Der Barometermacher auf der Zauberinsel | Page 5

Ferdinand Raimund
Er sein Maul. Man erhebe eine Art von Freudengeschrei.
volk. Es lebe Fürst Tutu!
quecksilbers leute. Hurra!
zoraide. Stimmen haben s’ wie die Bären. Was ist denn das für eine
Sprach’: Hurra?
tutu. Hurra?--Das ist Französisch und heißt auf Italienisch’ G’wehraus!
Still, er kommt.

11. szene
(quecksilber. vorige.)
quecksilber (als Stutzer. Er trägt einen modernen Frack von Goldlock,
eine silberne Weste mit blaugestickten Borten und ebensolche
Pantalons, einen dreieckigen Hut, mit Diamanten garniert. Zum
Eingang spielt die Musik das Ritornell aus der ersten Arie des Figaro
im Barbier von Sevilla, dann Rezitativ). Prinzessin! Wie soll ich dich
nennen? Für die Kalmucken selbst entbrennen! Euphemia, Amarantia
oder Rosel? Wie du auch heißest, gilt mir gleich; Mich trug der Rhein
und auch die Mosel Auf einem Dampfschiff in dein Reich.
(Arie. Melodie: Ich bin etwas verliebter Laune usw.)
Ich besitze viel tausend Millionen, Und reise durch die halbe Welt, In

den kält’sten und heißesten Zonen, Hab’ überall ich Schätze gestellt.
Um in Engelland recht zu verschwenden, Verschenk’ ich die Sterling
zu Zenten, Denn vom Auszahlen an mich wird die Bank Auf die Letzt
vor Strapaze noch krank! In Italien recht mächtig zu werden, Erkauft’
ich die herrlichsten Gärten, Pomeranzen von Gold, das ist wahr, Ein
Wald von Salami sogar. In Tirol auf der Alma, Wennst z’frieden willst
sein, Da hab’ ich drei Hütten, Die sind zwar nur klein: Dort nutzen ein’
die Schätz’ nix, Da bringt man’s nicht an, Da macht ein treu’s Herz nur
Zum glücklichsten Mann. Doch im schönen Ungarland Bin als Krösus
ich bekannt, Auf meiner Pußta zähle ich Zehntausend Büffel ohne mich.
Im Öst’reicher-Landel Da bin ich zu Haus, Da geht mir das Glück Und
die Freude nie aus! Ich besitz’ dort Auen und Wälder, Auf der Schmelz
drauß’ die herrlichsten Felder, Und die Brühl, die so schön wie die
Schweiz, Die g’hört mein bis nach Heiligenkreuz. Und in Wien hab’
ich Häuser sehr viele, Das ist halt schon so meine Grille, Daß ich
immer in einem fort bau’, Doch die meisten sind in der Roßau. Auf
dem Thuri hab’ ich ganze Straßen, Von der Wieden kann ich d’Hälfte
verlassen, Und um ein spottwohlfeiles Geld Hab’ ich zwanzig kauft im
Lerchenfeld. Die Jägerzeil’ lieb’ ich vor allen, Dort wünsch’ ich den
Leuten zu g’fallen, Dort hab’ ich ein einziges Haus, Da wirft man mich
sicher nicht ’raus.
zoraide. Also, das ist der unmenschlich reiche Mensch? Der sieht aus
wie ein ang’legter Aff’!
tutu. Man hat mir deine Ankunft auf unserer Insel gemeldet. Was
suchst du hier? Es ist nicht viel zu finden.
quecksilber. Per du red’t er mit mir?--Der Ruf von der entsetzlichen
Schönheit von Dero Mademoiselle Tochter hat mich hierher gelockt.
tutu. Da kann man sehen, wie die Lugen herumkommen! Das
Anschauen kostet nichts. Schau sie an, hier steht sie.
zoraide. Ich hoffe, du wirst mich für schön finden.
quecksilber. Jetzt sagt die auch wieder du! Das müssen emigrierte
Tiroler sein, weil s’ zu allen Leuten du sagen.-- Prinzessin, Sie sind

eine magnifique Personage, wie auch Ihr Herr Vater; es tut einem
zwischen ihm und dem Spadi-Do die Wahl weh’. Aber wenn Sie nur
die Güte haben wollten und wollten nicht immer du zu mir sagen.
Wenn Sie nicht Herr von sagen mögen, so heißen Sie mich wenigstens:
Sie.
zoraide. Das ist ein impertinenter Patron.
tutu. Sei still! So lang, bis wir sehen, ob er Geld hat, sagen wir Sie;
wann er kein’s hat, so kann man ihm hernach noch immer alle
Grobheiten antun.
zoraide. Nun also! Sagen mir halt Sie, mein Sie--Sie--weil man Ihnen
nicht duzen darf: was wünschen Sie denn eigentlich von mir?
quecksilber. Ich bin hier, um Ihre schöne Hand anzuhalten.
zoraide. Dazu gehören drei Eigenschaften: geistig wie Jamaika- Rum;
reich wie ein Inka von Peru, und schön wie der deutsche Alcibiades.
quecksilber. Nu, was den Verstand und Reichtum betrifft, hat’s keinen
Anstand, aber mit dem deutschen Alcibiades wird’s schlecht
ausschauen, da wird höchstens ein wallachischer herauskommen.
zoraide. Was sind Sie eigentlich?
quecksilber. Ich bin ein Millionär!
tutu. Ist keine schlechte Profession.
zoraide. Haben S’ studiert?
quecksilber. Zweihundert Schulen.
tutu. Das ist viel. Wir haben eine einzige, und ich hab’ in der nichts
gelernt.
quecksilber. Und in sehr kurzer Zeit. Warum? Aus zu großen
Fortschritten hat man mich in der Parva früher ausgestoßen, dadurch

bin ich an den anderen Schulen vorbei, und gleich in die Poesie
hineing’flogen, dort haben sie mir wieder einen neuen Wurf gegeben,
der mich der Philosophie in die Arme geworfen hat. Weil ich aber dort
mit meinen Professoren etwas unartig war, so hat man mich eingesperrt,
da hab’ ich das Jus absolviert, dann hab’ ich die Gymnasien am
Alsterbach frequentiert, vor der Sankt-Marxer Linie hab’ ich mich
examinieren lassen und meine Prämien habe ich dann erhalten bei’n
Schotten auf dem Stein.
tutu. Da haben Sie eine schöne Karriere gemacht.
zoraide. Aber, wie
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