Der Barometermacher auf der Zauberinsel | Page 2

Ferdinand Raimund
ihm den Gebrauch verkünden; Empfiehl ihm wohl, sie weise zu benützen, Will er sie lang und vorteilhaft besitzen.
(Die Fee, Lidi und die Nymphen entfernen sich.)

2. szene
(Verwandlung. Die vorige Gegend im gro?en. Seitw?rts eine Ruine. Im Hintergrund die See. Man h?rt das Ritornell von Quecksilbers Arie.)
quecksilber (tritt vor. Arie). Was braucht man Barometer Auf dieser Welt noch mehr? Ein jeder macht sich’s Wetter, So wie’s ihm g’f?llt, daher: Auf Sch?n zeigt’s bei den Reichen, Bei Stutzern zeigt’s auf Wind, Auf Regen steht das Zeichen, Wo arme Schlucker sind. Bei Sch?nen, in der Regel; Zeigt’s auf Ver?nderlich, Auf Stürme bei dem Flegel, Und Schnee bedeut’s für mich; Doch Schicksal, es ist schade, Da? d’ mich verfolgst mit G’walt! So lang der G?nner Gnade Nicht auf dem G’frierpunkt fallt. Das ist eine pr?chtige Profession, das Barometermachen, man kann verhungern alle Tag’. Hab’ ich unglückseliger Mensch aufs Meer müssen, um die wilden V?lker des Erdbodens durch meine Kunst in Erstaunen zu setzen, und jetzt wirft mich das Schicksal auf diese Zauberinsel, wo ich noch nichts gesehen hab’ als ein paar Kanarienv?gel, oder was sie waren, und einen Elefanten mit drei Fü?’. Na, die werden doch keine Barometer brauchen!--Weil ich nicht zugrund’ gegangen bin, so ist wenigstens das Schiff zugrund’ gegangen, blo?, weil ich Unglücksvogel darauf war. Die Matrosen haben schon von weitem diese Feeninsel verflucht, weil ein jedes Schiff scheitert, das in ihre N?he kommt. Richtig war’s so--sie haben sich in einem Schinakl gerettet, und ich hab’ mich an mein Barometer ang’halten und bin daherg’schwommen. Das war noch mein gr??tes Glück, da? ich den vorigen Sommer zweimal im Prater in der Schwimmschul’ war und zugeschaut hab’; da hab ich’s abgespickt, sonst w?r’s nicht m?glich gewesen. Und just ich bin so unglücklich! Da hab’ ich ein’ Busenfreund gehabt; das war ein Rauchfangkehrer; das war so ein schmutziger Mensch, im ganzen G’sicht voller Ru?, und weil er Glück hat g’habt, ist er gn?diger Herr geworden, der sich gewaschen hat. Aber mir g’schieht recht! Oh, mir g’schieht recht! Meine letzte Amour, die ich verlassen hab’ oder, wie man in der hohen Dichtersprache sagt, der ich den Stecken gegeben hab’, hat noch beim Abschied prophezeit: Oh, sagt sie, Bartel! sagt sie, dir wird’s nach Haus kommen, sagt sie, Bartel!--Mein erstes Unglück war mein neuer Buchdrucker, der la?t mir unglücklicherweise auf meinen Zetteln auf die Barometer überall den ersten Buchstaben aus. Zum Beispiel, statt kaltes Wetter, la?t er das k aus, steht droben: altes Wetter;--so bei warmer Wind--armer Wind. Ich sieh’s nicht, verkauf’s, die Leute glauben, ich bin ein Narr, lassen nichts mehr bei mir machen. Kein Verdienst! Wie ich eine Weile im Wirtshaus nicht gezahlt hab’ und hab’ vom Kellner was begehrt, so ist der Barometer seiner Dienstfertigkeit aufs Hinauswerfen g’stiegen, und wann ich mich nicht g’schwind aus dem Staub g’macht h?tt’, so w?r’ er auf Schl?g’ g’fallen.--Was war also zu tun, als mein letztes Bissel zu verkaufen und in die weite Welt zu gehen.--Da steh’ ich nun allein und verlassen, ein Fruchtbaum in der Wüste. (Weint.) Doch von all dem rauschenden Geleite, wer harret noch liebend bei mir aus? Dieser edle Magen! Der einzige Schmarotzer, der mir die Ungelegenheit macht, treu zu bleiben. Just gibt er wieder eine Bittschrift ein, um was zu essen.--Schicksal, wenn du eine Ehr’ im Leib hast, so la? mich nicht verhungern. (Unterirdische Musik, leise.) Was ist das? Eine musikalische Akademie unter der Erde?
stimme des hornes. Wer will auf mir blasen? quecksilber. Eine kuriose Frage!
stimme der sch?rpe. Wer will mich tragen? quecksilber. Den soll man tragen, der kann vielleicht siebzig Zenten schwer sein.
stimme des stabes. Wer will mich schwingen? quecksilber. Jetzt will der wieder geschwinget sein! Was hei?t denn das?
stimme des hornes. Geh, blas mich!
stimme der sch?rpe. Geh, trag mich!
stimme des stabes. Geh, schwing mich!
alle drei zusammen. Dein Glück wird es sein.
quecksilber. ich wei? nicht, was ich denken soll! Blasen, tragen und schwingen? Man kann sich dabei denken, was man will. Aber es soll mein Glück sein, also frisch! Ich blas’ dich! Ich trag’ dich! Ich schwing’ dich! Herauf! Herauf!
(Donnerschlag. Es steigen drei Postamente aus der Erde, auf denen ein silbernes Waldhorn, eine Sch?rpe und ein goldenes St?bchen liegen. Kurzer unterirdischer Chor.)
quecksilber. ein Waldh?rndel? Nu, Stadth?rndel hab’ ich schon genug getragen. Eine Binden, mit Ochsenaugen garniert?
(Eine schwarze Sch?rpe mit runden Zauberzeichen.)--
Und ein goldenes Ausklopfstaberl?--Was sind denn das für Kindereien? Einen Menschen so für ein’ Narren halten! Was ist denn das für ein unterirdischer Sozius? Wann er nur heraufk?m’, ich nehmet mir die Freiheit und schlaget ihm mein Barometer an Kopf, da? die Scherben davonfliegen.
(Donnerschlag. Die Ruinen verwandeln sich in ein hellrotes Wolkenzelt, mit wei?en Rosen garniert. Kurze Musik.)
lidi (in Begleitung von drei Genien tritt heraus). Undankbarer, frevle nicht.
quecksilber. Himmel was ist das! Welch eine krudelsch?ne Person! Nymphe des Waldes oder Donna del Lago! Nimm die Huldigung des miserabelsten aller Barometermacher.
(Die drei Genien nehmen
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