ich nach Amerika fliehen wollte. 'Deruga und fliehen? Da kennst du Deruga schlecht, guter Freund,' sagte ich und lief sofort, trotz Verziellis Flehen, zum italienischen Konsul. Der arme alte Herr hat fast einen Schlaganfall bekommen, so heftig stellte ich ihn zur Rede, und da ich von ihm keine gen��gende Auskunft bekam, reiste ich hierher, um den Ursprung des infamen Ger��chtes kennenzulernen.?
?Es mu?te Ihnen mitgeteilt werden,? fiel =Dr.= Zeunemann ein, ?da? das Gericht bereits beschlossen h?tte, die Anklage auf Mord gegen Sie zu erheben, und da? Sie eine etwaige Beleidigungsklage bis zur Beendigung des Prozesses zu verschieben h?tten. Wenn Ihr erstes Auftreten, wie ich nicht unterlassen will zu bemerken, den Schein der Schuldlosigkeit erwecken konnte, so belastete Sie hingegen Ihr Verhalten dem Untersuchungsrichter gegen��ber in bedenklicher Weise. So haben Sie zuerst auf die Frage, wo Sie vom 1. bis 3. Oktober gewesen w?ren, die Antwort verweigert. Dann haben Sie erz?hlt, Sie w?ren in der Absicht, sich das Leben zu nehmen, fortgefahren, an einem beliebigen Haltepunkt ausgestiegen und dann aufs Geratewohl querfeldein gegangen, bis Sie in eine ganz einsame Gegend gekommen w?ren. An einem Flusse h?tten Sie lange gelegen und mit sich gek?mpft, bis Sie dar��ber eingeschlafen w?ren. Nach vielen Stunden festen Schlafes w?ren Sie ern��chtert aufgewacht, h?tten sich noch eine Weile herumgetrieben und w?ren dann heimgefahren. Schlie?lich tauchte die Geschichte von der geheimnisvollen Dame auf. Der Born der Phantasie sprudelt sehr ergiebig bei Ihnen.?
?Nicht so wie Sie meinen,? sagte Deruga. ?Ich wollte nur den Untersuchungsrichter ?rgern und kann wohl sagen, da? mir das gelungen ist. Er hat beinah Nervenkr?mpfe bekommen.?
=Dr.= Zeunemann lie? eine Pause verstreichen, bis das Gel?chter im Publikum verstummt war, und sagte dann: ?Es wundert mich, da? ein Mann in Ihrer Lage, in Ihrem Alter und von Ihrem Verstande sich so kindisch benehmen mag -- oder so t?richt, denn vielleicht waren Ihre verschiedenen Angaben auch nur ein Verfahren, darauf zugeschnitten, unsicher zu machen und irrezuf��hren.?
?Sind Sie schon einmal von einem t?ppischen Untersuchungsrichter ausgefragt worden?? fragte Deruga. ?Nein, wahrscheinlich nicht. Also k?nnen Sie nicht wissen, wie Sie sich in solcher Lage benehmen w��rden. Allerdings vermutlich vern��nftiger als ich. Sie haben eine beneidenswerte Konstitution. Sie sind so recht ein Musterbeispiel, wie der gesunde Mensch sein soll. Alle Ersch��tterungen durch h??liche Eindr��cke, Fragen, Zweifel und Leidenschaften werden bei Ihnen durch eine tadellose Verdauung geregelt, so da? Sie sich immer im stabilen Gleichgewicht befinden; ich dagegen bin unendlich reizbar.?
=Dr.= Zeunemann hatte versucht, den Angeklagten zu unterbrechen, aber ohne gen��genden Nachdruck. ?Sie haben wohl auch mehr Ursache unruhig zu sein als ich,? sagte er jetzt mit leichter Ironie. ?Vielleicht w��rden Sie sich wohler f��hlen, wenn Sie es einmal mit vollkommener Offenheit versuchten, anstatt sich und uns durch Ihre Winkelz��ge zu reizen.?
?Sie, Herr Pr?sident, will ich nicht ?rgern, darauf k?nnen Sie sich verlassen,? sagte Deruga mit einem freundlich beschwichtigenden Tone, wie man ihn etwa einem Kinde gegen��ber anschl?gt.
* * * * *
?Warten Sie im Vorsaal des ersten Stockes auf mich,? fl��sterte Justizrat Fein seinem Klienten zu, als gleich darauf die Sitzung aufgehoben wurde. Von dort aus gingen sie zusammen durch ein r��ckw?rtiges Portal in die Anlagen, die auf eine stille Stra?e ohne Gesch?ftsverkehr f��hrten. Vor einem mit Gestr?uch bewachsenen Hange blieb der Justizrat stehen, stocherte mit der Spitze seines Regenschirmes in der alten, feucht-verklebten Bl?tterdecke und sagte: ?Da mu? es bald Schneegl?ckchen und Krokus geben; ich will ihnen den Weg ein wenig frei machen.?
?Kommen Sie, kommen Sie,? sagte Deruga, den Justizrat am Arm ziehend. ?Die finden ihren Weg ohne Sie. Sagen Sie, kann ich heute
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