Der Alpenkonig und der Menschenfeind | Page 5

Ferdinand Raimund
Seid nur ruhig, liebe Leute, verseht euren Dienst, nur kurze Zeit noch, es wird sich vielleicht bald alles ?ndern. Geht an eure Pflicht! Wenn mein Mann her��berk?me, ich bin in Todesangst.
Kutscher. Ei, was nutzt denn das, Euer Gnaden, er solls wissen, wir k?nnens nicht mehr l?nger aushalten mit ihm, wir tun unser Schuldigkeit, und er kann uns nicht leiden.
Sopie. Es wird sich alles ?ndern, ich habe an meinen Bruder nach Venedig geschrieben, ihm meines Mannes Seelenkrankheit und ihre ��blen Folgen vorgestellt, er wird vielleicht noch heute ankommen, um alles zu versuchen, seinen Menschenha? zu heilen--oder mich von meinem armen Mann zu trennen.
Kutscher. Na, das ist die h?chste Zeit, Euer Gnaden schauen sich ja gar nimmer gleich. Drei Weiber hat er schon umbrachte er ist ja ein v?lliger blauer Bart.

Achter Auftritt
Vorige. Habakuk.
Sopie. Diese gemeinen ?u?erungen h?ren zu m��ssen! Habakuk, ist mein Mann auf seinem Zimmer? Ist Malchen schon zu Hause?
Habakuk. Der gn?dige Herr ist schon wieder im Gartenzimmer, er hat sich selbst seinen Schreibtisch und seinen Stuhl hin��bergetragen und geht mit sieben Ellen langen Schritten auf und ab. Ich versichere Euer Gnaden, ich war zwei Jahr in Paris, aber ein solcher Herr ist mir nicht vorgekommen.
Sabine (im schw?bischen Dialekt). Nu da habe wirs, jetzt trau ich mich nicht in den Garte hinaus, er hat den Schl��ssel von der Hofgartet��r abgezogen.--Ich kann nicht koche--
Sopie. Nun so geh Sie durch das Gartenzimmer.
Sabine. Ja wer traut sich denn hinein? Wenn der Herr drinne ist? Da geh ich ja eher zu einem Leopard in die Falle. Er jagt ja alles hinaus. Wenn er in die Kuchel kommt, so w?rs notwendig, ich schliefet unter den Herd.
Habakuk. Nun ja, und da sind so schon so viel Schwaben unten.
Kutscher. Mich kann er gar nicht leiden, ich mu? mich immer unters Heu verstecken.
Habakuk. Mich ha?t er doch nur bis daher (zeigt den halben Leib). Er sagt, ich w?r nur ein halbeter Mensch.
Sopie. Aber er beschenkt euch ja so oft.
Sabine. Ja aber wie? Er tut einem dabei alle Grobheiten an und wirft einem das Geld vor die F��?.
Habakuk. Oh, da ist er noch in seinem besten Humor, aber neulich nimmt er sein goldene Uhr, ich glaub, er macht mir ein Pr?sent, derweil wirft er mir s' an den Kopf. (Hochdeutsch.) Ja, das sind halt Ber��hrungen, in die man nicht gern mit seiner Herrschaft kommt, ich war zwei Jahr in Paris, aber das hab ich nicht erlebt. Zu was brauch ich zwei Uhren, ich hab meine Uhr im Kopf, aber am Kopf brauch ich keine.
Sabine. Kurz, in dem Haus ist nichts zu mache, wenn man nicht einmal in den Garten kann--
Habakuk. Wie soll man denn da auf ein gr��nes Zweig kommen!
Alle. Kurzum, wir wollen alle fort.
Sopie. Also wollt ihr eure Frau, die euch immer so menschenfreundlich gewogen war, so pl?tzlich verlassen, da ihr doch seht, da? sowohl ich als meine Tochter eine gleiche Behandlung zu erdulden haben? Ich kann euch nicht fortlassen, weil zwischen heut und morgen mein Bruder ank?mmt, der vieles ��ber meinen Mann vermag. So lange m��?t ihr die Launen eures Herrn noch ertragen.
Alle. Es geht nicht, Euer Gnaden, es ist nicht zum existieren.
Sopie. Nun, so nehmt dieses kleine Geschenk (sie gibt jedem einige Silberst��cke) und st?rkt eure Geduld damit, vielleicht geht es doch.
Alle. Ach! Wir k��ssen die Hand, Euer Gnaden.
Kutscher. Wir werden halt sehen, ob wir auskommen k?nnen mit ihm.
Habakuk. Solang wir mit dem Geld auskommen, kommen wir schon mit ihm auch aus.
Sabine. Und wisse Euer Gnade, er w?r nicht gar so ��bel, der gn?dge Herr--
Kutscher. Ach gar nicht--wenn er nur anders w?r.
Habakuk. Freilich, das ist der einzige Umstand.
Sopie. Doch jetzt geht beruhigt an eure Gesch?fte.
Alle. Gleich, gn?dige Frau. (Ab.)
Kutscher. Euer Gnaden sind halt eine gscheide Frau. Ich sag immer, Euer Gnaden sind einmal ein Kutscher gwesen, weil Euer Gnaden so gut wissen, da? man einen Wagen schmieren mu?, wann er fahren soll. (Lacht dumm und geht ab.)
Sabine (k��?t ihr die Hand). Das ist wahr, Euer Gnaden sind eine Frau, die man in der ganzen Welt suche darf. (Ab.)
Habakuk. Ich versichere Euer Gnaden, ich war zwei Jahr in Paris, aber ein Herz, wie Euer Gnaden zu haben belieben, das ist wirklich, wie man auf franz?sisch sagt, nouveau!

Neunter Auftritt
Lischen. Vorige.
Sopie. Nun endlich seid ihr zur��ck. Wo ist Malchen? Ist August angekommen? Haben sie sich getroffen?
Lischen. Von allen dem wei? ich keine Silbe, gn?dige Frau, ich wei? gar nichts, als da? der M?dchen verfolgende Alpenk?nig eine Jagd gegeben hat, da? mich an dem Ort des Rendezvous eine Angst befallen hat und da? ich ��ber Hals und Kopf zur��ckgelaufen bin.
Sopie. Und Malchen?
Lischen. Wollte ihren Liebhaber erwarten und war nicht zu bewegen, mit zur��ckzugehen.
Sopie. Aber wie kann Sie sich unterstehen, meine Tochter allein zu lassen? Sie leichtsinnige Person, der ich mein Kind anvertraut habe! Ich mu? nur gleich Leute hinaussenden. Wenn ihr ein Ungl��ck widerf��hre! O Himmel, was bin ich f��r ein
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