Der Alpenkonig und der Menschenfeind | Page 4

Ferdinand Raimund
dem Entschlu?, seinen Buchhandel aufzugeben, die Stadt zu fliehen und sich auf seinem gegenw?rtigen Landsitz vor der Zudringlichkeit ?hnlicher Menschen zu verbergen. Hier liest er nun unaufh?rlich philosophische B��cher, die ihm den Kopf verr��cken. Sein Mi?trauen hat keine Grenzen. Er hat die ungl��ckliche Weise, gegen jeden Menschen so aufzufahren, da? er die gleichg��ltigsten Dinge mit einer Art von Wut verlangt. Niemand, selbst die Mutter, kann um ihn weilen. Alles flieht und f��rchtet ihn, und darum hat er jeden im Verdacht der Untreue und g?nnt doch keinem eine Verteidigung. Sein Menschenha? steigt mit jedem Tage, und wir f��rchten f��r sein Leben. Wie gerne w��rden wir alles daf��r tun, ihn von unserer Liebe zu ��berzeugen; doch, wer lehrt ihn den Fehler seiner unbilligen Heftigkeit einsehen und ablegen, womit er sich alles zum Feinde macht und sich der Mittel beraubt, die Menschen aus einem bessern Gesichtspunkte zu betrachten. Deinen Namen d��rfen wir gar nicht aussprechen, er wei?, da? meine Mutter unsre Liebe billiget, und ha?t sie darum bis in den Tod.
August. O grausames Schicksal, warum vernichtest du all meine gl��cklichen Tr?ume wieder? Also kann ich dich nie besitzen, Malchen?
Malchen. Wenn ich nur ein Mittel w��?te, dich zu erringen! W?r ich frei wie jener Vogel, der sich so fr?hlich in der blauen Luft dort wiegt, ich z?ge mit dir durch die ganze Welt. Gl��ckliches beneidenswertes Tier! Wer darf dir deine Freiheit rauben? (Astragalus schie?t den Vogel aus der Luft. Man sieht ihn aber nicht fallen. Malchen erschrickt.) Ha!
Astragalus (immer im rauhen Tone). Des Sch��tzen Blei, weil du die Frage stellst.
Malchen (blickt hinauf). O August, sieh!
August. Wer bist du, grauer Wundermann?
Astragalus. Den Alpenk?nig nennt man mich.
Malchen. Der Alpenk?nig! wehe mir! (Sinkt ohnm?chtig in Augusts Arme.)
August. Was ist dir, Malchen? H��lfe, H��lfe, steht ihr bei!
Astragalus (lachend). Da m��ssen Steine sich erbarmen selbst. Hab Mitleid, Fels, und ?ffne schnell dein Herz! (Er sto?t mit dem Kolben des Gewehrs an den Fels. Der Fels ?ffnet sich, man sieht einen kleinen Wasserfall, der ��ber Rosen sprudelt, an dem zwei Genien lauschen, sie fangen mit goldnen Muscheln Wasser aus der Quelle und besprengen Malchen damit.) Erwache, T?rin, die sich Fl��gel w��nscht und so die Erde h?hnt!
August. Sie schl?gt das Auge auf. Wie ist dir, Malchen?
Malchen. Ach, wie kann mir sein! Ich habe den Alpenk?nig erblickt. Jetzt bin ich gewi? um vierzig Jahre ?lter geworden. Erkennst du mich noch, August?
August. Bist du von Sinnen? Was hast du denn?
Malchen. Ach, Falten habe ich, lieber August, viele tausend Falten. Ich mu? entsetzlich aussehen. Sieh mich nur nicht an!
August. Was f?llt dir ein! Du bist so sch?n, als du es immer warst.
Malchen. Sch?n w?r ich? Gewi?? Und h?tte keine Falte, keine einzige?
August. Gewi? nicht.
Malchen. Ach du lieber Himmel, wie danke ich dir! Nein, eine solche Angst hab ich in meinem Leben noch nicht ausgestanden!
August. Was war dir denn?
Malchen. Nun, Lischen sagte mir, ein M?dchen, das den Alpenk?nig sieht, w��rd um vierzig Jahre ?lter.
Astragalus (tritt vor). So sagte sie?
Malchen. Ach! da ist er schon wieder! (Verh��llt das Gesicht.)
Astragalus. Seid ohne Furcht und horcht, was Alpenk?nig spricht. Schon zweimal sah ich eurer Herzen Brand Wie Morgenrot auf Lilienschnee ergl��hen Und Tr?nen, edler Sehnsucht nur verwandt, Leidk��ndend ��ber eure Wangen ziehen. Und weil mich dies so inniglich erfreut, Da? ihr so seltsam treu noch denket, Hab ich euch meine F��rstengunst geweiht Und eure Lieb mit meinem Schutz beschenket. (Zu Malchen.) Ich wei? um deines Vaters Menschenha?, Hab ihn belauscht, wenn er den Wald durchrannte Mit Ebersgrimm, auf Bergesgipfel sa? Und seinen Fluch nach allen Winden sandte. Doch la?t darum den treuen Mut nicht sinken. Erkennen wird mit seinem Wahnsinn rechten. Die Sterne werden bald zur Brautnacht winken, (zu Malchen) Und Alpenk?nig wird den Kranz dir flechten. (Ab.)

Sechster Auftritt
August. Malchen.
Malchen. Hast dus geh?rt, August, ists ein Traum, wir sollen gl��cklich werden?
August. Wir wollen seinem Worte glauben. Und obwohl ich seine Existenz f��r ein M?rchen hielt, mu? ich sie f��r wahr erkennen, wenn ich nicht ungerecht gegen meine Sinne handeln will.
Malchen. Komm, wir wollen meiner Mutter alles erz?hlen, ich werde schon sehen, da? du mit ihr sprechen kannst. La? uns vertrauen auf den Alpenk?nig. Er scheint nicht b?s zu sein, ich hab ihm auch dreist ins Auge geblickt, und es hat mir nichts geschadet, nicht wahr, lieber August? Ich bin um gar nichts ?lter geworden?
August. Nein, liebes Malchen. Seit ich dich wiedersehe, kaum um eine Stunde.
Malchen. Um eine Stunde nur? (Ihm sanft ins Auge blickend.) Nun, eine Stunde kann ich schon verschmerzen und es war eine gl��ckliche, denn ich habe sie mit dir verlebt.
August. O gutes Malchen, wie begl��ckst du mich!
(Beide Arm in Arm ab.)

Siebenter Auftritt
Verwandlung Zimmer auf Rappelkopfs Landgut.
Sophie. Sabine. Der Kutscher. Die s?mtliche Dienerschaft.
Chor. Euer Gnaden sind so g��tig, Doch wir haltens nimmer aus. Unser Herr ist gar zu w��tig, Und das treibt uns aus dem Haus. Niemand kann bei ihm bestehn, Und wir wollen alle gehn.
Sopie.
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