Der Barometermacher auf der Zauberinsel | Page 8

Ferdinand Raimund
Hassar deutend) setzt man mit seiner Sch?nheit oben hinauf. Nun entfernt euch! (Alles ab, bis auf die Garde.) Und ihr führt mir Tutu herauf. (Die vier Knaben eilen ab.) Zuerst werd’ ich dem Alten den Text lesen, hernach ihr, dieser undankbaren Person.

2. szene
(tutu wird von den vier Zwergen gebracht. voriger.)
erster zwerg. Halt! Stehengeblieben, sag ich!
tutu (sieht auf ihn herab). Was ist denn das für ein L?rm da herunten? Jetzt hab’ ich’s schon genug!
erster zwerg. Still, nicht mucksen, oder ich lasse dir fünfundzwanzig herabmessen.
tutu. Was ist denn das, Herr Schwiegersohn?
quecksilber. Ich kann es nicht hindern. Diese tapferen M?nner haben dich besiegt. Du bist in den H?nden meiner Armee.
tutu (zu den Zwergen). Meine beste Armee, es freut mich, Sie kennenzulernen!--Wenn ich’s nur g’wu?t h?tt’, ich h?tt’ sie alle g’fangt. Nur einige Mausfallen aufrichten, so g’h?ren sie mein.
erster zwerg. Schweig, oder es kostet dich deinen Kopf.
(Zieht den S?bel.)
tutu. Schreit schon wieder herauf auf mich in vierten Stock.
quecksilber (zu den Zwergen). La?t uns allein.
erster zwerg. Ganz wohl. (Tritt zornig vor Tutu hin.) Teremtete! (St??t den S?bel in die Scheide und geht mit den anderen trotzig ab.)
tutu (sieht ihm nach). Ha! Fisolen von einem Menschen.

3. szene
(tutu. quecksilber.)
quecksilber. Jetzt wollen wir ein bissel eine Abrechnung halten.--Wo haben denn Sie und Ihre Mamsell Tochter die Lebensart gelernt, ehrlichen Leuten ihre Kostbarkeiten zu stehlen? Bin ich deswegen in Ihr Land gekommen?
tutu. Wer hat Ihnen’s g’schafft, da? Sie kommen sollen? W?ren Sie weggeblieben.
quecksilber. Ist das der Dank, da? ich Ihnen alle Vogelh?useln, alle Hühnersteigen vergolden hab’ wollen, alle Seekarpfen in Goldfisch’ verwandeln, damit Sie s’ h?tten versetzen k?nnen, wann Ihnen ’s Geld ausgegangen w?r?
tutu. Warum machen Sie denn mich aus? Was geht denn mich Ihr Staberl an? Geben Sie besser acht auf Ihre Sachen; warum haben Sie so herumgeschlagen damit, da? man seines Lebens nicht sicher war, wenn man neben Ihnen gestanden ist.
quecksilber. Warum haben Sie ihr’s nicht weggenommen?-- H?tten Sie s’ besser erzogen!
tutu. Was kann ich mehr tun? Sie hat drei Gouvernanten g’habt, die ich verschrieben hab’, eine von Paris, die andere von Lyon und eine vom Breitenfeld. Sie ist sehr gut erzogen, darum darf ich ihr auch nichts sagen, sonst macht sie mich aus.
quecksilber. Kurzum, Sie sind ein undankbarer Mensch, und ich nehme Ihre Tochter nicht mehr.
tutu. So sind Sie ein schmutziger Mann!
quecksilber. Oh, Sie touchieren mich nicht. Ich kann gar nicht schmutzig sein, denn ich bin ein reicher Mensch und folglich ein Kerl, der sich gewaschen hat. Wo soll da ein Schmutz herkommen?
tutu. Sie sind auf meine Insel gekommen, Sie haben nicht einmal ein’ Pa? gehabt.
quecksilber. Das macht alles nichts. Wenn ich auch keinen Ba? und keinen Tenor hab’, eine sch?nere Stimme habe ich doch als Sie.
tutu. Ja, da bilden Sie sich halt was darauf ein, wenn ein solcher Stutzer einen alten Mann, wie ich bin, ein Klampfel anh?ngen kann. Meine Tochter ist unschuldig an dem Betrug, Sie sein schuld, warum haben S’ just ein goldenes Staberl mitgebracht; h?tten S’ mit ein’ Haslinger so herumg’schlagen, kein Mensch h?tte ihn verlangt. Und müssen S’ denn just aufs Stubenm?del so hinüberblinzeln? Da mu? sie ja eifersüchtig werden. Das müssen Sie sich abgew?hnen, das ist nicht sch?n. Glauben Sie mir, ich hab’s auch so gemacht. Meine arme Zoraide ist vor Lieb’ zu Ihnen v?llig damisch. Ich wei? nicht, was sie an Ihnen sch?n find’t! Ich mu? Ihnen aufrichtig sagen, ich m?chte Ihnen nicht, es ist nichts G’schenkt’s an Ihnen.
quecksilber. Nun, Ihre Sch?nheit dürfen Sie auch schon unter der Hand verkaufen. Sonst bringen Sie s’ nicht mehr an.

4. szene
(zoraide. vorige.)
zoraide (ganz bla?, tritt langsam vor). Lassen Sie uns allein, Papa.
tutu. Da schauen Sie s’ an. Sie Tyrann! Vor Kummer hat sie sich nicht einmal geschminkt. Sehen Sie die blassen Wangen? Der Frühling ihres Lebens hat eine Gavotte darauf getanzt, und jetzt haben sie sich in einen alten Weibersommer verwandelt! Hab’ ich ihr deswegen so empfindsame Romane lesen lassen? Den indianischen Eulenspiegel--die sch?ne Melusine--damit Sie die zarten Gefühle wieder vernichten, die diese Meisterstücke in ihrer Seele zurücklassen haben? Hat sie deswegen die vier Spezies gelernt, damit sie kann in ihren glücklich durchlebten zweiunddrei?ig Jahren--
zoraide (schnell). Vierundzwanzig--
tutu. Will ich sagen vierundzwanzig.--Acht Jahr ist sie in die Schul’ gegangen, die gelten nichts.--Die unglücklichen Momente Ihrer Bekanntschaft dazu addieren, mit ihren Tr?nen multiplizieren und mit Ihrer Wortbrüchigkeit diese Summe dividieren, und das Fazit, das herauskommt: da? sie eine alte Mamsell bleiben mu?, weil sie niemand mehr nimmt, wenn sie mit Ihnen Bekanntschaft g’habt hat. Ich h?tte Ihnen noch verschiedene Vorwürfe zu machen, aber ich mu? mich jetzt ein wenig niederlegen, um auszuruhen; aber das sag’ ich Ihnen, wie Sie dastehen in Ihrem goldpapier’nen Frack--wir sind hier auf einer Zauberinsel. Ich werd’ jetzt gleich nachschauen, und wenn ich wo in einem bezauberten Winkel eine übertragene Fee find’, die sich meiner annimmt, so sollen Sie mich kennenlernen, Sie B?sewicht, Sie! (Geht ab.)

5. szene
(zoraide. quecksilber.)
quecksilber. Comment vous
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