Der Diamant des Geisterkönigs | Page 7

Ferdinand Raimund
einen einzigen.
Florian. Wer's Wenige nicht ehrt, ist's Mehrere nicht wert. Doch nichts mehr über diesen Gegenstand, er ist zu subtil, um ihn lange zu besprechen. Wir sind jetzt sieben Jahr' in diesem Haus; ich hab' dir diese Sachen geschafft, folglich kann ich s' auch wieder an mich rei?en; ich hab' sie wollen von hier wegschicken.
Mariandel. Wohin?
Florian. Nach Judenburg. Kurz, ich hab' sie wollen an einen polnischen Juden verkaufen, um unserm jungen Herrn für den Augenblick aus seiner Verlegenheit zu helfen. Wir sind seine zwei einzigen Dienstboten, wir müssen ihm einmal zugetan sein.
Mariandel. Aber Florian, schau, was treibst? Warum hast du denn mir nichts gesagt, so h?tten wir Mittel gemacht. Von der Pistolen hast ihm auch den Hahn heruntergeschraubt; er hat mich g'fragt, wo er hingekommen ist?
Florian. Der Hahn? H?ttest du gesagt, du hast ihn abgestochen, weil du keine H?ndel mehr g'habt hast.
Mariandel. Na, jetzt bin ich schon wieder ruhig! Pack' nur die Kleider zusammen, der Herr kommt.

Achtzehnte Szene.
Eduard. Vorige.
Eduard (verdrie?lich). Was macht ihr hier? La?t mich allein.
Mariandel. Schau ihn nur an, wie er aussieht.
Florian. Was er vorn für eine Bl?sse hat. Gn?diger Herr, schaffen Sie vielleicht einen Melissengeist oder ein darniederschlagendes Pulver?
Eduard. Ich danke euch; geht nur.
Florian. Der arme Mann! Gn?diger Herr, wenn Sie sollten in Ohnmacht liegen, dürfen Sie nur l?uten, wir werden gleich da sein.
Eduard. Willst du mich b?se machen? (Fa?t sich.) Geh, Florian!
Florian. Florian hat er g'sagt, hast das g'h?rt? Das ist ein Unglück.
Mariandel. Nun, wie soll er denn zu dir sagen, wenn du so hei?t, etwa Annamiedel? So geh' nur einmal!
Florian. Mariandel, mit dem ist's zu, der lebt uns keine hundert Jahr' mehr. (Beide ab.).

Neunzehnte Szene.
Eduard (allein). Nun bin ich allein, im wahren Sinne des Wortes; denn meines Vaters Tod hat mein ganzes Glück vernichtet. Welche Wunder umgeben mich seit meiner Kindheit! Sein K?rper ist durch übernatürliche M?chte pl?tzlich vor unsern Augen verschwunden. Er hat mir oft versprochen, nach seinem Tode gro?e Reichtümer zu hinterlassen; doch im ganzen Hause findet sich keine Spur eines Verm?chtnisses. Was soll ich beginnen? Ich finde auch keine Hilfe bei Freunden. Als den Sohn eines berüchtigten Zauberers flieht mich jedermann, was soll aus mir werden? Entsetzliche Lage! Verzweiflungsvolles Los! (Wirft sich in einen Stuhl. Es wird von unten geklopft.) Wer klopft? Herein!

Zwanzigste Szene Die Hoffnung, auf einen goldenen Anker gestützt, kommt aus der Erde.
Hoffnung (ist ideal gekleidet, spricht sehr lebhaft und munter). Sie pardonieren, mein Herr, da? ich die rechte Tür verfehlte; doch ein Frauenzimmer, die so viele Gesch?fte hat, wie ich, nimmt das nicht so genau. Nun, so hei?en Sie mich doch willkommen! Sie sind ja ganz verblüfft?
Eduard. Welch eine angenehme Erscheinung! Mir wird so wohl in Ihrer N?he.
Hoffnung. Wie? Kennen Sie mich nicht, junger Herr?
Eduard. Ich habe wirklich nicht die Ehre--
Hoffnung. O pfui! Sagen Sie das nicht! Eine Person nicht zu kennen, die in allen Kalendern und Taschenbüchern schon bis zum überdrusse abgebildet ist. Kennen Sie mich wirklich nicht? Ich habe Sie als Kind auf meinen Armen getragen, als Knabe Ihre Schmerzen versü?t, wenn Sie die Rute bekommen sollten; als Jüngling Ihnen die Leiter gehalten, wie Sie zu Ihrem Liebchen auf die Terrasse gestiegen sind--
Eduard. Ah, Sie sind--
Hoffnung. Die Hoffnung, untert?nigst aufzuwarten, nicht nur die Ihrige, sondern die der ganzen Welt.
Eduard. O, so la? mich zu deinen Fü?en stürzen, Tochter des Himmels.
Hoffnung. Langsam, mein Herr, nicht so rasch! Sieh, sieh, wie exaltiert. Hat Sie meine Feindin, die Furcht, schon verlassen, weil Sie so schnell wieder zu meiner Fahne schw?ren? Wissen Sie vielmehr, da? das sehr unartig ist, eine Dame vor sich stehen zu lassen, ohne ihr einen Sitz anzubieten! Oder glauben Sie, weil sich so viele Leute auf mich stützen, da? ich keiner Stütze bedürfe? Nein, mein Herr, einen Sitz.
(Eduard reicht ihr einen Sessel.)
Hoffnung. So! Nun stellen Sie sich in die erste Position vor mich und h?ren Sie, was ich Ihnen zu sagen habe.
Eduard. Ich hin ganz Ohr.
Hoffnung (hustet). Monsieur! Ich habe Ihnen ein sehr artiges Kompliment von meiner Schwester auszurichten. Was glauben Sie wohl, wer sie sei? (Eduard zuckt die Achseln.) Das Glück.
Eduard. Das Glück? Welch einen sch?nen Namen lassen Sie in meinen Ohren ert?nen!
Hoffnung. Das k?nnte mich eifersüchtig machen. (Mit einem Seufzer.) Doch ich bin es gewohnt, von ihr verdr?ngt zu werden. Sie hat versprochen, Sie in Protektion zu nehmen. Ich k?nnte Ihnen zwar sagen, da? sie eine leichtfertige Person ist, die sich sehr stark schminkt und nur von ferne sch?n ist; doch, Sie werden mir nicht zumuten, da? ich imstande w?re, meine Schwester zu verkleinern.-- Jetzt zu meinem Auftrag! Meine Schwester l??t Ihnen sagen, Sie m?chten sans fa?on in jener Ecke des Zimmers den Boden ?ffnen, einen goldenen Schlüssel herausnehmen und damit diese Wand aufschlie?en; das übrige wird Ihnen wie gebratene Tauben von selbst in den Mund fliegen. Ich aber habe die Ehre, mich als Ihre ergebene Dienerin zu empfehlen.
Eduard. Wie? Sie k?nnten mich verlassen?--
Hoffnung. Ihr
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