schwellen die Segel. Es weht
schon ein günstiger Wind! Bald sehn wir belebte Gestade; Vertrauet
dem Glück, es ist blind.
(Alle steigen ins Schiff und fahren ab.)
4. szene
(Ein analoges Gemach. Sklaven kommen und bereiten auf Polstern eine
Art Ruhelager. Sklavinnen kommen, tanzen mit großen Fächern;
endlich tutu, der sich auf die zubereiteten Polster niederläßt. Musik.)
tutu. Ich erliege unter der Last der Geschäfte! Seid’s still, damit ich
schlafend mich beschäftigen kann.--Ich mag mich schon hinlegen, wo
ich will, es tut mir alles vom Liegen weh. Den ganzen Tag muß ich so
in Geschäften hinbringen. (Man hört Lärm hinter der Szene.) Was ist
denn das? Wer stört mich in meiner Weisheit? Da hat gewiß wieder
eine Prinzessin Tochter etwas angestellt.
5. szene
(linda. tutu.)
linda (stürzt herein und wirft sich ihm zu Füßen). Ach, schützen Sie
mich doch, gnädiger Herr!
tutu. Wenn’s nicht viel Arbeit macht, so schütze ich dich.
linda. Mit Ihrer Prinzessin Tochter ist’s nimmermehr zum Aushalten;
es muß doch noch alles davonlaufen.
6. szene
(zoraide. vorige.)
zoraide. Was seh’ ich? Sie selbst nehmen die Frevlerin in Schutz, die
meine Freier abredet? Aber freue dich, wie ich mit deinen Reizen
umgehen will. Von morgen an darf kein schönes Gesicht im ganzen
Lande mehr existieren.
tutu. Du, das wird ohne Spektakel nicht angehen. Wenn du den
Weibern ihre Schönheit attaquierst, so wehren sie sich bis auf den
letzten Mann.
zoraide. Aber ich will’s! Ich will’s! Ich will’s! Alle, alle werd’ ich noch
zu meinen Füßen sehen. Mich allein müssen alle lieben, und vor Liebe
vergehen.
7. szene
(hassar. vorige.)
hassar. Mächtiger Tutu! Vergib, daß sich meine Schönheit dir zu Füßen
wirft. Es ist ein Fremder angekommen, der ein entsetzliches Aufsehen
macht.
zoraide. Also schon wieder einer? Oh, die verliebten Mannsbilder
gehen nicht aus.
tutu. Nur weiter! Was macht er für Aufsehen? Man kann auch ein
Aufsehen machen, wenn man auf dem Kopf geht oder Purzelbäum’
macht.
hassar. Seine Schiffe sind gediegenes Gold, das Vorderteil ist mit lauter
Solitärs besetzt. Auf dem Weg zum Ufer bis zum Palast hat er und sein
Gefolge lauter Dukaten gestreut.
zoraide. Das muß ein schöner Mann sein.
hassar. Vergeben Sie, Zoraide, in der Schönheit kann er mit mir keine
Vergleichung aushalten; aber sehr lustig muß er sein; er will Sie sehen
und will Sie heiraten.
zoraide. Schau, das ist alles zuviel Gnade.
tutu. So müssen wir uns also wieder strapezieren. Wir wollen ihn
ansehen. Zoraide, geh, mach der G’schicht’ ein End’ und nimm ihn,
denn sonst bleibst am End’ doch sitzen. Es ist noch allen so gegangen,
die gar herumg’sucht haben.
HASSAR (wirft im Abgehen Linda Küsse zu).
8. szene
(zoraide. linda.)
zoraide. Besitzt er solche Reichtümer? Sie müssen mein sein, dann mag
er hingehen, wo er hergekommen ist. (Geht ab.)
linda (allein). Wart, du Schlange! Den will ich warnen, den sollst du
nicht foppen.--Ich weiß überhaupt nicht, was sie davon hat, daß sie die
Männer so papierlt. Wär’ ich Prinzessin, ich wüßt’ schon was Besser’s
zu tun.
(Lied.)
Oh, wär ich Prinzessin heut an deiner Stell’; Ich wüßt’ mich vor
Freuden nicht aus, meiner Seel’! Ich hänget mir Spitzen und Perlen
hinauf, Als käm’ ich lebendig zu Markt auf ein’ Kauf. Das wär’ ein
Leben, juchhe! usw. Mit Sechsen, da fahret ich täglich spazier’n,
Heiducken, die müßten am Schlag paradiern’n, Vier Laufer voraus, ja
die renneten her, Grad als wenn im Prater der erste Mai wär’. Das wär’
ein Leben, juchhe! usw. Ich wollt’ mir die Insel ganz richten nach Wien,
Ein Graben, an Kohlmarkt, den machet ich hin. Theater, Redouten, das
kostet’ kein Müh, Ein Volksgarten, Prater, a, Wasserglacis. Das wär’
ein Leben, juchhe! usw. Weil einmal im Jahr sich gern jedes erholt,
Wenn man zu elf Monat zu Haus brummt und grollt, So baut’ ich ein
Baden mir auch ohne Gnad, Da schicket der Bassa sein’ Frau halt ins
Bad. Das wär’ ein Leben, juchhe! usw.
9. szene
(Platz vor dem Palaste. Eine Menge Leute raufen um das ausgeworfene
Geld. Quecksilbers Gefolge wirft Geld aus; sie sind ganz in
Goldlivreen gekleidet, sehr elegant.)
(Chor.) bediente. Sie fallen darüber--sie stürzen sich drein, Schlagt man
ihnen d’ Augen mit Münzen auch ein.
volk. Und blieb’ ich gleich liegen--und bräch’ ich ein Bein, Es müssen
Dukaten in Menge mein sein.
10. szene
(tutu. zoraide. hassar. vorige.)
tutu. Na, da geht’s ja schrecklich zu! Hat er wirklich Dukaten
ausgeworfen oder sind’s nur Dantes vielleicht?
hassar. Herr, von dem feinsten Gold.
tutu. Also von Numero drei? Nu, da muß ich mich schon auch ein
wenig sehen lassen. Man kann ihnen dann später aus meinem Schatz
einige goldene Geschirre an den Kopf werfen.
zoraide. Nu, die Dienerschaft passiert. Aber wo bleibt denn der
ausländische Stutzer? Muß er sich vielleicht erst eine Rede
einstudieren?
hassar. Er naht sich. Ha! Welch ein Glanz!
tutu. Halt

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