sieht’s denn mit den Beweisen des Reichtums aus?
Denn die Dukaten, die Sie ausgeworfen haben, können vielleicht Ihre
letzten sein. Es sind schon allerhand Streichmacher bei uns g’wesen.
quecksilber. Soll ich Ihren Palast in Gold verwandeln?
tutu. Nein, sie tragen mir ihn sonst bei der Nacht davon.
quecksilber. Wenigstens die Torflügel sollen Gold sein.
(Er berührt sie, sie werden Gold. Alles verwundert sich.)
tutu. Mir bleibt der Verstand aus!
quecksilber. Die hölzernen Säulen können wir auch renovieren, die
sollen sich in Silber verwandeln.
(Er berührt sie, sie werden Silber.)
zoraide (für sich). Das ist ein Talisman, den muß ich besitzen.
hassar. Der muß auf unserer indianischen G’stätten
quecksilber (zu Hassar). Sagen Sie, brauchen Sie Ihren Kopf
hassar. Ja, ich hab’ halt unterdessen nur den, und man weiß
quecksilber. Zum Vergolden wär’ das ein prächtiger Hozversilberer
werden. notwendig? halt doch nicht, ob nicht was auskommt.
Schafskopf! Finden Sie das nicht auch, Herr Schwiegerpapa?
tutu. Warum denn? Er braucht nichts Extras, ist ja der Ihrige auch nicht
vergold’t. Lassen Sie ihn nur gehen, man muß nicht jeden vergolden.
Zoraidel, wie ist dir?
zoraide. Fremdling, du hast mein Herz gewonnen. Eine
unwiderstehliche Macht zieht mich zu dir hin. Ich könnte goldene
Tränen weinen.
quecksilber. Also, voulez-vous mein sein?
zoraide. Wenn du mir die Beweise deiner Liebe gibst, die ich von dir
fordere.
tutu. Mit Erlaubnis! (Er tritt in die Mitte.) Der Diskurs dauert mir ein
wenig zu lang. Also, mein charmanter Herr Schwiegersohn, vulgo
Goldarbeiter, au revoir! Ich werde Befehle erteilen, daß man in dem
Palast Ihre Zimmer ausreibt, austapezieren können Sie sich s’ selbst,
dann muß ich mich niederlegen und ausruhen. Der gefühlvolle Auftritt
hat mich zu sehr angegriffen. Leben Sie wohl. Vergolden Sie mein
ganzes Reich, und wenn ich vielleicht heute noch munter werden sollte,
so habe ich das Vergnügen, Sie zu sehen! Also: au revoir! Und weil mir
in der Geschwindigkeit nichts Französisches mehr einfällt, noch einmal:
au revoir!
(Geht ab, alles mit ihm.)
12. szene
(zoraide. quecksilber.)
zoraide. Du bist also wirklich entschlossen, Jüngling, an meiner Hand
auf der holperichten Landstraße dieses Lebens einherzuwandeln, ohne
zu ermüden?
quecksilber. Wir halten uns halt einen Einspänner.
zoraide. Wie nennst du dich?
quecksilber. Bartholomäus!
zoraide. Bartholomäus und Zoraide, das gibt einen herrlichen Roman.
quecksilber. Ich glaub’s.
zoraide. Auf dem Titelkupfer eine indianische Schweizer Gegend, vom
Mond beleuchtet. Zu meinen Füßen liegt ein jugendlicher Schäfer und
im Hintergrunde erscheinest du--
quecksilber. Mit einem Ochsenzahn in der Hand. Das wird eine schöne
Vignette sein.
zoraide. Nein, Spaß apart, ich bin Dichterin. Sie müssen mir Ihre
Geschichten erzählen, ich werde sie in vierfüßigen Jamben bearbeiten
und dann dem Druck übergeben. Pränumeranten werden sich schon
finden.
quecksilber. Sind S’ so gut! Wenn die Leut’ alle die Dummheiten lesen
müßten, die ich in meinem Leben ang’stellt hab’, ich dürft’ mich gar
nicht mehr auf der Gassen sehen lassen.
zoraide. Wie? Können Sie sich eine größere Ehre wünschen, als im
Druck zu erscheinen?
quecksilber. Ah was, Druck. Wenn ich mich will drucken lassen, geh’
ich in ein Freitheater.
zoraide. Nein, verzeihen Sie, mit Ihnen zu parlieren gehört eine kuriose
Geduld dazu, Sie haben ja nicht um sechs Pfennige Galanterie im Leib.
Ich möchte einen galanten Mann.
quecksilber. Da hätten Sie sich sollen einen Galanteriehändler
verschreiben, auf dem Kohlmarkt gibt’s prächtige, ob sie Ihnen aber
mögen, das weiß ich nicht.
zoraide. Gehen Sie, Sie haben nicht im geringsten einen, wie sagt man
denn, phantasierenden Sinn.
quecksilber. So? Ich habe einmal das hitzige Fieber g’habt, da hätten
Sie mich hören sollen, da habe ich fünf Tag und Nacht phantasiert.
zoraide (für sich). Wenn ich nur das Staberl erwischen könnte! (Sehr
freundlich.) Lassen Sie uns Frieden schließen, trauter Bartholomäus!
Liebst du deine Zoraide? Hinweg mit allen den kleinen Zänkereien, den
Töchtern der liebenden Koketterie, welche den Reiz der Liebe erhöhen
sollen. Ich will dein Herz umranken, wie die Rebe den Kastanienbaum.
(Umarmt ihn.) O ihr Götter, die ihr da unten wohnt, sehet auf uns
herab!--Nicht wahr, du wirst deine Zoraide nie verlassen. Dein Herz
wird kein Retourbillett verlangen oder sich gar das Entrée seiner Treue
bei Amors Kasse zurückzahlen lassen?
quecksilber. Sie ist doch eine gute Seel’.
zoraide (für sich). Nur das Staberl möcht’ ich haben. quecksilber. Nu
schlagen Sie ein, aber nicht ins G’sicht. Geben Sie mir zum D’rangeld
ein einschichtiges Busserl, und wir sind d’accord!
zoraide. Jetzt nicht. Das bekommen Sie nach der Tafel zum Konfekt.
quecksilber. Gut, ist auch recht. Was essen denn Sie zum Konfekt?
zoraide. Die edelsten indianischen Früchte.
quecksilber. Da freu’ ich mich! Für mich sind die edelsten Früchte die
Pfludern, die iß ich sehr gern. Dirndeln sind auch schön, besonders die
Bauerndirndeln. Mein liebstes Essen sind die Birn’, wissen Sie, die
kleinen, die Muskatellerbirnderln, die sind gut.
zoraide. Wer wird denn so einen gemeinen Gusto haben! (Sehr
hochdeutsch.) Wie können Sie denn Bern essen?
quecksilber. Keine

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