Der Barometermacher auf der Zauberinsel | Page 3

Ferdinand Raimund
die drei Gaben von den Postamenten, welche verschwinden.)
lidi. Horch auf! Die Gaben, die du siehst, Von gro?em Zauberwert, Sind durch des Zufalls Macht Dir zum Gebrauch beschert.
quecksilber. Die spricht in Versen, da mu? ich auch ein paar Reim’ loslassen. Verzeihe mir den Schimpf, Hochwohlgebor’ne Nymph’! Da? ich auf deine Gab’ Vorher geschm?let hab’. Doch wie soll ich’s denn machen Mit diesen Zaubersachen, Da? sie mir nützlich sind, Ich bitte dich geschwind, Verehrungswürd’ge Fee, Oh, sag es mir! geh! geh!
die drei genien (lachen ihn aus). Ha, ha, ha.
quecksilber (sieht sich beleidigt um). Jetzt schaut’s die Kinder an aus dem verwunschenen Waisenhaus. Lachen die einen gebildeten Mann aus, der in Knittelversen spricht.
lidi. Wenn du den Stab hier schwingst, Ist dir der Zauber hold, Was du mit ihm berührst, Verwandelt sich in Gold. Du kannst durch deine Macht Die h?chste Kleiderpracht, Brillanten dir erwinken, L??t du den Stab nur sinken. Und dürstest du vielleicht Einmal nach Kriegestaten, So bringt ein Sto? ins Horn Dir tapfere Soldaten. Bedeckt die Binde dich, Und wünschest du dich fort, So findest du dich flugs An dem ersehnten Ort. Bewahr die Gaben wohl, Wenn sie dir einmal schwinden, Mu?t du s’ durch eig’ne Kraft Hiernieden wiederfinden.
(Sie geht zurück. Das Zelt verwandelt sich wieder in die Ruine.)
die drei knaben (geben ihm die Gaben und rufen ihm mit dem Finger drohend zu). Du! (Alle drei lachend ab.)
quecksilber (allein). Das ist eine unartige Brut! Nu ja, solche Feenkinder! Die Eltern schauen ja nicht darauf, lassen’s halt so blo?fü?ig herumlaufen.--Aber das Glück! Das Glück! Wer h?tte sich morgen das gedacht, da? ich heute so glücklich werden sollt’? Wenn nur jetzt geschwind jemand da w?re, den ich vor Freuden embrassieren oder massakrieren k?nnt’.

3. szene
(matrosen kommen auf einem Boote angefahren. voriger.)
chor. Freude! Freude! Freude! Freunde, hier ist Land! La?t die See nur brausen, Und die Winde sausen, Eilet an den Strand!
(Sie springen ans Land.)
erster matrose. Diesmal sind wir glücklich davongekommen. War das ein Sturm! Einen ganzen Tag haben wir vergebens herumgerudert, und doch hat uns der Zufall auf dieser verwünschten Feeninsel landen lassen. Einen Menschen hier zu treffen, ist, soviel ich sehe, gar keine Hoffnung!
quecksilber. Bedank’ mich; also mu? ich einem Vieh gleichsehen?
erster matrose (sieht das Barometer auf der Erde). Kameraden, seht, da liegt ein Barometer. (Hebt es auf.)
quecksilber. Lassen Sie anderer Leute Sachen stehen.
alle. Der Barometermacher!
erster matrose. Wie kommt denn der Schuft daher? Er ist ohnehin an unserem Malheur schuld, weil wir die Mi?geburt auf dem Schiff hatten.
quecksilber. Das wird der erste sein, an den ich bronzier’; der kriegt goldene Schl?ge!
erster matrose. Was? Du Seehund! Du Meerschwein!
quecksilber. Ich bitt’ Sie einzuhalten mit Ihren ?sthetischen Benennungen. Jetzt werden wir gleich aus einem andern Ton sprechen. Nieder mit euch; erkennt in mir euren Gebieter, wenn ihr nicht verhungern wollt! Eine m?chtige Fee hat mir diesen Zauberstab gegeben; alles, was ich damit berühre, kann ich in Gold verwandeln.
alle (lachen).
erster matrose. Der Bursche mu? Tollpflanzen gegessen haben, er ist n?rrisch geworden.
quecksilber. Was? (L?uft zu dem Boot, berührt es, dieses verwandelt sich schnell in ein segelfertiges Schiff von gediegenem Golde.) Nun?
alle matrosen (fallen auf die Knie). Herr, wir sehen deine Macht! Kannst du uns verzeihen?
quecksilber. Oui! Steht auf, ihr seid von nun an in meinen
Diensten. An Gold soll’s euch nicht fehlen, und wer sich besonders gut aufführt, den la? ich zum Lohn im Feuer vergolden.
alle. Hurra!
quecksilber. Und jetzt sagt mir, was ihr von dieser Insel wisset!
erster matrose. Sie stehet unter dem Schutz einer m?chtigen
Fee. Es gelingt nur selten einem Fremden zu landen, und Tausende haben schon in diesen Wellen ihr Grab gefunden. Unser Kapit?n nur war so kühn und so glücklich, auf der Ostseite an den Strand zu kommen, und erz?hlte, da? sich ein m?chtiges Reich dort befindet, dessen Fürst eine sehr sch?ne Prinzessin zur Tochter hat, welche die Natur mit au?erordentlichem Verstande beschenkt haben soll.
quecksilber. Da ist von dem meinigen auch eine Portion dabei; darum ist mir immer etwas abgegangen. Also bon! Dieses Wunder will ich kennenlernen, und weil auf dieser Insel kein Auskunftscomptoir ist, so fahren wir l?ngs der Küste so lang herum, bis wir Leute entdecken. Ich nenne mich dort Fürst Maik?fer aus dem Candaridengeschlecht und bin Beherrscher von verschiedenen Heuschreckeninseln. Und jetzt fort, zu Schiff, denn sonst verhungert der ganze Hofstaat.
alle. Hurra! (Kurzer Chor) Zu Schiffe! Es schwellen die Segel. Es weht schon ein günstiger Wind! Bald sehn wir belebte Gestade; Vertrauet dem Glück, es ist blind.
(Alle steigen ins Schiff und fahren ab.)

4. szene
(Ein analoges Gemach. Sklaven kommen und bereiten auf Polstern eine Art Ruhelager. Sklavinnen kommen, tanzen mit gro?en F?chern; endlich tutu, der sich auf die zubereiteten Polster niederl??t. Musik.)
tutu. Ich erliege unter der Last der Gesch?fte! Seid’s still, damit ich schlafend mich besch?ftigen kann.--Ich mag mich schon hinlegen, wo ich will, es tut mir alles vom Liegen weh. Den ganzen Tag mu? ich so in Gesch?ften hinbringen. (Man h?rt L?rm hinter der
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