Der Diamant des Geisterkönigs | Page 7

Ferdinand Raimund
Schatz, das ist eine wilde Wäsch'!
Mariandel. Und meine guten Perl'.
Florian (für sich). So? Die hab' ich auch erwischt? Das hab' ich nicht
einmal gewußt.
Mariandel. Ich glaub' gar, du lachst noch? Jetzt geh' ich gleich zum

gnädigen Herrn und erzähl' ihm alles. Dem Dieb muß nachgesetzt
werden (will ab).
Florian. Halt, sag' ich. Du bleibst da! Ich kenn' den Dieb.
Mariandel. Was?
Florian. Er ist ein sehr guter Freund von mir.
Mariandel. So? Du schlechter Mensch! Auf die Letzt bist du ein
Räuberhauptmann! Ich geb' dich an, auf der Stell' (will fort).
Florian. Da bleibst, sag' ich, oder--
Mariandel. Das nutzt nichts--ich will meine Sachen haben.
Florian. Das Sachen ist da.
Mariandel. Wo?
Florian. In der Butten.
Mariandel. Ah, Spektakel! Heraus gibst mir's!
Florian. Nur Geduld!
Mariandel. Daß mir nichts zermudelt wird.
Florian. Ist alles in der schönsten Ordnung! (Er leert die Butten aus,
seine und ihre Kleider fallen in der größten Unordnung heraus; ganz
kalt.) Such' dir deine Sachen heraus.
Mariandel. Aber Florian, was hast denn gemacht? Bist du besessen?
Florian. Still, Marianne! Du wirst wissen, daß unsere Herzen
verbunden sind?
Mariandel. Ja, leider bin ich so unglücklich, deine Geliebte zu sein!
Was war ich für ein Dalk! Was hab' ich für Partien ausgeschlagen! Ich
hätte vor kurzem noch können so einen reichen Ochsenhändler heiraten,
wär' eine reiche Frau worden, die so viele Ochsen g'habt hätt', und an
dir hab' ich nur einen einzigen.
Florian. Wer's Wenige nicht ehrt, ist's Mehrere nicht wert. Doch nichts
mehr über diesen Gegenstand, er ist zu subtil, um ihn lange zu
besprechen. Wir sind jetzt sieben Jahr' in diesem Haus; ich hab' dir
diese Sachen geschafft, folglich kann ich s' auch wieder an mich reißen;
ich hab' sie wollen von hier wegschicken.
Mariandel. Wohin?
Florian. Nach Judenburg. Kurz, ich hab' sie wollen an einen polnischen
Juden verkaufen, um unserm jungen Herrn für den Augenblick aus
seiner Verlegenheit zu helfen. Wir sind seine zwei einzigen
Dienstboten, wir müssen ihm einmal zugetan sein.
Mariandel. Aber Florian, schau, was treibst? Warum hast du denn mir

nichts gesagt, so hätten wir Mittel gemacht. Von der Pistolen hast ihm
auch den Hahn heruntergeschraubt; er hat mich g'fragt, wo er
hingekommen ist?
Florian. Der Hahn? Hättest du gesagt, du hast ihn abgestochen, weil du
keine Händel mehr g'habt hast.
Mariandel. Na, jetzt bin ich schon wieder ruhig! Pack' nur die Kleider
zusammen, der Herr kommt.

Achtzehnte Szene.
Eduard. Vorige.
Eduard (verdrießlich). Was macht ihr hier? Laßt mich allein.
Mariandel. Schau ihn nur an, wie er aussieht.
Florian. Was er vorn für eine Blässe hat. Gnädiger Herr, schaffen Sie
vielleicht einen Melissengeist oder ein darniederschlagendes Pulver?
Eduard. Ich danke euch; geht nur.
Florian. Der arme Mann! Gnädiger Herr, wenn Sie sollten in Ohnmacht
liegen, dürfen Sie nur läuten, wir werden gleich da sein.
Eduard. Willst du mich böse machen? (Faßt sich.) Geh, Florian!
Florian. Florian hat er g'sagt, hast das g'hört? Das ist ein Unglück.
Mariandel. Nun, wie soll er denn zu dir sagen, wenn du so heißt, etwa
Annamiedel? So geh' nur einmal!
Florian. Mariandel, mit dem ist's zu, der lebt uns keine hundert Jahr'
mehr. (Beide ab.).

Neunzehnte Szene.
Eduard (allein). Nun bin ich allein, im wahren Sinne des Wortes; denn
meines Vaters Tod hat mein ganzes Glück vernichtet. Welche Wunder
umgeben mich seit meiner Kindheit! Sein Körper ist durch
übernatürliche Mächte plötzlich vor unsern Augen verschwunden. Er
hat mir oft versprochen, nach seinem Tode große Reichtümer zu
hinterlassen; doch im ganzen Hause findet sich keine Spur eines
Vermächtnisses. Was soll ich beginnen? Ich finde auch keine Hilfe bei
Freunden. Als den Sohn eines berüchtigten Zauberers flieht mich
jedermann, was soll aus mir werden? Entsetzliche Lage!
Verzweiflungsvolles Los! (Wirft sich in einen Stuhl. Es wird von unten
geklopft.) Wer klopft? Herein!

Zwanzigste Szene Die Hoffnung, auf einen goldenen Anker gestützt,
kommt aus der Erde.
Hoffnung (ist ideal gekleidet, spricht sehr lebhaft und munter). Sie
pardonieren, mein Herr, daß ich die rechte Tür verfehlte; doch ein
Frauenzimmer, die so viele Geschäfte hat, wie ich, nimmt das nicht so
genau. Nun, so heißen Sie mich doch willkommen! Sie sind ja ganz
verblüfft?
Eduard. Welch eine angenehme Erscheinung! Mir wird so wohl in Ihrer
Nähe.
Hoffnung. Wie? Kennen Sie mich nicht, junger Herr?
Eduard. Ich habe wirklich nicht die Ehre--
Hoffnung. O pfui! Sagen Sie das nicht! Eine Person nicht zu kennen,
die in allen Kalendern und Taschenbüchern schon bis zum Überdrusse
abgebildet ist. Kennen Sie mich wirklich nicht? Ich habe Sie als Kind
auf meinen Armen getragen, als Knabe Ihre Schmerzen versüßt, wenn
Sie die Rute bekommen sollten; als Jüngling Ihnen die Leiter gehalten,
wie Sie zu Ihrem Liebchen auf die Terrasse gestiegen sind--
Eduard. Ah, Sie sind--
Hoffnung. Die Hoffnung, untertänigst aufzuwarten, nicht nur die Ihrige,
sondern die der ganzen Welt.
Eduard. O, so laß mich zu deinen
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