Der Diamant des Geisterkönigs | Page 6

Ferdinand Raimund
wenn mich jemand brauchen kann, Bin ich gleich bei der Schneid'. Im Kopf hab' ich auf Ehr' nicht viel, Noch weniger im Sack, Nur da? ich nichts als essen will, Das ist mein' gr??te Plag'! Ich g'h?r' nur der Mariandl zu, Auf d' Nacht sowie beim Tag, Und wissen S', warum ich das tu'? Weil mich sonst keine mag. Und foppt mich einer, was er kann, So fühl' ich keinen Neid; Denn fangen d' Leut' zum Lachen an, Das ist mein' gr??te Freud'!
Florian. Ja, ja, mein lieber Florian! Jetzt wirst du halt bald fort müssen aus dem Hause, wo dir die Tage in einem ewigen Rausch hing'schwunden sind. Mein armer junger Herr, wie wird's denn dem gehen? Keinen Kreuzer hat uns der Alte unterlassen, als das einschichtige Haus. Wenn er nur wo was zu leihen kriegte; aber nicht einmal einen Satz übers Haus kann er machen, es ist ja ganz verrufen. Wer wird denn ein Haus kaufen, wo die Hexen wie die Schwalben aus und ein geflogen sind? Ich wei? nicht, was er anfangen wird; um mich ist mir nicht bang', ich werd' mich schon wo anlehnen lassen an eine Planken. Wenn ich nur ihn unterzubringen wü?t', auf einem Kontor bei einem Sauerkr?utler oder wo.--Er ist in der gr??ten Verzweiflung! Gestern hat er geweint, hat mir das letzte Dreiguldenzettel gegeben, und hat g'sagt, ich m?cht' davon vier Gulden unter die Armen austeilen, und mit dem, was übrig bleibt, soll ich hingehen, wohin ich will. Ich kann ihn aber nicht verlassen, es ist unm?glich! Ich hab' erst unl?ngst eine Sch?ne G'schicht' gelesen von einem r?mischen L?wen, der sein' Herrn, dem Anton Trokles, so anh?nglich war;--und wenn ein solches Tier so handeln kann, so werd' ich's doch auch noch zuwege bringen. Ich hab' schon angefangen, ich hab' alle meine Kleider zusammengepackt, hab' auch der Mariandel, unserer K?chin, ihren ganzen Kasten ausger?umt, hab' von dem Milchweib da diese Butten zu leihen genommen, damit nichts ausplanscht wird, hab' die Kleider recht hineing'stampft; und weil in das Kabinett, was unserm alten Herrn sein Zauberlaboratorium war, selten wer kommt, so habe ich den Juden herbestellt, dem verkauf' ich's, und das Geld steck' ich heimlich in mein' Herrn sein Brieftaschel. (Sieht auf den kleinen Zauberer.) Jetzt hat der Spitzbub' alles g'h?rt. Wirst du denn wem was sagen davon? (Der kleine Zauberer deutet nein mit dem Kopfe.) Der sagt einem alles. Wird meinem Herrn ein Unglück zusto?en? (Zauberer deutet nein.) Etwann mir? (Zauberer deutet ja, Florian drohend.) Du! Sag' du mir, bin ich ein g'scheiter Kerl? (Zauberer deutet nein.) Ist schon richtig;--bin ich etwa dumm? (Zauberer deutet ja.) Alles wei? er. Wie viel dumme Streiche werd' ich denn noch machen? (Der Zauberer schl?gt auf die Glocke: eins, zwei, drei, dann recht schnell und oft hintereinander.) H?rst auf, du verdammter Kerl! (H?lt ihm die Hand.) Solang leb' ich gar nicht.

Siebzehnte Szene. Mariandel (von innen). Voriger. (Mariandel klopft von au?en.)
Florian. Aha, das ist der Jud'! (?ffnet, Mariandel tritt ein.) Nein, schaut's, ist a Jüdin.
Mariandel. Ach, ich unglückliche Person, was fang' ich an? Da steht er herin, statt da? er im Haus acht gibt. Ach, warum hat mich der Himmel gestraft, da? ich einen solchen Einfaltspinsel zum Liebhaber hab'.
Florian. Das wird doch eine sch?ne Stichelei sein!
Mariandel. Was stehst denn da?--Was stehst denn da, du miserabler Mensch; und mir r?umen s' derweil den ganzen Kasten aus. Ich bin bestohlen!
Florian. H?r' auf! Haben s' dir etwann deinen üblen Humor g'stohlen?
Mariandel. Nein, meine Kleider, meine W?sch', meine reiche Haube!-- Ich bitt' dich, den Diebstahl,--die sch?ne W?sch'!
Florian. Nein, mein Schatz, das ist eine wilde W?sch'!
Mariandel. Und meine guten Perl'.
Florian (für sich). So? Die hab' ich auch erwischt? Das hab' ich nicht einmal gewu?t.
Mariandel. Ich glaub' gar, du lachst noch? Jetzt geh' ich gleich zum gn?digen Herrn und erz?hl' ihm alles. Dem Dieb mu? nachgesetzt werden (will ab).
Florian. Halt, sag' ich. Du bleibst da! Ich kenn' den Dieb.
Mariandel. Was?
Florian. Er ist ein sehr guter Freund von mir.
Mariandel. So? Du schlechter Mensch! Auf die Letzt bist du ein R?uberhauptmann! Ich geb' dich an, auf der Stell' (will fort).
Florian. Da bleibst, sag' ich, oder--
Mariandel. Das nutzt nichts--ich will meine Sachen haben.
Florian. Das Sachen ist da.
Mariandel. Wo?
Florian. In der Butten.
Mariandel. Ah, Spektakel! Heraus gibst mir's!
Florian. Nur Geduld!
Mariandel. Da? mir nichts zermudelt wird.
Florian. Ist alles in der sch?nsten Ordnung! (Er leert die Butten aus, seine und ihre Kleider fallen in der gr??ten Unordnung heraus; ganz kalt.) Such' dir deine Sachen heraus.
Mariandel. Aber Florian, was hast denn gemacht? Bist du besessen?
Florian. Still, Marianne! Du wirst wissen, da? unsere Herzen verbunden sind?
Mariandel. Ja, leider bin ich so unglücklich, deine Geliebte zu sein! Was war ich für ein Dalk! Was hab' ich für Partien ausgeschlagen! Ich h?tte vor kurzem noch k?nnen so einen reichen Ochsenh?ndler heiraten, w?r' eine reiche Frau worden, die so viele Ochsen g'habt h?tt', und an dir hab' ich nur
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